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Bürgerstiftung - Junioren erklären Senioren EDV


Sie lernen, wie man E-Mails schreibt, Bilder bearbeitet und sich im Internet zurecht findet - Tuttlinger Senioren bekommen von Schülern der Fritz-Erler-Schule eine Einführung in verschiedene EDV-Anwendungen. Gefördert wird die Aktion von der Tuttlinger Bürgerstiftung.

Bürgerstiftung


Für Karl Kohler haben sich neue Welten eröffnet: An die Tochter in Berlin und einen Freund in den USA schreibt er jetzt E-Mails. Im Internet hat er sich schon die Seiten großer Tuttlinger Unternehmen angesehen. Und jetzt lernt er gerade, wie man Fotos digital bearbeitet. Vor ein paar Monaten konnte sich der 84-Jährigen das nur schwer vorstellen. "Ich konnte ja gar nichts" sagt er, "zuerst musste ich lernen, wie man einen Computer überhaupt startet."

Die Lehrer, die Karl Kohler in die digitale Welt führen, sind normalerweise Schüler. Sie sind Teilnehmer des Kurses Wirtschaftsinformatik der Fritz-Erler-Schule, die das von der Tuttlinger Bürgerstiftung geförderte Projekt "Einführung in moderne Kommunikationsmittel für Senioren durch Junioren" umsetzt. Drei verschiedene Kurse bieten sie zusammen mit ihrem Lehrer Arnold Müller an: Neben einem Basiskurs über PC-Grundlagen gibt's eine Internet-Einführung und einen Spezialkurs über Bildbearbeitung. Über 50 Seniorinnen und Senioren haben schon teilgenommen, und auch für die noch kommenden Kurstage liegen schon zahlreiche Angebote vor. Einige der Kurse waren komplett ausgebucht.

"Wenn wir als Schüler mal etwas erklären und vermitteln können, gibt das auch Selbstbestätigung", sagt der Zwölftklässler David Grimm. Und auch der Lerneffekt für die Schüler ist nicht zu unterschätzen: "Wir mussten uns erst einmal überlegen, wie wir auf die Senioren zugehen und was wir voraussetzen können", berichtet David Grimm. Dabei mussten die Schülerinnen und Schüler, die mit Maus und Mails aufgewachsen sind, erst einmal umdenken - und zum Beispiel erfahren, dass Sätze wie "und dann gehen Sie in den Explorer und ziehen sie die Dateien in einen neuen Ordner", nicht jeder gleich versteht.

Denn oft sind es Grundlagen, die für die Schüler selbstverständlich sind, die Kursteilnehmer sich aber erst erarbeiten müssen. Das zeigt sich auch beim Kurs über digitale Bildbearbeitung. "Was können Sie schon", wollen die jungen Lehrer Beginn der Veranstaltung wissen - und die Antwort ist eindeutig. "Fotografieren". Alles weitere wird jetzt vermittelt. Das fängt schon bei der Frage an, wie man jetzt die Unmenge an Bilder so sortiert, dass man sie später auch wieder findet. Geduldig gehen die vier Schüler durch die Reihen und erklären, wofür man nun die rechte Maustaste benötigt, was man unter Tiff- und jpg versteht, und wie man aus "PICT 4566734" einen verständlichen Namen macht.

Diese individuelle Betreuung ist die besondere Stärke des Kurses: Zwischen vier und sechs Schüler stehen immer für die zwölf- bis 15-köpfigen Gruppen zur Verfügung, und im EDV-Raum der Fritz-Erler-Schule sind auch genügend Rechner für jeden. "So läuft das stressfrei und effektiv ab", lobt Gabriele Streitberger vom Ortsseniorenrat. Ihr Verein war in die Vorplanung einbezogen und sammelte über das Haus der Senioren auch die Anmeldungen. "Wir haben hier ein richtiges Pilotprojekt", freut sich Streitberger, "und bei den Senioren kommt es gut an." Der persönliche Kontakt zu den Schülern ist dabei ein weiterer Pluspunkt - zumal die Referenten auch außerhalb der Kurse erreichbar sind und bei Notfällen auch per Handy erreichbar sind. "Wenn plötzlich ein Warnmeldung auf englisch auftaucht", so Projektbetreuer Müller, "ist man schon froh, wenn man weiß, wo man schnell anrufen kann."