Vorlesen

Tuttlingen nutzt den Kommunalen Gebärdes-pracheavatar (KGA)


Als neueste Unterstützung beim Thema Barrierefreiheit nutzt Tuttlingen nun den Gebärdespracheavatar. Neben 70 weiteren Kommunen war die Stadt bereits bei der Entwicklung des neuartigen Tools beteiligt. Erste Videos können ab jetzt über die Website abgerufen werden.

Ein Bild des Avatars

Er hat kurze braune Haare, trägt ein schwarzes Hemd – und erklärt Dinge, ohne dabei einen Ton zu verlieren: Allein mit den Händen und dem Mund beschreibt der Avatar, was auf der Website an Informationen vermittelt wird. Erschaffen wurde er dabei am Computer. Und seit kurzem tut er auch auf der städtischen Website tuttlingen.de seinen Dienst. Dort vermittelt er unter anderem Informationen über den Datenschutz – und zwar über Gebärden, so dass er auch von Gehörlosen verstanden werden kann. Und auch, wenn das Projekt erst noch am Anfang steht: Es ist ein weiterer Schritt zur Inklusion.

Warum aber benötigen Gehörlose überhaupt einen Avatar? Schließlich stehen ja alle Informationen auch in geschriebener Form zur Verfügung und können doch somit auch ohne Gehör erfasst werden? „Für viele Gehörlose, ist auch die gedruckte Schrift wie eine Fremdsprache“, erklärt Julia Braun, vom Internet-Team der Stadt Tuttlingen. „Ein Avatar, der die Informationen in die den meisten Gehörlosen vertraute Gebärdensprache überträgt, ist dann wesentlich einfacher zu verstehen.“

Programmiert wurde der Avatar von der Firma Charamel. Und die erarbeitet zunächst vor allem Videos zu Themen, die so ziemlich auf jeder kommunalen Website auftauchen – zum Beispiel landesweit einheitlich geregelte Dienstleistungen zum Bürgerservice. Dies hat den Vorteil, dass die aufwändig produzierten Filme auf vielen verschiedenen Websites eingesetzt werden können. Dass diese Gebärden auch tatsächlich von Gehörlosen verstanden werden, wird in einer Art Qualitätskontrolle sicher gestellt. Die Entwickler arbeiten daher mit einer Testgruppe zusammen, welche aus gehörlosen Menschen besteht. Diese Testgruppe gibt für jede Gebärde erst ihr "OK", bevor diese in den Satzbaukasten des Tools aufgenommen wird. Entsprechend zeitraubend ist daher die Erstellung einzelner Video-Bausteine. So kommt es, dass bisher lediglich Videos zum Thema "Barrierefreiheit" und "Datenschutz" veröffentlicht werden können. Weitere Bausteine sind aber bereits in der Testphase und stehen in naher Zukunft ebenfalls zur Verfügung. Auch soll es künftig neben dem männlich aussehenden Avatar auch weitere Avatare zur Verfügung stehen – zum Beispiel ältere Menschen oder Kinder.

Das Angebot an Videos, welche Informationen vom Gebärdespracheavatar übersetzen lassen, soll künftig also sukzessive ausgebaut werden. An diesem Prozess ist auch die Stadt Tuttlingen aktiv beteiligt, denn Charamel arbeitet im Rahmen eines Beteiligungsprojekts mit zahlreichen Kommunen bundesweit zusammen. Dabei lassen die Städte und Gemeinden ihre praktischen Erfahrungen einfließen – und nennen zum Beispiel Themen, die bevorzugt nachgefragt werden. Außerdem kann jede Kommune auch individuelle Videos erstellen, in dem Satzteile in einem sogenannten Baukasten je nach Bedarf zusammengestellt werden.