Der Rathaussteg soll im Laufe des Sommers fertig gestellt werden. Derzeit laufen die Korrekturarbeiten, bei denen die Brückenhälften nochmals leicht angehoben wurden.
Bei der Montage der beiden Brückenhälften im April wurde die nördliche Brückenhälfte gleich nach ihrem Einbau am nördlichen Ende hin zur Stuttgarter Straße temporär am Fundament fixiert. Dies war nötig, damit die zunächst frei in den Fluss hineinragende Brückenhälfte auch ohne den Druck des Gegenstücks in ihrer Position blieb. Mit bloßem Auge sah es auch so aus, als ob dies gelungen sei. Allerdings setzte sich das Fundament bereits in dieser Bauphase um knapp zehn Millimeter – mit der Folge, dass sich das auskragende Trägerende leicht absenkte und dieser Effekt durch das Auflegen des zweiten Brückensegments eine Woche später noch verstärkt wurde. Das Ergebnis war danach auch vom Ufer aus gut sichtbar: Ein leichter Knick am Stoß in der Brückenmitte.
Diese Probleme sind mittlerweile weitgehend behoben. Als nächstes wird eine 15 Zentimeter starke Betonschicht aufgetragen. Sie bildet die Grundlage der künftigen Fahrbahn und schützt die Holzkonstruktion vor Feuchtigkeit. Außerdem müssen noch die Anschlüsse zur Weimar- und Stuttgarter Straße sowie die Beleuchtung hergestellt werden.
Noch im Laufe des Sommers soll der neue Rathaussteg voraussichtlich für Fußgänger und Radfahrer freigegeben werden.
Das wird der neue Rathaussteg
Die neue Brücke wird doppelt so breit und deutlich schwerer als die alte – was das Projekt auch zur technischen Herausforderung macht.
Rückblick: Der neue Rathaussteg kommt (23. Februar)
Warum braucht Tuttlingen einen neuen Rathaussteg?
Im Herbst 2018 wurde festgestellt, dass sowohl der Rathaussteg als auch der nahezu baugleiche Sängersteg marode sind. Feuchtigkeit hatte tragende Teile so stark beschädigt, dass sie nicht mehr reparabel sind. Nachdem beide Brücken kurzfristig sogar komplett gesperrt waren, wurden sie provisorisch repariert. Schon damals war allerdings klar, dass dies nur ein Provisorium ist und beide Brücken mittelfristig durch Neubauten ersetzt werden müssen.
Die Stadt Tuttlingen schrieb daher einen Architektenwettbewerb aus. Eine der Wettbewerbsbedingungen war, dass die neue Brücke deutlich breiter sein soll. Als einer der wichtigsten Zugänge zur Innenstadt war der alte Rathaussteg mit seinen rund drei Metern Breite deutlich zu schmal. So gab es zum Beispiel keinen Platz für getrennte Fuß- und Radwege.
Der neue Rathaussteg bietet mit sechs Metern Breite hier deutlich mehr Möglichkeiten – gerade auch vor dem Hintergrund, dass Fuß- und Radverkehr künftig eine stärkere Rolle spielen werden. Eine komplette Überdachung wird die Brücke allerdings nicht mehr haben. Dies wäre bei der größeren Breite statisch sehr aufwändig gewesen.
Im Frühjahr 2020 wählte die Wettbewerbsjury einen Entwurf des Stuttgarter Büros schlaich bergermann partner aus. Dieser wird nun für eine Baumsumme von rund 4 Millionen Euro umgesetzt.
sbp/Alberto Sanchez
Wie wird der neue Rathaussteg gebaut?
Ab März 2023 wird zunächst der alte Rathaussteg abgerissen. Nachdem das Dach abgedeckt ist, wird die Brücke auf Höhe der Stütze am Nordufer in zwei Teile zersägt. Diese Teile werden mit einem Autokran ans Ufer befördert und dort vollends zerlegt.
Auch der neue Rathaussteg wird weitgehend aus Holz gebaut. Dazu werden acht je 1,5 auf 27 Meter große Elemente in der Werkstatt vorgefertigt und mit Tiefladern ans Nordufer der Donau transportiert. Dort werden je vier dieser Teile zusammengefügt. Parallel dazu werden an beiden Ufern filigrane Unterkonstruktionen aus Stahl und Beton errichtet.
Auch beim Zusammenbau der neuen Brücke wird ein Autokran verwendet: Er setzt die beiden sechs mal 27 Meter großen Brückenhälften passgenau auf die Unterkonstruktion. Die beiden Hälften werden dann verbunden, die Oberfläche bekommt eine dünne Betonschicht als Fahrbahn, zum Schluss werden Geländer und Beleuchtung montiert.
Da die Brückenelemente über 40 Tonnen wiegen und über eine Entfernung von ungefähr 30 Meter versetzt werden müssen, kommt ein leistungsstarker Autokran zum Einsatz, der bis zu 700 Tonnen anheben kann. Dafür muss der Standplatz am Nordufer der Donau entsprechend befestigt werde.
sbp/Alberto Sanchez
Wo verläuft während des Baus der Verkehr?
Sowohl am Nord- als auch am Südufer der Donau verlaufen Geh- und Radwege unmittelbar am Brückenkopf vorbei. Diese müssen während der gesamten Bauphase gesperrt und verlegt werden. Daher sind auch einige Umleitungen für den Autoverkehr nötig: Der Donauradweg wird aus Westen kommend über den Poststeg in die Weimarstraße und dann über die Groß Buck geführt.
Die Weimarstraße wird zwischen Rathaussteg und Unterer Hauptstraße halbseitig gesperrt und kann nur noch in Richtung Scala-Kino befahren werden. Die Weimarstraße als Ost-West-Achse für den Autoverkehr fällt also vorübergehend weg, die Quartiere der Innenstadt sind aber über Nebenstraßen erreichbar.
Der Fuß- und Radverkehr wird über die Groß Bruck geführt. Dafür entfällt eine Autospur – es gibt also keine getrennten Links- und Rechtsabbieger in Richtung Stuttgarter Straße und Untere Vorstadt. Ein Großteil der Baustelle wird am Nordufer der Donau eingerichtet. So wird ein Teil des Parkplatzes „Donauspitz“ als Lagerfläche benötigt. Die Zufahrt zum Parkplatz wird allerdings immer möglich sein.
sbp/Alberto Sanchez
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