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Integrationsmanager ziehen erste Bilanz: „Die Leute wollen was erreichen“


Im Februar 2018 nahmen die Integrationsmanager der Stadt Tuttlingen ihre Arbeit auf. Die Bilanz nach einem Jahr fällt positiv aus. „Wir haben rund 1.000 Flüchtlinge in der Stadt, und die Lage ist nach wie vor ruhig – das ist auch das Verdienst der Integrationsmanager und der ehrenamtlichen Helfer“, so OB Michael Beck.


Kümmern sich um die Integration (hintere Reihe): Fachbereichsleiter Klaus Jansen, Abteilungsleiter Ralf Scharbach, OB Michael Beck; Vordere Reihe: Die Integrationsmanager Felix Haller, Barbara Heni, Carmen Neff, Dagmar Wolf und Claudia Kreller.     


Sie helfen bei Behördenpost und der Wohnungssuche. Sie beraten Familien bei Fragen zu Schule und Kindergarten. Sie unterstützen bei der Suche nach dem richtigen Sprachkurs und vor allem auch bei der Arbeitssuche. Seit einem Jahr sind bei der Stadt fünf Integrationsmanager beschäftigt, die sich drei Vollzeitstellen teilen. Finanziert werden sie zu großen Teilen über den „Pakt für Integration“ des Landes Baden-Württemberg.

„Ich bin froh, dass wir für diese Aufgabe qualifizierte und vor allem motivierte Mitarbeiter gefunden haben“, sagt OB Michael Beck. Ihm war es wichtig, dass die Integrationsmanager direkt bei der Stadt angestellt werden. „Ich fühle mich für die Menschen in dieser Stadt verantwortlich – egal, wo sie herkommen. Also ist es auch Aufgabe der Stadt, sich um sie zu kümmern.“

Hauptsächlich für die Geflohenen, die 2015 und 2016 nach Tuttlingen kamen, sind die Integrationsmanager verantwortlich -  nach diesen Zahlen bemisst sich auch der Personalschlüssel des Landes. „Wir helfen aber jedem, der Bedarf hat – auch wenn er schon 2009 kam“, sagt Ralf Scharbach, Leiter der Abteilung Integration. In der Regel sprechen die Integrationsmanager ihre Klienten direkt an, die weitere Zusammenarbeit ist dann freiwillig. Auf dieser Basis wurden bis jetzt mit 100 Geflohenen sogenannte Integrationspläne vereinbart. Sie legen zum Beispiel fest, welche Sprachkurse oder sonstige Qualifizierungen noch zu besuchen sind.

Als „sehr herausfordernde Arbeit“ beschreibt Integrationsmanagerin Dagmar Wolf ihre Aufgabe. Und wie bei allen im Team mischen sich Erfolgserlebnisse und Frustration. „Ich habe mit einem Akademiker zu tun, der fünf Sprachen spricht, dessen Abschlüsse aber nicht anerkannt werden. Mehr als Aushilfsjobs sind für ihn nicht drin“, berichtet Claudia Kreller. „Vor allem Geduldete ohne Arbeitserlaubnis stecken in einer Sackgasse – das nimmt einen schon mit“ sagt Felix Haller. Auf der anderen Seite erleben die Integrationsmanager hautnah mit, wie schnell sich manche Geflohene in Deutschland einleben: „Manche entwickeln sich unwahrscheinlich schnell – man sieht, dass diese Leute etwas erreichen wollen“, so Dagmar Wolf.

Einen wichtigen Schritt erreicht haben schon 48 der 170 Geflohenen, mit denen die Integrationsmanager in Kontakt stehen: Sie haben einen festen Job. Weitere 14 sind auf der Suche, die anderen können derzeit noch nicht vermittelt werden – mit meist nachvollziehbaren Gründen: Sie besuchen Sprachkurse oder Qualifizierungsmaßnahmen oder betreuen kleine Kinder.

Eng zusammen arbeiten die Integrationsmanager mit den Ehrenamtlichen der Ini Asyl. Diese betreuen nach wie vor viele Familien auf privater Basis. „Die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen sorgt dafür, dass es in unserer Stadt nach wie vor ruhig ist – das muss man immer wieder betonen“, so OB Michael Beck. Und die Zusammenarbeit bleibt wichtig: „Alle könnten wir auch nicht erreichen“, sagt Carmen Neff. Gleichzeitig bräuchten aber auch nicht alle Flüchtlinge in Tuttlingen Unterstützung. Viele haben sich schon so gut eingelebt, dass sie ohne Hilfe zurechtkommen.

Ziel der Integrationsmanager ist es, ihre Klienten dahin zu begleiten – wie auch den jungen Mann aus Nigeria, von dem Barbara Heni erzählt. Nachdem er bereits einen Job beim städtischen Bauhof hatte, wollte er sich auch ehrenamtlich engagieren. Barbara Heni nahm Kontakt zur Freiwilligen Feuerwehr auf. Dort ist er jetzt aktiv. „Er war so stolz, als er seine Uniform  bekam.“  
 

Moltkestraße 34: Weniger Bewohner, Lage wieder ruhig


Anfang letzten Jahres sorgte die Sammelunterkunft in der Moltkestraße für Schlagzeilen: Drogen und Gewalt sorgten für Probleme, die Polizei war ständig zu Gast. Mittlerweile ist das Problem gelöst: „Die Moltkestraße ist frei von Gewalt“, berichtet Ralf Scharbach.

Möglich wurde dies vor allem, weil die Zahl der Bewohner drastisch reduziert wurde. Als die Stadt die Unterkunft vom  Landkreis übernahm, lebten dort noch 47 Flüchtlinge, teils in Drei- und Vierbettzimmern. Mittlerweile sind es nur noch 12. Und vor allem diejenigen, die für Probleme gesorgt hatten, wurden anders untergebracht. Außerdem erhielten Besucher, die öfters auffällig wurden, ein Hausverbot. „Mittlerweile“, so Scharbach, „konnten wir auch die Security deutlich zurück fahren.“