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OBs entlang der Gäubahn fordern: „Keine Kappung ohne Alternative“


„Wir akzeptieren keine Kappung der Gäubahn ohne Alternative“- mit dieser Forderung wenden sich sieben Oberbürgermeister aus Gäubahn-Anliegerstädten an die Bahn. Die Gäubahn, so ihr Anliegen, dürfe frühestens dann gekappt werden, wenn der Bau des Pfaffensteigtunnels endgültig gesichert sei. Letzteres ist derzeit aber wieder fraglich.

Auf dem Bild sieht man einen Zug am Bahnhof Tuttlingen.

Doch noch länger unterwegs? Ein IC/RE-Zug der SBB auf der Gäubahn.

Mit ihrem Brief reagieren die Oberbürgermeister auf die jüngsten Entwicklungen beim Projekt Stuttgart 21. Hier gibt es weitere Verzögerungen, die auch unmittelbare Folgen für die Gäubahn haben können:

- Die Finanzierung des Pfaffensteigtunnels, über den die Gäubahn-Züge künftig zum Flughafen und von dort weiter zum neuen Tiefbahnhof fahren können, ist aus den Plänen der Bahn aus finanziellen Gründen erst einmal gestrichen worden. So lange es aber den Tunnel nicht gibt, müssten Gäubahn-Reisende in Vaihingen auf die S-Bahn umsteigen, falls der oberirdische Stuttgarter Bahnhof wie geplant 2025 stillgelegt wird.
- Vor wenigen Tagen hat die Bahn eingeräumt, dass aber auch S 21 möglicherweise nicht wie geplant 2025 eröffnet werden kann. Dies würde bedeuten, dass auch die oberirdischen Gleise länger als bisher angenommen benötigt würden.

Der Brief der sieben Oberbürgermeister richtet sich an Olaf Drescher, den Vorstandsvorsitzendenden der für Stuttgart 21 zuständigen DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH (PSU). Adressaten sind außerdem sind Verkehrsminister Winfried Hermann, Thomas Bopp als Vorsitzender des Verbands Region Stuttgart, sowie Stuttgarts OB Dr. Frank Nopper. Unterschrieben haben den Brief neben OB Michael Beck auch die Oberbürgermeister Bernd Häusler (Singen), Jürgen Roth (Villingen-Schwenningen), Dr. Christian Ruf (Rottweil), Peter Rosenberger (Horb), Nico Reith (Herrenberg) und Dr. Stefan Belz (Böblingen).

In ihrem Brief fordern die OBs, dass die bisher für 2025 geplante Kappung der Gäubahn frühestens dann erfolgen dürfe, wenn verbindlich gesichert sei, dass der Pfaffensteigtunnel auch wirklich komme: Die Strecke ohne konkrete Aussicht auf den Tunnel vom überregionalen Netz abzuhängen sei „nicht nur unfair, nicht nachzuvollziehen und lästig, es gefährdet langfristig auch die Gäubahn als Fernverkehrsstrecke.“ Die zu erwartenden sinkenden Fahrgastzahlen dürften dazu führen, dass die dringend nötigen Ausbauten und Optimierungen „erst recht auf die lange Bank geschoben würden.“

Dies wiederum würde die Attraktivität noch weiter senken: „Eine nicht endende Abwärtsspirale droht.“ Das südliche Baden-Württemberg mit rund zwei Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern und einer leistungsstarken Industrie müsse mit einem spürbare und dauerhaften Standortnachteil rechnen. „Es ist erschreckend, wie unverantwortlich mit einer internationalen Bahn-verbindung und deren Anliegern und Fahrgästen umgegangen wird.“

Vor diesem Hintergrund könne man die sich nun abzeichnenden Verzögerungen bei der Inbetriebnahme des Tiefbahnhofs fast schon als Chance betrachten: „Mehr denn je stellt sich die Frage, ob es wirklich sinnvoll und realistisch ist, den oberirdischen Kopfbahnhof bereits 2025 außer Betrieb zu nehmen“, heißt es in dem Brief, „dies setzt ja einen voll funktionsfähigen Tiefbahnhof voraus – was immer unwahrscheinlicher wird.“ Vor diesem Hintergrund sei eine Abhängung der Gäubahn ab 2025 noch fragwürdiger – schließlich könne die immer als Begründung angeführte bauliche Entwicklung des Rosensteinquartiers ohnehin nicht wie geplant in Angriff genommen werden.

Die Oberbürgermeister appellieren außerdem, die sich nun abzeichnenden Verzögerungen für eine Denkpause zu nutzen: „Man sollte und muss die dadurch gewonnene Zeit dafür nutzen, nochmals kritisch zu hinterfragen und klären, ob der dauerhafte Verzicht auf einen oberirdischen Bahnhof vor dem Hintergrund langfristig hoffentlich deutlich steigender Fahrgastzahlen wirklich sinnvoll ist.“