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Gäubahn-Anlieger: Freude über schnellere Planung, Sorge wegen Fahrplan-Änderungen


„Es geht voran, aber zu langsam“ – mit diesen Worten fasste Landtagspräsident Guido Wolf, Vorsitzender der Interessenverbandes Gäubahn, die Entwicklungen auf der Bahnstrecke Stuttgart-Singen zusammen. Der Interessenverband traf sich am Donnerstag im Tuttlinger Rathaus.

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Trafen sich in Tuttlingen: Bürgermeister der Städte entlang der Gäubahn.

Für Tuttlingen, so betonte OB Michael Beck als Gastgeber, hat die Entwicklung der Gäubahn eine ganz besondere Bedeutung. Zum einen hat Tuttlingen als Knotenpunkt von Gäu- und Donautalbahn ein großes Interesse daran, dass es auf diesen Strecken auch leistungsfähige Bahnverbindungen  gibt. Zum anderen treibt die Stadt die Entwicklung des Bahnhofsareals voran – was natürlich voraussetzt, dass der Reisen auch ein attraktives Angebot vorfindet.

Was Letzteres betrifft, herrschte bei der Sitzung am Donnerstag gebremster Optimismus. Generell, so fassten die Teilnehmer zusammen, könne man derzeit mehrere positive Entwicklungen feststellen:

- Für den Ausbau des Abschnitts Horb-Neckarhausen liegen nun alle Gutachten vor. Bis 2015 soll die Planfeststellung abgeschlossen sein, so dass danach gebaut werden kann. Die Finanzierung des 14,5-Millionen-Euro-Projekts ist gesichert.
- Erst dieser Tage gab Bundesverkehrsminister Ramsauer bekannt, dass der Abschnitt Rottweil-Neufra zu bundesweit elf Bahnprojekte gehört, für die neue Planungsgelder zur Verfügung gestellt werden. Dies macht es möglich, dass bereits parallel zum Bau von Horb-Neckarhausen schon der nächste Bauabschnitt des Gäubahn-Ausbaus vorbereitet werden kann. Dies verkürze das Gesamtprojekt erheblich, erläuterte IV-Geschäftsführer Rainer Kaufmann.

Weniger begeistert waren die Teilnehmer der Konferenz allerdings davon, wie die Gäubahn derzeit betrieben wird. Kritisiert wurde unter anderem
- die Streichung zweier Zugpaare an Wochenenden. Dies seien zwar nur vier von 98 Verbindungen, das Signal sei aber äußerst negativ.
- der neue Fahrplan, der ab Dezember in Kraft tritt. Dieser nehme zwar mehr Rücksicht auf den neuen Halbstundentakt auf Schweizer Gebiet, sorge aber für längere Wartezeiten für alle, die von Stuttgart aus weiter reisen möchten. Auch sei das System schlecht auf die verschiedenen Nahverkehre abgestimmt.
- die Tatsache, dass bei den kürzlich begonnenen Fahrplan-Verhandlungen zwischen Bahn und Landesregierung die Gäubahn-Anlieger außen vor seien. Hier fordert der Interessenverband, sich einbringen zu dürfen.

Mit einer gewissen Erleichterung nahmen die Konferenz-Teilnehmer die Zusage von Eckart Fricke zur Kenntnis: Der Konzernbevollmächtigte der Bahn-AG für Baden-Wüttemberg sicherte in Tuttlingen zu, dass der jetzige Standard auf der Gäubahn garantiert sei – weitere Abstriche seien ausgeschlossen.

Bei der Veranstaltung in Tuttlingen hatten sich die Bürgermeister der Gäubahn-Anliegerstädte getroffen, die 2009 zusammen 300 000 Euro vorgestreckt hatten, damit die Bahn zügiger mit den Planungen für den Gäubahn-Ausbau beginnt. Aus diesem Grund firmierte das Treffen auch unter der Überschrift „Geber-Konferenz“. Der Gesamtausbau der Gäubahn sieht vor, dass die Strecke auf 20 Kilometern zweigleisig wird, weitere Teilstücke sollen durch modernere Gleistechnik verbessert werden. Für alle Maßnahmen zusammengenommen sind Kosten von rund 150 Millionen Euro kalkuliert.