Vorlesen

Stadt ehrt Dr. Dieter Egle - Jahrzehntelanges Engagement für Tuttlingen


Dr. Dieter Egle erhält von der Stadt Tuttlingen das Ehrengeschenk verliehen. Zur Feierstunde am 28. September wird auch der CDU-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Volker Kauder, als Festredner erwartet.

Stadt ehrt Dr. Dieter Egle

Es gab ein Klischee, gegen das sich Dr. Dieter Egle schon immer gewehrt hat. "Tuttlingen war auch früher keine graue Maus", erklärt er vehement. Schon vor Jahrzehnten gab es in Tuttlingen lebendige Kultur und auch viel Sehens- und Liebenswertes. Doch eines räumt Egle auch ein. "Es war früher wesentlich schwerer, sich gegen dieses Bild zu wehren." Denn dass sich seit den 70er-Jahren viel getan, betont Egle auch. Und daran ist er nicht ganz unbeteiligt.

Dr. Dieter Egle hat die Entwicklung Tuttlingens während der letzten 30 Jahre entscheidend mitgeprägt. Und dass ihm die Stadt am 28. September das Ehrengeschenk verleiht, ist eine Auszeichnung dieses Engagements: "Dr. Dieter Egle ist einer der herausragenden Kommunalpolitiker unserer Stadt," so Oberbürgermeister Michael Beck, "er ist ein Bürger, der sich über viele Jahre hinweg ehrenamtlich für die Tuttlingerinnen und Tuttlinger einsetzte."

Am meisten Spuren hat der 65-jährige ehemalige Inhaber der Honberg-Apotheke als Kommunalpolitiker hinterlassen. Schon 1961 übernahm er den Vorsitz der Jungen Union Tuttlingen - Egle war damals gerade 19 Jahre alt. 1974 wählte ihn die Tuttlinger CDU zum Vorsitzenden, 1975 zog er in den Gemeinderat ein, 1979 auch in den Kreistag. "Es war eine Zeit der Umbrüche", sagt Egle heute über seine ersten Jahre im Stadtparlament, "die Stadt und die Stadtteile mussten erst zusammenwachsen. Und dann standen große Aufgaben wie die Umgestaltung der Innenstadt vor uns." Aufgaben, die nicht immer ohne Konflikte gelöst wurden. Ob Parkhaus oder Stadthalle, ob Galerie oder Stadtbibliothek - Dr. Dieter Egle erinnert sich an viele Themen, die heiß im Gemeinderat diskutiert wurden.

18 Jahre gehörte er - mit einer kurzen Unterbrechung - dem Gremium an und erreichte bei Wahlen Spitzenergebnisse von bis zu 15 000 Stimmen. 1994 schied er auf eigenen Wunsch aus. "Ich habe das Mandat immer als Amt auf Zeit betrachtet", sagt Egle, "und immer wieder habe ich gesehen, was passiert, wenn Leute nicht rechtzeitig aufhören." Aus der aktiven Poltik hält er sich seither heraus:. "Ich will meine Nachfolger nicht korrigieren. Meine Meinung sage ich nur, wenn ich gefragt werden."

Ganz aus der Öffentlichkeit zog sich Egle nach seinem Abschied aus der Politik freilich nicht zurück. Und sein Engagement im sozialen und kirchlichen Bereich ist ein weiterer Grund für die Würdigung durch die Stadt. Seit 2006 gehört er dem Vorstand der Bürgerstiftung an, seit 1984 ist er Vorstands- beziehungsweise Verwaltungsratsmitglied des Evangelischen Vereins für Altenhilfe, vor allem aber ist sein Name mit der Lebenshilfe verbunden. Von 1985 bis 1998 war er Vorsitzender und bis 2001 Vorstandsmitglied. "Ich habe es immer als Verpflichtung gesehen, sich gerade für benachteiligte Gruppen einzusetzen", sagt Egle - eine Aufgabe, die er nicht nur als Bürde empfand. "Man kriegt so viel zurück - mehr als anderswo."

Das soziale Engagement ist bei Egle aber auch Teil eines gelebten Christentums. Und seinen Glauben setzte er als Jugendlicher im Evangelischen Jugendwerk und 18 Jahre auch im Kirchengemeinderat der evangelischen Kirchengemeinde um. Hier war es ihm wichtig, die "Kirche Kirche sein zu lassen."

Wenn Egle heute von seiner Terrasse im Gabriele-Münter-Weg auf die Stadt sieht, fällt der Blick direkt auf die Stadtkirche. Aus der Distanz liegen die Türme von Rathaus und Kirche eng beieinander. Und für seine Stadt hat Egle auch Wünsche. "Die Tuttlinger sollten ihre Stadt mehr schätzen", sagt er. Andere Städte würden sich zum Beispiel darum reißen, einen Fluss wie die Donau mitten im Zentrum zu haben. "Doch manche Leute wissen leider immer noch nicht, was sie an Tuttlingen haben," stellt er fest. Er sagt dies sachlich, ohne Resignation - aber mit einem Auftrag an seine Nachfolger in der Politik. Denn die Sache mit der grauen Maus ist noch nicht ganz erledigt.

INFO:

Das Ehrengeschenk "Kannitverstan", eine Plastik von Roland Martin, vergibt die Stadt Tuttlingen seit 1978. Maximal 15 lebende Personen kommen in den Genuss der Auszeichnung. Derzeitige Ehrengeschenkträger sind Aimé Dezarens (1990), Otto Wichert (1990), Karl-Werner Bolzer (1995), Prof. Dr. Dr. Dr. hc. Michael Ungethüm (2002), Prof. Erich Weber (2002), Oberbürgermeister a.D. Heinz-Jürgen Koloczek (2003), Marta Ebenhoch (2004), Dr. hc. mult. Sybill Storz (2005)