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Hausbesuche in der Nordstadt


Ab Oktober werden in der Nordstadt die ersten neuen Blumenkübel zur Verkehrsberuhigung aufgestellt. Die Standorte hat die Stadt mit den Anliegern abgestimmt – so eng wie noch nie zuvor.

Hausbesuche

Eigentlich sah auf dem Plan alles ganz logisch aus. Platz für einen Blumenkübel wäre da gewesen, von der Verkehrsführung wäre er auch sinnvoll – doch vor Ort wurde Margit Kiechle eines Besseren belehrt: Genau dort, wo die Stadt die Verkehrsbremse platzieren wollte, lässt sich ein gehbehindertes älteres Ehepaar immer mit dem Auto absetzen. „Der Kübel wird jetzt ein paar Meter versetzt aufgestellt“, sagt die bei der Stadt Tuttlingen beschäftigte Stadtplanerin. „Das ist ja kein Problem – wenn man es rechtzeitig weiß.“

Dass solche Konflikte schon im Vorfeld vermieden werden, ist Sinn der Bürgerbeteiligung. Und die fällt bei der Verkehrsberuhigung der Nordstadt besonders intensiv aus – in zweierlei Hinsicht: Zum einen werden die Bürger detailliert in die Planung einbezogen und über persönliche Besuche informiert. Zum anderen werden sie sich auch später bei der Pflege der Pflanztröge engagieren.

Begonnen hatte es mit einer Info-Veranstaltung im Elias-Schrenk-Heim im Oktober letzten Jahres. Dort erklärten sich rund 30 Anlieger bereit, als Kübel-Paten die Pflege der geforderten Verkehrshindernisse zu übernehmen - schließlich hatte Oberbürgermeister Michael Beck im Rahmen der Versammlung die Devise ausgegeben, dass bevorzugt dort verkehrsberuhigt wird, wo sich auch die Bürger einbringen. Daraufhin zeichnete der städtische Fachbereich Planung und Bauservice einen Vorentwurf und legte fest, wo die Kübel auch verkehrstechnisch sinnvoll sind. Mit diesem Plan waren Margit Kiechle und Christoph Dreher vom Fachbereich Tiefbau jetzt vor Ort unterwegs, suchten gezielt die potenziellen Kübel-Paten auf, erklärten das Verkehrskonzept für die Nordstadt und stimmten die Standorte im Detail ab. „Das macht zwar viel Arbeit“, berichtet Kiechle, „aber dafür ersparen sich alle Beteiligten eventuellen Ärger hinterher.“

In manchen Fällen bekamen Kiechle und ihre Kollegen freilich schon jetzt die Enttäuschung der Bürger zu spüren – wenn zum Beispiel kein Kübel vor dem Haus eines Interessenten aufgestellt werden kann, weil genau dort ein Linienbus eine enge Kurve nehmen muss. Oder weil an anderen Stellen das Gefälle schlichtweg zu steil ist. „Allen kann man es leider nicht recht machen“, sagt Kiechle.

Ab Oktober werden die ersten Pflanztröge nach den überarbeiteten Plänen aufgestellt, zunächst im Eichbühl. Damit ist dann das für dieses Jahr geplante Kontingent von zehn Kübeln auch erschöpft, als nächstes sind der Schildrain und die Scheffelstraße an der Reihe. Und wie viele Kübel wo platziert werden, hängt auch hier von der Pflege-Bereitschaft der Bürger ab.