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Grundlage für den Moscheebau festgelegt - Gemeinderat verabschiedet Eckpunktepapier


Ein gemeinsames Eckpunktepapier von Stadt, Kirchen und der türkisch-islamischen DITIB-Gemeinde soll die Grundlagen für den geplanten Tuttlinger Moscheebau festlegen. Am Montag verabschiedete der Gemeinderat das Papier, nach den Pfingstferien wird es von allen Beteiligten formell unterzeichnet.

„Wir können heute das Ergebnis eines zweijährigen Gespräches vorlegen“, stellte OB Michael Beck in der Gemeinderatssitzung am Montag fest – zwei Jahre, die er als „Prozess des Findens und des Annäherns“ bezeichnete. Entstanden ist in dieser Zeit ein gemeinsames Dokument, das die Grundlagen des Moscheebaus in Tuttlingen klären soll – und das weit über Fragen von Architektur oder Städtebau hinausgeht.

„Es war uns wichtig, dass dieses Thema nicht nur baulich diskutiert wird“, erläuterte Petra Demmer, Integrationsbeauftragte der Stadt Tuttlingen. Wichtig seien auch soziale und integrationsspezifische Aspekte gewesen. Dadurch, so Demmer, wolle man erreichen, dass eventuelle Missverständnisse oder Vorbehalte schon im Vorfeld ausgeräumt werden – und zwar schon bevor es um konkrete Baupläne geht. Schließlich gebe es zahlreiche negative Beispiele aus anderen Städten, in denen über Jahre hinweg über eine Moschee diskutiert werde und emotionale Debatten die gesamte Planungs- und Bauphase überschatten.

An der Diskussion über das Tuttlinger Eckpunktepapier waren neben der Stadt und der DITIB auch die evangelische Kirche, die katholische Kirche sowie die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchengemeinden (ACK) beteiligt. Außerdem wurde der Arbeitskreis Moscheebau des Integrationsbeirates einbezogen.

Das Papier, das nun von den Beteiligten unterzeichnet wird, setzt eine offene Diskussion über alle Fragen des Moscheebaus voraus. Dies sei Voraussetzung dafür, Ängste und Vorurteile abzubauen und eine vertrauensvolle Grundlage zwischen den Kulturen zu schaffen. Für die DITIB ergebe sich wiederum die Chance, Nicht-Muslimen Einblick in den Islam zu geben.

Formuliert werden dazu mehrere Grundsätze, zu denen sich alle Beteiligten bekennen. Dazu gehören unter anderem
- die Förderung von deutschen Sprachkenntnissen
- das Eintreten für Religionsfreiheit weltweit
- die Darstellung von Lerninhalten in Koranschulen
- die Erklärung der Rolle und Stellung des Imam
- die Beschreibung der Rolle und Stellung der Frau

Neben den integrationspolitischen Themen nimmt das Papier auch zu einigen stadtplanerischen Grundlagen Stellung. So soll die neue Tuttlinger Moschee
- an einem zentralen Standort entstehen
- eine angemessene Größe erhalten
- sakrale Elemente in der Architektur berücksichtigen

Sobald das Papier nach den Pfingstferien von allen Beteiligenten gemeinsam unterschrieben ist, können die konkreten Gespräche über Standort und Gestaltung der neuen Moschee beginnen. Derzeit denkt man bei der DITIB über mehrere Standorte in der südlichen Innenstadt nach, ein Architekt arbeitet an ersten Vorentwürfen.