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Bundesverdienstkreuz für Lutz Beisel - „Zeichen der Menschlichkeit gesetzt“


Lutz Beisel, Gründer des deutschen Zweigs des Kinderhilfswerk „terre des hommes“ wurde am Freitag mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Bei der Feier in den Nendinger Donau-Hallen würdigten OB Michael Beck und Justizminister Guido Wolf die Verdienste Beisels, der mit seinem Engagement einst auf die Schrecken des Vietnamkriegs reagierte.


Ehrung für einen Menschenrechtler (von links): OB Michael Beck, Sigrid Debus-Beisel, Lutz Beisel, Justizminister Guido Wolf.

Erst vor knapp einem Jahr war Beisel mit dem Sozialpreis der Stadt Tuttlingen ausgezeichnet worden. Dass er nun auch das Bundesverdienstkreuz erhielt, wertete OB Michael Beck als „Zeichen, wie sehr Ihre Arbeit auf den unterschiedlichsten Ebenen wertgeschätzt wird.“ Beisel hatte 1967 unter dem Eindruck der Bilder des Vietnamkriegs den deutschen Zweig des Kinderhilfswerks „terre des hommes“ ins Leben gerufen. Heute betreibt „terre des hommes“ 437 Projekte in 37 Ländern, mehreren Millionen Kindern konnte so bereits geholfen werden.

Eine über viele Jahre anhaltende Beharrlichkeit zeichne Lutz Beisel aus, so OB Beck, auch von Rückschlägen ließ er sich nicht entmutigen, auch nicht von der bitteren Erkenntnis, dass auch das beste Projekt nie allen helfen könne, die es nötig hätten. Als Triebfeder für Beisels Engagement sah Beck ein besonderes Maß an Empathie. „Eigentlich sollte die Liebe zum Nächsten selbstverständlich sein, alle Religionen führen sie an - nur leider ist es meist anders.“

„Sie haben Zeichen der Menschlichkeit gesetzt“, so Justizminister Guido Wolf. Den Begriff “terre des hommes“ habe Beisel wörtlich genommen, indem er sich um die „Menschen der Erde“ gekümmert habe. Wolf zeichnete den Werdegang Beisels vom gelernten Schriftsetzer zum hauptamtlichen Menschenrechtler nach und ging auch auf sein Engagement in Tuttlingen ein – unter anderem als Stadtführer sowie in der Flüchtlingshilfe. Sein größTes Werk aber sei nach wie vor „terre des hommes“. „ohne den kosmopolitischen Anthroposophen Beisel gäbe es nicht“, so Wolf. Beisel machte den „entscheidenden Schritt vom Zuschauer zum Helfer.“

Wolf-Christian Ramm, Pressesprecher von „terre des hommes“ Deutschland, ging auf die Haltung Beisels ein, die hinter seinem Engagement steht und mit dem Verdienstkreuz auch gewürdigt wurde: Er sehe Leid nicht als unabwendbares Schicksal sondern als Aufforderung, etwas dagegen zu tun. Dies sei heute so nötig wie vor 50 Jahren – gerade in Zeiten, in denen Seenotretter im Mittelmeer kriminalisiert würden. Beisels stehe mit seinem Engagement an der Seite aller, die gegen Populismus und die Verrohung der Sitten kämpfen.

Stiftungsmanagerin Karin Lammers ging auf persönliche Erinnerungen ein, auf Beisels Mut und Neugierde. Der Geehrte selber empfang vor allem Dankbarkeit: Seine Arbeit bei „terre des hommes“ habe ihm zu „Sternstunden menschlicher Begegnungen“ verholfen. „Ich konnte hier Menschen lernen, über die man nur staunen kann.“