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Am 30. Januar in der Stadthalle Tuttlingen – Ausgezeichnet mit dem Monica Bleibtreu Preis 2023


Eine der vier sehenswertesten Privattheater-Produktionen Deutschlands kommt aus Baden-Württemberg, genauer: vom Theater Lindenhof. Am Dienstag, 30. Januar, bringt der Lindenhof das Stück „Woyzeck“ in der Regie von Edith Ehrhardt auf die Bühne der Stadthalle Tuttlingen. Aus dem Dramenfragment des deutschen Dramatikers und Dichters Georg Büchner hat das Theater aus Melchingen eine packende Inszenierung für die Bühne gemacht, die in Hamburg im vergangenen Jahr mit dem Monica Bleibtreu Preis in der Kategorie „(Moderner) Klassiker“ ausgezeichnet wurde. Karten für den Theaterabend, der um 20 Uhr in der Stadthalle Tuttlingen beginnt, sind jetzt im vergünstigten Vorverkauf zu haben.

Woyzeck steht ganz unten in der Gesellschaft. Um seine Freundin Marie und das gemeinsame Kind überhaupt versorgen zu können, nimmt Woyzeck jede Gelegenheitsarbeit an, die sich ihm bietet. Er rasiert regelmäßig seinen Hauptmann und lässt sich im Rahmen eines äußerst fragwürdigen medizinischen Experiments vom Doktor auf Erbsen-Diät setzen. Gehetzt, getrieben und gequält, scheint Woyzeck bald mehr dressiertes Tier als freier Mensch zu sein. Seine Marie wird aufgrund des unehelichen Kindes von der Gesellschaft verspottet und vom Tambourmajor, dem sie sich für ein paar Ohrringe an den Hals wirft, nur als sexuelles Objekt betrachtet. Daraufhin verliert Woyzeck die letzte Bodenhaftung und driftet in eine Welt brutaler Fantasien ab. Er besorgt sich ein Messer ...

Woyzeck, das Dramenfragment aus dem Nachlass des bereits mit 23 Jahren verstorbenen Georg Büchner, dreht sich um einen Menschen, der von der Gesellschaft radikal ausgenutzt wird und dann schlussendlich zum Messer greift. Mit drei jungen Schauspieler*innen (Rino Hosennen, Hannah Im Hof, Luca Zahn) inszeniert die in Riedlingen geborene Regisseurin Edith Ehrhardt das sprachstarke und bildkräftige Stück als Untersuchung von gesellschaftlichen Zwängen und Nöten und als Suche nach dem was in uns "lügt, stiehlt, hurt und mordet". Woyzeck ist ein Spielball der Gesellschaft, herumgeschubst, ausgegrenzt, chancenlos. Ein Getriebener. Jede(r) könnte Woyzeck sein.

In der Laudatio zur Verleihung des Monica Bleibtreu-Preises wird der „begeisterte und begeisternde Einsatz der Akteure, der spürbare unbedingte Konzeptions- und Gestaltungswille der für Regie und Ausstattung Verantwortlichen und der Mut des Theaters, den es braucht, um gutes Theater zu machen“ hervorgehoben. Und weiter heißt es: „Sehr konzentriert das junge Ensemble: eine Schauspielerin und zwei Schauspieler, die in rasanten Szenen-, Kostüm- und Rollenwechseln die Textbilder Büchners auf die Bühne bringen. Alle drei sind bisweilen Woyzeck. Und spielen auch alle weiteren Rollen. Das Bühnenbild eine Wand aus Pappe mit aufgesprühtem »MARIE«-Schriftzug. Einzelne Buchstaben lassen sich herausnehmen und ermöglichen so Auftritte, Ein- und Durchblicke. Ab und zu präzis eingesetzte Klänge und Musikfetzen aus dem Off. Und sonst? Nichts. Nur die Ideen der Regisseurin und die Fantasie der drei Schauspieler*innen, die einem dieses schwierige, Fragment gebliebene Stück in seiner Vielschichtigkeit, Offenheit und Radikalität auf eine Weise nahebringen, die es unmittelbar sinnlich und intellektuell erfahrbar macht. (…) Genau so muss Theater!“

Wer die 80-minütige Aufführung miterleben möchte, die am 23. Februar 2023 Premiere feierte, bekommt Karten in drei Kategorien ab 17,50 € (inkl. Gebühren) bei der Vorverkaufsstelle der Tuttlinger Hallen, der Ticketbox in der Königstraße 13 (beim „Runden Eck“) sowie bei den bekannten Vorverkaufsstellen des KulturTickets Schwarzwald-Baar-Heuberg in den Landkreisen Rottweil (RW), Schwarzwald-Baar (VS) und Tuttlingen (TUT), online unter www.tuttlinger-hallen.de oder via Hotline unter Tel. (07461) 910996.

Auf dem Bild sieht man eine Szene aus Theaterstück „Woyzeck“.