100 Jahre Kriegsende: Draguignan erinnert auch an Opfer aus Tuttlingen
13.11.2018
Auch an die Tuttlinger Kriegsopfer wurde bei den Feierlichkeiten erinnert, mit denen Draguignan dem Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren gedachte. In die Gedenkfeier in der französischen Partnerstadt wurden auch OB Michael Beck und eine Delegation des Tuttlinger Gemeinderates einbezogen.
Gedenken: OB Michael Beck und sein Amtskollege Richard Strambio legen ein Blumengebinde am Kriegerdenkmal in Draguignan nieder.
„Es gab im Ersten Weltkrieg keine Sieger“, sagt Draguignans Bürgermeister Richard Strambio, „im Krieg verlieren alle – und die Entwicklungen nach dem Ersten Weltkrieg führten zur nächsten Katastrophe Europas.“ Vor diesem Hintergrund war es Strambio auch wichtig, dass die Gedenkfeiern in Draguignan nicht – wie oft in Frankreich üblich – als Feier des Sieges zelebriert werden, sondern dass auch die Versöhnung und die europäische Einigung betont wurden – und zwar mit Gästen aus der deutschen Partnerstadt Tuttlingen.
Eine Delegation mit OB Michael Beck sowie Vertretern der Gemeinderatsfraktionen reiste daher am Wochenende in die Provence und wurde Teil der Feierlichkeiten, mit denen Draguignan dem Jubiläum gedachte. OB Michael Beck nahm die Einladung gerne an: „Wir leben in Zeiten, in denen die europäische Einigung immer mehr in Frage gestellt wird – sei es in Großbritannien, in vielen Ländern Osteuropas oder durch die populistischen Parteien in unseren Ländern. Wir müssen daher gegen nationale Egoismen und für eine weltoffene Gesellschaft kämpfen – auch auf unserer lokalen Ebene“, so Beck in seiner Rede bei der offiziellen Feierstunde im Jardin Anglès in der Mitte der Partnerstadt. Im Anschluss legten Beck und Strambio sowie Vertreter der Gemeinderäte beider Städte Blumengebinde nieder – neben zahlreichen anderen Würdenträgern der Partnerstadt sowie der in Draguignan ansässigen Militärschule.
Die Feierstunde war der Höhepunkt einer ganzen Gedenkwoche, mit der Draguignan dem Waffenstillstand vor 100 Jahren gedachte. Und deutlich wurde dabei, dass der Erste Weltkrieg im Bewusstsein der Franzosen deutlich tiefer verankert ist, als dies in Deutschland der Fall ist. An „la Grande guerre“ – den „Großen Krieg“ – wurde mit einer Vielzahl an Vorträgen, Ausstellungen und Feierstunden erinnert: In der Kirche St. Michel zelebrierte der Bischof von Fréjus-Toulon eine Gedenkmesse. Die Straßen waren blau-weiß-rot beflaggt – und als Symbol der Versöhnung auch in schwarz-rot-gold. Als weiteres Zeichen des gemeinsamen Gedenkens stehen in der Weltkriegs-Ausstellung im Rathaus von Draguignan auch zwei Tafeln mit den Namen der 580 Menschen aus Tuttlingen, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben verloren.
Ein von der Stadt Tuttlingen gestifteter Gingko-Baum erinnert künftig an die gemeinsame Feier. Er steht für die dauerhafte Freundschaft zwischen den beiden Städten – und soll vor den Schrecken der Kriege warnen. Denn der Gingko ist auch ein Friedenssymbol: Weil Gingko-Bäume zu den wenigen Pflanzen gehörten, die den Atombombenabwurf auf Hiroshima überlebten.
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