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OB Beck: „Eigentümer müssen sich bei Hertie-Immobilie bewegen“


„Beim Hertie-Gebäude sind jetzt die Eigentümer am Zug“, sagt OB Michael Beck. Wenn sich an diesem Standort etwas bewegen soll, müssten die Gebäudebesitzer ihre Position überdenken. Ein Gespräch, das Beck diese Woche mit einem Vertreter der Geschäftsleitung von BNP Paribas Real Estate führte, machte allerdings wenig Hoffnung. Die Stadt bleibt trotzdem bei ihrem Angebot: Für eine Sanierung des Gebäudes gebe es Fördermittel.

Am Rande der Münchner Immobilienmesse Expo Real hatte sich Beck mit Christof Meyer getroffen. Meyer ist Mitglied der Geschäftsleitung der BNP Paribas Real Estate – der Immobiliengesellschaft, die die ehemaligen Hertie-Kaufhäuser vermarktet. Thema des Gesprächs: Wie können Stadt und BNP gemeinsam auf ein neues Konzept für den Standort in der Bahnhofstraße hinarbeiten? Bei seinem Gesprächspartner sah Beck dabei allerdings wenig Verhandlungsbereitschaft: „Ich habe leider den Eindruck, dass es die Eigentümer auch in Kauf nehmen, das Kaufhaus über Jahre leer stehen zu lassen.“

Während rund 14 der gut 64 ehemaligen Hertie-Häuser bereits verkauft sind, ist für Tuttlingen noch alles offen. Denkbar wären dabei zwei Optionen: Entweder BNP Paribas verkauft die Immobilie im Auftrag der Besitzer oder vermietet sie. Bei beiden Varianten, so Beck, müssten sich die Eigentümer aber bewegen: Der geforderte Kaufpreis sei „völlig überzogen und in keinem Bezug zum Marktwert,“ so Beck. Zwar gibt es hier mit Blick auf den Sanierungsbedarf des Gebäudes erste Anzeichen für ein Entgegenkommen. Eine Bereitschaft, selber in das betagte Gebäude zu investieren, ließen die Eigentümer bis jetzt aber nicht erkennen.

Letzteres ist aber für Beck die entscheidende Voraussetzung, damit die Stadt einen Neuanfang unterstützt. Denn ohne eine technische und optische Aufwertung des Baus aus den 1970er-Jahren werde sich kein Mieter finden, der hier auch künftig ein hochwertiges Angebot führt. Dies müsse aber Ziel der Stadtentwicklung sein, so der OB: „Wir brauchen an dieser Stelle eine hochwertige Nutzung. Nur sie bringt den erwünschten Effekt für das Quartier und die gesamte Innenstadt.“ Ein Billiganbieter dagegen könne nicht den früheren Einzelhandelsmagneten Hertie ersetzen. Für einen geringfügigen Umbau des ehemaligen Kaufhauses zum Schnäppchenmarkt gebe es daher auch keine Zuschüsse der Stadt.

Anders sieht es bei einem Erfolg versprechenden Konzept aus: „Das Kaufhaus liegt im Sanierungsgebiet Westliche Innenstadt“, erklärt Beck, möglich seien daher zwei Arten der Förderung: Wird das Gebäude generalsaniert, kann die Stadt einen Teil der Kosten aus dem Förderprogramm bezuschussen. Und wenn ein Investor einen Neubau plant, kann die Stadt den Abriss des Altbaus zu großen Teilen bezahlen.

„Wenn dieser Teil der Innenstadt Einzelhandelsstandort bleiben soll, muss hier etwas entstehen, was langfristig auf die ganze Umgebung ausstrahlt“, so der Oberbürgermeister. Von kurzfristigen Zwischennutzungen halte er dagegen nichts, ebenso wenig von übereilten Aktionen. Auch mit der Veranstaltung unter dem Titel „Hertie-Wiedereröffnung“ am Verkaufsoffenen Sonntag habe die Stadt daher nichts zu tun: „Wir stellen der privaten Initiativgruppe zwar Informationen zur Verfügung, Veranstalter sind wir aber nicht.“ Beck befürchtet eher, dass der Titel der Veranstaltung für Missverständnisse sorgt. „Die Lage ist leider nicht einfach. Wir dürfen daher nicht den Eindruck erwecken, dass es hier eine schnelle Lösung gibt.“