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Heizen mit Hackschnitzel: Tuttlinger informieren sich beim bayerischen Hachschnitzel-Experten


Mit Holzhackschnitzeln aus lokaler Produktion will Tuttlingen künftig klimafreundliche Wärme erzeugen. Anregungen dafür holten sich Vertreter von Verwaltung und Gemeinderat jetzt im bayerischen Murnau: Die Kleinstadt bei Garmisch-Partenkirchen gilt hier als wegweisend.

Hackschnitzel ist nicht gleich Hackschnitzel: „Den Unterschied hört man“, sagt Georg Miller und lässt eine Handvoll der geshredderten Holzstückchen auf den Betonboden fallen. Es klingt ähnlich wie herunterfallende Murmeln. „Daran erkennt man gut getrocknete Hackschnitzel“, so Miller, „bei feuchten hören Sie fast nichts.“

Im bayerischen Voralpenland gilt Miller als Kapazität in Sachen Holzhackschnitzel. Dabei war es für den Landwirt zunächst nur ein Nebenerwerb, um Schwachholz aus seinem Wald besser vermarkten zu können. Als Murnau dann aber im Jahr 2000 ein neues Gymnasium baute und nach einer umweltfreundlichen Heizung suchte, stieg Miller im größeren Stil ein. Aus dem Nebenerwerb wurde mittlerweile ein mittelständisches Unternehmen: Heute ist Miller Geschäftsführer der Regionalen Wärmeversorgung Blaues Land GmbH, die zahlreiche Heizkraftwerke in und um Murnau beliefert – und ein vielgefragter Experte, wenn es um klimaschonende Wärmeversorgung geht.

„Murnau gilt hier als wegweisend“, so Michael Hager, Leiter der Abteilung Forst bei der Stadt Tuttlingen, „daher lag es für uns nahe, uns hier einmal umzusehen“. Schließlich plant Tuttlingen auf der Deponie Hasenholz eine eigene Anlage zur Herstellung von Hackschnitzeln. Vier bis fünf Heizkraftwerke der SWT sollen mit dem Energieträger aus dem heimischen Forst künftig kostengünstig und klimafreundlich befeuert werden.

Beim Besuch in Murnau wurde vor allem deutlich, worauf es ankommt, damit Heizen mit Hackschnitzeln auch wirklich nachhaltig ist: Zum einen sollten die Transportwege kurz sein – Miller und seine Kollegen liefern zum Beispiel nur im Umkreis von 20 Kilometern. „Das ist ein geschlossener regionaler Kreislauf“, so  Miller – ein Kriterium, das auch  beim Tuttlinger Projekt erfüllt wäre. Auch der Tuttlinger Plan, eine mit Solarthermie betriebene Trocknungsanlage zu bauen, deckt sich mit dem in Murnau bewährten Konzept: Zwar ist es technisch auch möglich, feuchte Hackschnitzel zu verfeuern – allerdings besteht dann die Gefahr von Schimmel. Vor allem aber verschenkt man Energie: Ungetrocknete Hackschnitzel haben einen rund 25 Prozent geringeren Heizwert.

Gerade unter dem Aspekte des Klimaschutzes ist das entscheidend: Denn nachhaltig ist Heizen mit Holz nur dann, wenn man Schwachholz verbrennt, das ohnehin angefallen wäre. Und dessen Menge ist begrenzt. „Wir müssen also die Holzmenge, die mit einer nachhaltigen Waldwirtschaft vertretbar ist, so gut wie möglich nutzen“, sagt Michael Hager.

Wo die Grenzen des Heizens mit Holz sind, wurde in Murnau allerdings auch deutlich: Im waldreichen Bayern, so berichtete eine Vertreterin der Bayerischen Staatsforsten, würden derzeit 18 Prozent der Heizenergie aus Holz gewonnen. Bis auf 25 Prozent können man diesen Anteil im Rahmen einer nachhaltigen Waldwirtschaft noch steigern. Für alles andere müssen dann andere klimafreundliche Heizsysteme gefunden werden.

Auf dem Bild sieht man die Vertreter des Gemeinderates und der Verwaltung in Murnau.