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Mit TikTok gegen den Betreuungs-Mangel Vielfältigkeit und Wertschätzung zusammengefasst in kreativen Reels


Die Stadt Tuttlingen setzt bei der Gewinnung von Nachwuchs- und Fachkräften vor allem im Betreuungssektor auf neue Kommunikationsformen - Und das mit Erfolg. Tik-Toks und Reels kombiniert mit auffälligen, klassischen Bannern im gesamten Stadtgebiet lenken die Aufmerksamkeit auf die Vielfältigkeit des Erzieher*Innen Berufes und schaffen eine ganz neue Wertschätzung dafür.

Der Mangel an Betreuungskräften in Kindertageseinrichtungen ist allgegenwärtig und ein Problem, das jeder Kommune gut bekannt sein dürfte. Ein wirkliches Rezept dagegen scheint noch keiner gefunden zu haben. Die Stadtverwaltung Tuttlingen versucht, bei der Nachwuchs- und Fachkräftegewinnung auf neue Kommunikationsformen zu setzen. So entstanden zahlreiche humorvolle, informative, kreative und motivierende TikToks und Reels. Erzieherinnen, die bei der Stadt Tuttlingen in verschiedenen Kindertageseinrichtungen tätig sind, spielen darin eine Hauptrolle. Mal zeigen sie den ganz normalen Alltag morgens um halb acht beim Begleiten des ersten Kindes (dabei spielen natürlich nicht die Kinder selbst mit - sondern Puppen oder andere Erzieherinnen übernehmen diese Rolle). Mal hüpfen sie in die Bau- oder Bastelecke, um ihre Lieblingstätigkeiten vorzustellen. Wieder ein anderes mal werden Informationen wie die Gehaltshöhe oder Weiterbildungsmöglichkeiten geteilt. Wer dem TikTok oder Instagram Kanal der Stadtverwaltung folgt, merkt schnell, wie vielfältig der Erzieher*innenberuf ist. Und ebenso vielfältig darf das Bewerber*innenfeld sein - und das hat sich seit der Veröffentlichung der ersten Reels sichtbar vergrößert. Eine konkrete Abgrenzung bleibt zwar schwierig, doch Bewerbungen für Ausbildungsplätze oder auf offene Stellen in Kindertageseinrichtungen haben merklich zugenommen. Likes, Kommentare und mehr Suchanfragen über die Website sprechen ebenfalls vom Erfolg der Kampagne. Und die Schauspielerinnen der Reels werden sogar in ihrem Erzieherinnen-Alltag von Menschen auf die Kampagne angesprochen. Die Hemmschwelle, einfach einmal (nach Infos oder offenen Stellen) nachzufragen, ist also ebenfalls gesunken. Zudem schafft diese neue Form der Kommunikation auch mehr Verständnis - Bei Eltern, möglichen Azubis oder bei Außenstehenden oder Kolleg*innen der Verwaltung, die noch nicht viel über diesen Berufszweig wissen.

Um die Video-Inhalte zu erstellen, hat Janika Mägerle, Social Media Expertin bei der Stadt Tuttlingen, intensiv mit einem Team aus mehreren Erzieherinnen zusammengearbeitet. Die jungen Frauen haben zusammengetragen, wie sie selbst die moderne Auffassung des Erzieher*innenberufes auslegen (nämlich unglaublich vielfältig und kreativ). Nicht nur der Bürgerschaft und den potentiellen Bewerber*innen wurde so auf eine neue, visuelle Art vor Augen geführt, wie wichtig der Erzieher*innenberuf ist. Auch die Fachkräfte selbst erfahren durch die Videos nochmals eine ganz neue Form der Wertschätzung, die schwarz auf weiß belegt, wie herausfordernd, aber auch bereichernd ihre tägliche Arbeit für sich selbst, die Kinder und deren Eltern ist.

Ergänzt wird das Programm um klassische Banner. Sie zieren die Stadteingänge und zeigen eine neue Auslegung klassischer Erziehungsaufgaben (beispielsweise Entdecker, Seelentröster, Personal Trainer, Künstler, Baumeister, Glücksbringer) Die Banner werden auch auf Monitoren in Kindergärten und Schulen gezeigt. Eltern erfahren so mehr über die Fähigkeiten des Personals und die Azubis der Zukunft mehr über diesen vielfältigen Berufszweig. Aber auch mit hartnäckigen Klischees wird gründlich aufgeräumt und die Vorzüge einer Tätigkeit im öffentlichen Dienst werden deutlich gemacht.

Dass die Kampagne erfolgt hat, zeigt, dass man nicht nur auf die klassischen Ausschreibungen setzen sollte. Unterschiedliche Zielgruppen bewegen sich auf unterschiedlichen Kanälen. Man kann kaum noch sechzehnjährigen Azubis über Stellenanzeigen in der Zeitung erreichen. Die Vorlieben der Generationen waren Grundlage für die Neuauslegung des Recruitings der Stadtverwaltung Tuttlingen. Das Rezept besteht aus Humor und informativen Inhalten, welche über verschiedene Kanäle gestreut werden. Und wer dennoch lieber Zeitung liest oder nach offenen Stellen auf den Websites sucht, wird dieses Angebot auch weiterhin erhalten. Es gilt, alle möglichen Zielgruppen abzuholen und in möglichst breites Kommunikationsangebot auf die Beine zu stellen.