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OB Michael Beck zum Jahreswechsel: "Es sind die berühmten kleinen Schritte, die zählen"


Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
 
kaum ein Thema bewegte die Menschen im zu Ende gehenden Jahr so wie der Klimaschutz. Kaum ein Thema polarisierte so, und kaum eines wirft so viele Fragen auf: Denn ein Phänomen, dessen Ursachen ebenso global sind wie seine Auswirkungen, überschreitet eigentlich unser Vorstellungsvermögen und lässt uns auch ratlos zurück. Denn was können wir mit unseren begrenzten Mitteln schon ausrichten?

Resignation wäre aber trotzdem fatal. Denn die Gefahren, die uns durch die Erderwärmung drohen, können wir nur abmildern, wenn an vielen Stellschrauben gedreht wird – auch an den unzähligen kleinen. Wir werden sicher nicht von Tuttlingen aus das Klima im Alleingang retten. Doch auf die Vielzahl der Schritte kommt es an. Umso mehr freut es mich, dass unsere Stadt schon vor Jahren dem Klimabündnis beigetreten ist und dass wir weiter an diesem Thema arbeiten. Auch für 2020 haben wir uns daher viel vorgenommen: Von der nachhaltigen Beschaffung bei der Stadtverwaltung über den Ausbau des Radwegenetzes bis hin zu Verbesserungen im ÖPNV. Es sind die berühmten vielen kleinen Schritte, ohne die es auch hier nicht geht.

Beobachtet man die öffentliche Diskussion, so hat die Klimafrage leider aber auch das Potential, unsere Gesellschaft zu spalten. Der Ton der Debatte wird rauer – wir erleben eine ähnliche Entwicklung wie noch vor kurzem in der Frage der Flüchtlingspolitik. Bei diesem Thema bin ich froh, dass wir in unserer Stadt nach wie vor einen sachlichen Ton pflegen. Vor allem herrscht nach wie vor eine mehr als breite Einigkeit unter allen Demokraten, dass wir Hass, Intoleranz und Hetze in unserer Stadt nicht dulden. Dass sich der Gemeinderat einstimmig für den Beitritt zur „Seebrücke“ aussprach und diesen auch gegen heftige Angriffe von auswärts verteidigte, war ein solches Zeichen, das mich auch persönlich sehr gefreut hat.

Aber auch abseits all der großen Themen, die sich auch in Tuttlingen bemerkbar machen: Auch bei den klassischen Aufgaben der Kommunalpolitik gab und gibt es viele Herausforderungen. Eine der größten nehmen wie gerade in Angriff. 2020 werden die ersten Bauarbeiten an unseren Gymnasien beginnen – und damit das bislang größte Projekt in der Geschichte unserer Stadt. Ich bin froh, dass unsere Wirtschaft in den letzten Jahren so erfolgreich war, dass wir erste Rücklagen bilden konnten, um diesen finanziellen Kraftakt in den kommenden Jahren zu bewältigen.

Nicht nur aus diesem Grund ist es mir wichtig, auch künftig alles dafür zu tun, dass Tuttlingen als Wirtschaftsstandort attraktiv bleibt: Gerade vor dem Hintergrund einer abflauenden Konjunktur müssen wir auch künftig gute Rahmenbedingungen bieten. Ich bin daher froh, dass wir 2019 entscheidende Weichen für DonauTech gestellt haben und dass sich mit dem IFC eine für unsere Industrie immer wichtigere Forschungseinrichtung zusehends etabliert.

Aber Tuttlingen ist nicht nur ein Wirtschaftsstandort: Die Stadt ist in erster Linie ein Wohnort für mittlerweile über 36 000 Menschen. Und hier war und ist es eine unserer wichtigsten Aufgaben, die Lebensqualität zu erhalten oder zu steigern. Dies wird immer schwieriger, denn ohne Hilfe der Politik funktioniert vieles nicht mehr, was früher selbstverständlich war. Unser Programm zur Schaffung preiswerten Wohnraums gehört ebenso zu diesen Maßnahmen wie alle Bemühungen um Ärzteversorgung oder Einzelhandel. Nicht ohne Grund haben wir auch rund 10 Millionen Euro in die Sanierung unserer Fußgängerzone investiert.

Aber auch hier gilt: Die Stadt kann nur den Rahmen bieten, ausfüllen müssen ihn die Bürgerinnen und Bürger – und sei es nur, dass sie wieder häufiger und mehr vor Ort einkaufen. Und daher appelliere ich zum Jahreswechsel an Sie: Machen Sie auch künftig mit. Seien Sie engagierte Bürger im besten Sinne. Machen Sie die Aufgaben in dieser Stadt auch zu Ihren Aufgaben. Gestalten Sie mit. So können wir viele Probleme lösen: Die kleinen vor Ort. Und vielleicht auch die ganz großen. Zumindest ein bisschen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute für 2020, Glück, Gesundheit und Gottes Segen.

Ihr Michael Beck