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NATURSCHUTZGEBIET
BÄCHETAL


Im Bächetal zwischen Möhringen und Eßlingen liegt das erste Naturschutzgebiet auf Tuttlinger Gemarkung. Bemerkenswert an dem rund 70 Hektar großen Schutzgebiet sind zum einen die Bach- und Wasserlandschaft in der Talaue, größere Trockenwiesen und im Besonderen die hohe Anzahl an verschiedenen Libellenarten.

Das Naturschutzgebiet Bächetal beginnt gleich nach dem Möhringer Ortsende und reicht bis zur Eßlinger Mühle und auch noch ein Stück ins Tiefental hinein. Landschaftliches Herzstück ist der Möhringer Stausee, der in den 1920er-Jahren zur Stromgewinnung angelegt wurde, allerdings nie ans Netz ging.

Dieses Naturschutzgebiet ist das Ergebnis eines gut 30-jährigen Prozesses. Bis in die 1990er-Jahre war das Tal zu großen Teilen landwirtschaftlich genutzt, die Fläche ausgeräumt, der im Talgrund fließende Krähenbach begradigt.

Diese Begradigung führte immer wieder zu schweren Hochwassern in Möhringen, so dass die ersten Renaturierungsmaßnahmen gleichzeitig auch dem Hochwasserschutz dienten. Das sorgte dafür, dass die verschiedenen Naturschutzprojekte von Beginn an eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung genossen. Über viele Jahre hinweg kaufte die Stadt Tuttlingen Flächen auf, gestaltete den Verlauf des Krähenbaches wieder naturnah und pflanzte standorttypische Gehölze.

Wasserfläche im Naturschutzgebiet

Während die Renaturierung in den ersten Jahren vor allem vom Menschen geplant und umgesetzt wurde, gewann das Projekt ab der Jahrtausendwende eine gewisse Eigendynamik: Zugewanderte Biber sorgten und sorgen bis heute dafür, dass große Teile der Talsohle geflutet wurden und so eine natürliche Auenlandschaft entstand. In dieser entwickelte sich ein beachtlicher Artenreichtum. So wurden unter anderem 24 verschiedene Libellenarten gezählt, ein Alleinstellungsmerkmal besonderer Güte. Das entspricht in etwa einem der Drittel der in ganz Baden-Württemberg vorkommenden Libellenarten.

Etwas abseits vom Wasser gibt es außerdem Magerrasen und blütenbunte Waldsäume mit Seltenheiten wie dem Gebirgshahnenfuß, dem Zwerg-Buchs oder dem Kreuzenzian.

Ab 2015 dokumentierten mehrere Gutachten den hohen ökologischen Wert des Bächetals, so dass es im Juli 2021 formell zum Naturschutzgebiet erklärt wurde.

Mittlerweile werden große Teile des Gebiets weitgehend sich selbst überlassen. Einige Wiesen in Bachnähe werden aber regelmäßig gemäht um eine Verbuschung zu vermeiden und den dort vorhandenen Artenreichtum zu erhalten. Es gibt weiterhin Flächen im Naturschutzgebiet, die land- und fortwirtschaftliche genutzt werden. Hierbei gelten jedoch strenge Auflagen – zum Beispiel ein Düngeverbot.

Ergänzend zur Mahd wertvoller Grünlandflächen startet im Jahr 2023 ein Versuch zur extensiven Beweidung dafür geeigneter Flächen.

Trockenrasen im Naturschutzgebiet

Schon zu Beginn der Renaturierung in den 90er Jahren begleiteten umweltpädagische Maßnahmen das Projekt. So wurde unter anderem ein Bacherlebnispfad angelegt, der mittlerweile, ergänzend zum natürlichen Alterungsprozess, durch die Aktivitäten des Bibers zu großen Teilen geflutet wurde. Von der Stadt Tuttlingen wurde deshalb ergänzend zur NSG-Ausweisung ein neuer, von der EU und dem Land Baden-Württemberg geförderter Naturerlebnispfad konzipiert und im Frühjahr 2023 fertig gestellt.

Der Naturpark Obere Donau, in dessen Einzugsgebiet sich auch das Bächetal befindet, stand, neben dem Regierungspräsidium Freiburg, bei der Entwicklung dieses Naturerlebnispfades und als Ansprechpartner für die Förderung beratend zur Seite.

Die vor Ort montierten Informationstafeln können auch auf dieser website nachgelesen werden (siehe separater Link rechte Seite)

Ein ausgeschildeter Wanderweg von Möhringen in Richtung Esslingen führt bereits heute am westlichen Rande des Naturschutzgebietes entlang. Um interessierten Besuchern einen „tieferen“ Einblick in das NSG zu ermöglichen, wird derzeit eine weitere Wegeverbindung geprüft und soll voraussichtlich im Jahr 2024 realisiert werden.