Neue Ausstellung im Fruchtkasten: Made in Tuttlingen - Vom Messer zum Instrument
"Made in Tuttlingen: Vom Messer zum Instrument" heißt die neue Ausstellung im Fruchtkasten, die am Sonntag, den 3. Dezember 2006 um 17 Uhr eröffnet wird. Dargestellt werden Anfänge, Vorläufer und Ursachen der Entwicklung der Medizintechnik in der Region Tuttlingen.
Meisterbrief des Johannes Schatz aus dem Jahr 1843
Bei der Studie der Initiative für "Neue soziale Marktwirtschaft" ging der Landkreis Tuttlingen beim Vergleich von 435 Kreisen und kreisfreien Städten in der Bundesrepublik Deutschland bei der Arbeitsplatzversorgung als Sieger hervor. Grund genug, nach den Anfängen, Vorläufern und Ursachen der heute prosperierenden Sparte Medizintechnik in unserer Region zu fragen.
Angefangen hat alles mit dem Rohstoff Eisen, der reichlich vorhanden war. Er wurde seit 1696 im Ludwigstal gewonnen und zog viele Messerschmiede nach Tuttlingen. Von zwei ortsansässigen Handwerkern zu Beginn des 18. Jahrhunderts stieg die Zahl bis 1866 auf 112 Messerschmiede.
Die sogenannten "Krauterer" produzierten schließlich mehr als in Tuttlingen gebraucht wurde. Sie gingen deshalb zu Fuß auf schlechten Straßen und Waldwegen auf die Märkte nach Baden und in die Schweiz - oft sogar bis Zürich und Chur.
Gottfried Jetter spezialisierte sich dann im Jahre 1867 auf die Herstellung chirurgischer Geräte. Vom Messerschmied wurde er so zum Instrumentenmacher. Er gründete einen Handwerksbetrieb. Neue Entdeckungen und Entwicklungen in der Medizin trugen ihren Teil dazu bei, dass sich der Betrieb ständig erweitern konnte. Auf der Weltausstellung in Wien 1873 bekam Gottfried Jetter eine Verdienst-Medaille in der Rubrik "Wissenschaftliche Instrumente" verliehen. Jetter hatte die Aufmerksamkeit der Fachleute auf sich gezogen und damit den Grundstein für seine aufstrebende Fabrik gelegt. Außer Jetter stellte das Tuttlinger Messerschmiede-Kollektiv in Wien aus. In dieser Gruppe waren auch drei Messerschmiede, die chirurgische Instrumente zeigten: Gustav Bofinger, Jakob Link und Adam Storz. Vom Augeninstrument bis hin zur Geburtszange reichte deren Repertoire.
Als die Firma Jetter und Scheerer dann 1893 die Weltausstellung in Chicago beschickte, wurde dies zum Anlass genommen, eine Zweigniederlassung in New York zu gründen, die "Kny-Scheerer Co.", die den deutschen Instrumenten einen ausgedehnten Absatzmarkt weit über die Grenzen der USA sicherte. Ein neuer Kontinent war erreicht und die Wege für Tuttlingen als Weltzentrum der Medizintechnik waren geebnet.
Bild von Gottfried Jetter mit seiner Mannschaft um 1870
Info:
Die Ausstellung wird im Fruchtkasten, Donaustraße 50, gezeigt. Sie schlägt einen Bogen von der Gründung des Hüttenwerks Ludwigstal über das Messerschmiedehandwerk bis hin zu Spezialisierung auf medizinische Instrumente. Der Eintritt ist frei. Sie ist dienstags, donnerstags, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr bis 15. April kommenden Jahres geöffnet. Die Ausstellungseröffnung durch Ersten Bürgermeister Emil Buschle findet am 3. Dezember um 17 Uhr im Foyer des Rathauses statt.
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