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Bleibende Erinnerungen: Donaugalerie 2019 hinterlässt ihre Spuren in Tuttlingen


Das Skulpturenprojekt Donaugalerie ging im vergangenen Monat zu Ende und der größere Teil der Werke ist wieder abgebaut. Doch kann die Galerie der Stadt Tuttlingen mit Überraschungen aufwarten. Mehrere Künstler haben angeboten, ihre Kunstwerke der Stadt noch länger zur Verfügung zu stellen.

Kunstwerk von Eckart Steinhauser
Eckart Steinhauser, Kristall IV, Foto: Stanislaus Plewinski 

„Ich finde die Platzierung meiner Skulptur ideal“, so äußert sich etwa Eckart Steinhauser zur Position seines beeindruckenden „Kristall VI“ am Birkenwäldchen im Donaupark. „Mein Werk ist für die Donau gemacht“, kommentiert die in Wien lebende Künstlerin Dorothee Golz und überlässt ihr formschönes Langbootobjekt „Panta Rhei?“ der Stadt als Dauerleihgabe. Weitere Werke, die über die Zeit der Donaugalerie hinaus in Tuttlingen bleiben, sind Marcus Gaudoins Betonguss „touchdown“ am Skaterpark (Dauerleihgabe), die im Stadtgarten platzierte Figur „Der Kandidat“ von Roland Martin (Dauerleihgabe), die Steinskulptur „Schiffbruch“ von Willi Bucher  (bis April 2020), die in der Nähe des Rathausstegs aufgestellte geschmiedete Arbeit „Landschaft dahinter + Landschaft davor“ von Markus F. Strieder (auf unbestimmte Zeit) sowie Robert Schads Metallskulptur „Enfinn“ (bis April 2020).

Kunstwerk von Dorothee Golz
Dorothee Golz, Panta Rhei?, Foto: Stanislaus Plewinski 

Eine besondere Leihgabe ist darüber hinaus das während der Donaugalerie im Wasser platzierte Objekt „Gran Turismo“ von Stefan Rohrer. Die schwungvolle Skulptur in Form eines Hausdachs hat ihren dauerhaften Platz im Umläufle gefunden. „Diese Werke setzen inspirierende Akzente in unserer Stadt, und sie sind ein schönes Kompliment der Künstler an Tuttlingen und die Donaugalerie“, sagt die Galerieleiterin Anna-Maria Ehrmann-Schindlbeck.
 
Die Donaugalerie wurde erstmals 2014 als Kunstereignis im öffentlichen Raum veranstaltet und fand 2019 eine Neuauflage. Im Fokus steht stets die zeitgenössische Kunst, die Inspiration der Öffentlichkeit und das Wecken von Aufmerksamkeit bei Menschen aus Nah und Fern. Die Kunstwerke machen den Reiz der Donau und ihres Umfeldes als Besonderheit Tuttlingens bewusst und rückten damit ein wichtiges Identifikationsmerkmal ins Licht. Die präsentierte Kunst entfaltete einen inhaltlich und visuell anregenden Dialog mit ihren jeweiligen Wirkungsorten in der Stadtlandschaft.
 
Auch die diesjährige Donaugalerie nahm sich – obgleich es sich um ein Außenraumprojekt handelt – ein Gebäude in Form einer Innenrauminstallation vor, um auf dessen Besonderheit aufmerksam zu machen. Letztes Mal handelte es sich um den Bahnhof und seine ehemalige Gepäckhalle, die damit in der Folge für weitere Kunstereignisse erschlossen war. Dieses Mal stellt die Lichtinstallation von Yvonne Goulbier im alten Krematorium ein Sonderprojekt im Rahmen der Donaugalerie dar.
 
Neben internationalen Berühmtheiten lenkten Positionen, die innovative Wege beschreiten und das Publikum auf ungewöhnliche Weise ansprachen, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Donaugalerie. Beispielsweise war die Entstehung von Thomas Putzes Kunstwerk „Biberbau“ eine lebendige Aktion, an der viele beteiligt waren. Johannes Pfeiffer setzte mit seinem Akt der Umwandlung („Metamorphose des Waldlabyrinths“), die er an seinem eigenen Kunstwerk aus dem Jahr 2003 vornahm, ein bedeutsames Zeichen. Daniel Beerstecher praktizierte als lebende Skulptur eine ungewohnte Art der Kunst und beschäftigte mit seinem 60 Tage dauernden Slow Walk ohne Zweifel die Gemüter.
 
Außerdem waren an die Donaugalerie verschiedene eindrucksvolle Performances zum Themenkreis Donau – Fluss - Wasser angeknüpft: Die Auftaktveranstaltung am 3. Dezember 2018, bei der Thomas Putze als Kunstwerk ins Wasser sprang, sowie seine Biber-Performance am 14. Juli, die Performance „Auf die Antwort des Wassers warten“ von Ingrid Schorscher am 23. August, die Text-Sound-Skulptur von Jeremias und Christoph Heppeler am 27. September und schließlich das musikalisch-performative Terzett von Schorscher und de Carvalho am 2. Oktober. Außerdem fanden verschiedene Künstlergespräche statt, mit Daniel Beerstecher, Willi Bucher, Jörg Bach, Eckart Steinhauser, Marcus Gaudoin, Thomas Putze, Markus Strieder und Johannes Pfeiffer.
 
Die Galerie der Stadt Tuttlingen gab ein Faltblatt mit Lageplan sowie einen reich bebilderten Katalog heraus. Neu war dieses Mal die Homepage zum Projekt (www.donaugalerie.com) mit Hintergrundinformationen zu allen Künstlern, Werken und Veranstaltungen. Außerdem wurde ein abwechslungsreiches öffentliches Begleitprogramm aufgelegt (Künstleressen, Künstlergespräche, Workshops, thematisch angelehnte Performances, Einführung in den Slow Walk). Neu war außerdem die parallel in der Galerie zeitgleich stattfindende Ausstellung, die weitere Facetten aller teilnehmenden Künstler aufscheinen ließ, einen vertiefenden Blick auf deren Kunst ermöglichte und als Anlaufstelle für alle Besucher der Donaugalerie diente.
 
Die nächste Donaugalerie ist in vier Jahren, also im Jahr 2023, geplant.