OB Beck nach Besuch der Medica: „Mache mir wegen EU-Verordnung ernsthaft Sorgen“
17.11.2016
Zwiespältig fällt die Bilanz von OB Michael Beck zur Medica aus. Bei seinem Besuch auf der Düsseldorfer Medizinmesse erfuhr er einerseits von einer ungebrochen guten Auftragslage, gleichzeitig aber sind die Sorgen vor allem der kleineren und mittleren Firmen wegen der geplanten Verschärfung der EU-Medizinprodukteverordnung nicht ausgeräumt – im Gegenteil.
Neuigkeiten aus der Medizintechnik: Am Stand von Karl Storz lernten OB Michael Beck und Vertreter der Gemeinderatsfraktionen ein neues 3-D-Verfahren für Chirurgen kennen.
„Um viele unserer Firmen mache ich mir ernsthaft Sorgen“, so Beck nach der Rückkehr von der Medica. „Der Aufwand für zusätzliche Zertifizierungen und das dafür nötige Personal ist für sie kaum zu stemmen“. Die EU-Medizinprodukteverordnung sieht unter anderem vor, dass auch eingeführte und bewährte Produkte regelmäßig re-zertifiziert werden müssen. Bereits in den vergangenen Jahren ist aber der Aufwand für Zertifizierungen schon deutlich gestiegen. „Unsere Ausgaben hierfür haben sich in knapp 20 Jahren mehr als verzehnfacht“, berichtete der Inhaber eines Familienbetriebs – „der Umsatz ist bei weitem nicht in diesem Maße gewachsen.“
Gemeinsam mit Bürgermeister Willi Kamm sowie den vier Stadträten Dr. Hans Roll (CDU), Bodo Kreidler (LBU), Hellmut Dinkelaker (SPD) sowie Carl-Roland Henke (FW) hatte Beck die weltweit größte Medizinmesse besucht und einen Teil der über 30 teilnehmenden Tuttlinger Firmen besucht. „Hier erfahre ich direkt, welche Themen die Unternehmen unserer wichtigsten Branche bewegen“, so der OB. Und während die meisten Unternehmen das Ergebnis der US-Wahlen trotz der von Donald Trump angekündigten Handelsbeschränkungen eher abwartend sahen, zog sich die Sorge wegen der EU-Verordnung durch alle Gespräche.
Dies war auch bei größeren Firmen zu spüren: Sie beziehen nämlich zahlreiche Komponenten für ihre Endprodukte von kleinen Werkstätten vor Ort. „Wenn diese Firmen verschwinden, haben wir ein echtes Problem“, so der Chef eines Betriebes, „und die Frage, ob es sie in fünf bis sechs Jahren noch gibt, ist in der Tat offen.“ Für den Standort Tuttlingen, so OB Becks Einschätzung, hätte das gravierende Folgen: „Gerade die Vielzahl an inhabergeführten mittelständischen Firmen macht die Stärke unseres Clusters aus.“
Welchen herausragenden Ruf Tuttlingen in der Welt genießt, erlebte die städtische Delegation aber auch: Voller Bewunderung war ein indischer Messebesucher, als er erfuhr, dass er sich gerade mit einer Gruppe von Tuttlingern unterhalten hatte: Für ihn und seine Kollegen sei Tuttlingen der „Tempel der Medizintechnik.“
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