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Ortschaften erhalten mehr Eigenverantwortung - Nendinger Halle kommt ein Jahr früher


Die Tuttlinger Teilorte erhalten mehr Eigenständigkeit. Bedeutende Projekte werden künftig in den Ortschaften selber angestoßen und koordiniert, die Verwaltung arbeitet dann den Ortsvorstehern zu. Als erstes wird der Bau der Nendinger Mehrzweckhalle nach diesem Muster organisiert - und zwar ein Jahr früher als geplant: Statt 2009 ist der Spatenstich schon 2008.

"Wir geben den Ortschaften und den Ortsvorstehern mehr Freiheit und mehr Verantwortung", sagt Oberbürgermeister Michael Beck und weist den Ortsvorstehern dadurch eine ganz neue Rolle zu: "Künftig geben Sie die Schlagzahl vor", sagte er. "Sie bestimmen, wie ein Projekt in Angriff genommen wird." Das heißt freilich nicht, dass die ehrenamtlichen Ortsvorsteher künftig die Arbeit der hauptamtlichen Verwaltungsmitarbeiter übernehmen sollen. Ihre Aufgabe wird es vielmehr sein, die Fahrtrichtung vorzugeben und die entsprechenden Leistungen einzufordern. Dabei werden die Fachbereiche im Tuttlinger Rathaus den Ortsvorstehern zuarbeiten - und die Geschäftsstellen in den Ortsteilen werden die organisatorischen Alltagsarbeiten, die mit einem Großprojekt verbunden sind, in die Hand nehmen.

Oberbürgermeister Beck verspricht sich von der neuen Regelung, dass Projekte in den Ortschaften künftig reibungsloser und schneller umgesetzt werden können. Bisher war es so, dass die Vorgaben verwaltungsintern erarbeitet und dann in den Ortschaften vorgestellt wurden. Wenn von dort dann Anregungen oder Ergänzungswünsche kamen, waren nachträgliche Änderungen nötig. "Wenn die Federführung jetzt in den Ortschaften direkt liegt, dürfte uns das einiges an Reibungsverlusten ersparen", so Beck. Die letzte Entscheidung bleibt freilich beim Gemeinderat: Er muss weiterhin die verbindlichen Beschlüsse fassen - und natürlich auch die Gelder freigeben.

Erstmals konkret wird das Verfahren beim Bau der neuen Nendinger Mehrzweckhalle. Hier wird Ortsvorsteher Hans-Dieter Schwarz Projektleiter, ihm zur Seite stehen eine Projektgruppe aus Reihen des Ortschaftsrates und der Nendinger Vereine. Nach deren Vorschlägen werden die entsprechenden Fachbereiche der Verwaltung dann zuarbeiten. Ortsvorsteher Schwarz freut sich auf diese neue Form der Zusammenarbeit. "Ich bin sicher, dass die enge Kooperation zwischen Ortschaftsrat und Fachbereichen gut funktionieren wird."

Was die Nendinger dabei besonders freut: Die Halle kommt ein Jahr früher als ursprünglich geplant. Bereits 2008, so hatte der Gemeinderat im Rahmen der Haushaltsberatungen beschlossen, ist Spatenstich für das 4-Millionen-Euro-Projekt. Ursprünglich hätte erst 2009 Startschuss sein sollen.

Die Nendinger Halle ist das größte von mehreren Pilotprojekten, die nach dem neuen Muster organisiert werden. In Möhringen wird die Sanierung der Anton-Braun-Brücke nach dem gleichen Muster koordiniert, in Esslingen werden Ortsvorsteher Siegfried Aberle und seine Räte den Bau eines Radwegs in die Hand nehmen.

Die Ortsvorsteher sind mit der neuen Regelung ausgesprochen zufrieden. "Das haben wir schon seit langem als Wunsch formuliert", sagt Möhringens Ortsvorsteher Michael Seiberlich, "das ist genau das, was wir schon seit Jahrzehnten wollten."