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Anprache von Politik und Ärzten (18. November)

In dem Video sieht man vier Personen in die Kamera sprechen.

Dr. med. Matthias Szabo, Pandemiebeauftragter der Kassenärztlichen Vereinigung im Landkreis Tuttlingen

Liebe Mitmenschen,

ich spreche Sie heute nicht als Vorsitzender der Ärzteschaft im Landkreis Tuttlingen an, auch nicht als Pandemiebeauftragter der KV Baden-Württemberg im Landkreis Tuttlingen, sondern ich spreche Sie als Mensch und als Arzt an. Ich werde Ihnen zwei Fragen stellen. Sie brauchen mir keine Antwort geben, die Fragen können Sie selber beantworten, wenn Sie heute Abend mit Ihren Geliebten am Tisch sitzen.

Meine erste Frage: Warum wollen Sie einfach den Fluss schwimmend überqueren, mit dem Risiko, dass Sie eventuell ertrinken, wenn Sie einfach die Brücke nehmen können, einfach über die Brücke gehen können?  Ohne Risiken?

Und meine zweite Frage an Sie, was Sie mir auch nicht beantworten müssen, aber was Sie sich selber beantworten sollen, ist:  Warum wollen Sie unsere Empfehlungen nicht wahrnehmen? Warum bleiben Sie weiterhin skeptisch? Und ich finde es paradox: Sie wollen sich nicht überzeugen lassen von uns aber andererseits, wenn es Ihnen richtig schlecht geht, dann rechnen Sie damit, dass Sie von uns Hilfe bekommen. Also auf der einen Seite wollen Sie unsere Aufklärung nicht akzeptieren, aber wiederum wenn es Ihnen schlecht geht, dann rechnen Sie damit, dass wir Ihnen helfen.

Dr. Michael Kotzerke, Chefarzt Klinikum Landkreis Tuttlingen

Ich sag’s mal ganz offen: Uns steht das Wasser bis zum Hals. Soll ich einem Herzpatienten die Krankenschwester weg nehmen, damit sie einen Covid-Patienten versorgen kann? Es wird jetzt sehr eng. Wenn ich die umliegenden Kliniken anrufe, und möchte einen beatmeten Covid-Patienten verlegen, dann sagen sie: Wir haben zu. Wir haben keinen Platz mehr. So sieht es im Moment aus. Wir bemühen uns im Klinikum Tuttlingen für jeden Patienten eine gute Lösung zu finden. Für jeden Covid-Patienten – und für jeden anderen Patienten. Aber es wird jetzt sehr eng. Ich sag mal so: Ich ziehe meinen Hut vor jedem, der seine Meinung ändert und jetzt doch zur Erstimpfung geht. Dankeschön.

Stefan Bär, Landrat

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

ich möchte nochmals für das Impfen werben. Impfen macht den Unterschied. Ja, es stimmt. Auch geimpfte Personen können sich anstecken. Auch geimpfte Personen können es weitergeben. Und teilweise liegen auch geimpfte Personen bei uns im Klinikum. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass das Risiko, dass die Schwere des Krankheitsverlaufs sehr hoch ist, diese Wahrscheinlichkeit ist bei den geimpften Personen um einen deutlichen Faktor geringer als bei ungeimpften Personen. Die individuelle Freiheit eines jeden Einzelnen ist ein wichtiges Gut. Aber sie ist nicht grenzenlos. Sie hört dort auf, wo sie an der Freiheit des anderen kratzt. Und in der Situation sind wir jetzt. Wir haben auf der Intensivstation überwiegend, 80 bis 90 Prozent, ungeimpfte Menschen liegen. Wäre davon nur die Hälfte geimpft, ginge es uns schon wesentlich besser. Das müssen wir begreifen. Und deshalb ist Impfen ein Schutz für sich selbst, ein Schutz für Dritte, aber vor allem ein wesentlicher Schritt, damit wir aus dieser Situation herauskommen. Sie helfen uns allen. Gehen Sie zum Impfen!

Michael Beck, Oberbürgermeister

Heute vor einem Jahr stand ich auch hier und habe versucht, an die Corona-Regeln zu erinnern. Wir könnten weiter sein, aber leider sind wir an einem Punkt wie vor einem Jahr. Die Pandemie grassiert, die Inzidenz ist so hoch wie nie zuvor, und in dieser Lage müssen wir alle Möglichkeiten nutzen, um eine weitere Ausbreitung zu vermeiden. Impfen ist das eine, unser Verhalten ist das andere. Wir müssen überlegen, welche Begegnungen wirklich notwendig sind, und was wir verantworten können. Erlaubt ist derzeit noch vieles. Aber nicht alles, was erlaubt ist, ist auch klug und vernünftig. Im Krankenhaus kämpfen Menschen. Die einen für das Leben ihrer Patienten, die anderen um ihr eigenes Leben.  Wir können nicht so tun, als ob nichts wäre und als ob wir einfach so weitermachen könnten. Jeder von uns trägt Verantwortung. Ich bitte Sie mitzuhelfen, diese Pandemie endlich zu überwinden.