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Coronavirus - Eine Ansprache von OB Michael Beck (23. April)

Oberbürgermeister Michael Beck spricht zur Kamera gerichtet die Mitbürgerinnen und Mitbürger an:

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Corona-Pandemie zehrt an uns allen. Über ein Jahr leben wir nun schon mit Einschränkungen – und wir werden langsam müde. Viele sind entnervt, manche verzweifelt – vor allem diejenigen, die in konkreten Existenznöten leben müssen. Es gibt aber auch Hoffnung: Bereits jeder Fünfte in Deutschland hat mindestens eine Impfung erhalten – und jeden Tag werden es mehr. Und obwohl wir leider nicht so schnell sind, wie manche andere Länder: Es gibt doch Licht am Ende des Tunnels. Umso wichtiger ist es daher, dass wir die vor uns liegenden Monate gut überstehen. Und ob dies quälend lange Monate werden oder ob wir vielleicht schon im späten Frühjahr oder Frühsommer eine Erleichterung spüren werden, hängt vor allem von uns ab – von jedem von uns. Noch aber steigen die Infektionszahlen in ganz Deutschland – und leider auch in Tuttlingen. Wir belegen leider den unrühmlichen Platz drei in Baden-Württemberg nach Heilbronn-Stadt und Landkreis mit einer Inzidenz von 260. Unsere Intensivstation im Klinikum ist voll belegt – in anderen Kliniken sieht es nicht besser aus. Doch so lange sich dies nicht ändert, wird es keine Lockerungen geben können – keine geöffneten Geschäfte, keine Cafés, keine Restaurants, und auch keine großzügigeren Kontaktregeln. Wir alle können aber dazu beitragen, dass diese Zahlen sinken – indem wir weiterhin die Regeln einhalten. Und indem wir uns testen lassen: Regelmäßig – und nicht nur, wenn es der Arbeitgeber vorschreibt oder wir einen Frisörbesuch planen. Denn auch, wenn die Tests nicht hundertprozentig sind: Sie helfen uns, Infizierte früh zu erkennen – und so unnötige weitere Infektionen zu vermeiden. Wir in der Stadt Tuttlingen haben ein dichtes Netz an Stationen aufgebaut, wo man sich testen kann: Man findet sie über die ganze Stadt verteilt, und sie sind an sechs Tagen in der Woche geöffnet. Wir haben alles dafür getan, dass das Testen schnell und einfach geht, dass man es problemlos in den Alltag integrieren kann – nutzen Sie dieses Angebot, das für Sie kostenlos ist. Ich appelliere aber auch an unsere Arbeitgeber: Machen auch Sie es ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern so einfach wie möglich. Machen Sie Testangebote, die möglichst viele Menschen auch nutzen – motivieren Sie ihre Mitarbeiter dazu. Und ich bitte um Ihr Verständnis, dass wir als Stadt in den öffentlichen Stationen nicht ganze Belegschaften testen können, wie bei uns schon angefragt wurde.

Tests sind aber leider keine hundertprozentige Garantie. Und somit auch kein Freibrief, die gängigen Regeln zu missachten. Und so bitterer es ist: Wenn wir einen entspannten Sommer erleben möchten, müssen wir jetzt alle unsere persönlichen Kontakte wieder stärker reduzieren. Wie damals, im ersten Lockdown vor einem Jahr, als wir mit genau dieser Strategie gute Erfolge erzielten konnten. Ich weiß – vielen fällt dies zusehends schwer, werden deswegen nachlässig, treffen sich trotzdem wieder häufiger mit Freunden und Verwandten. Aber genau das ist unser Problem. Dass die Infektionszahlen trotz geschlossener Schulen, Kneipen, Sportanlagen und Geschäfte weiter steigen, liegt sehr stark am privaten Verhalten einzelner.

Ich appelliere daher an Sie: Verzichten Sie wenn möglich ganz auf private Besuche – und wenn, dann treffen Sie sich lieber im Freien als in der Wohnung. Private Feste und Familientreffen sind völlig tabu – auch wenn niemand kontrolliert, was in Ihrer Wohnung passiert. Das Virus ist und bleibt eine Zumutung. Für unsere Lebensgewohnheiten, für unsere Gesellschaft, für unsere Traditionen. Es hilft aber nichts: Wenn wir die Zeit, bis die meisten geimpft sind, gut überstehen wollen, müssen wir uns jetzt anstrengen. Alle. Auch wenn es schwerfällt.