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Hochwasser: Stadt und Anlieger ziehen Bilanz - OB Beck sichert unbürokratische Hilfe in Härtefällen zu


Für soziale Härtefälle, die nach dem Hochwasser von Ende Juli vor existentiellen Problemen stehen, bietet die Stadt Tuttlingen unbürokratische Hilfe in Einzelfällen an. Dies gab OB Michael Beck beim Bürgergespräch zum Thema Hochwasser am Montag im Ratssaal bekannt.
 
Gut 80 Bürgerinnen und Bürger, überwiegend Anlieger aus dem Bereich der Stockacher Straße, waren der Einladung von OB Michael Beck gefolgt. Schließlich waren bei der Nachbereitung des Hochwassers vom 28. Juli immer wieder Fragen aufgetreten – zum Beispiel zum Thema Alarmierungszeit, künftige Vorwarnungen oder Schäden, die nicht durch die Versicherungen gedeckt sind.
 
„Zuerst müssen wir dankbar sein, dass trotz der enormen Wassermassen niemand zu Schaden kam“ erklärte OB Michael Beck. Über alles Weitere könne man offen reden – auch über die immer wieder aufgeworfene Frage, ob man die Anlieger nicht früher hätte informieren können.
 
Hierzu standen beim Gespräch im Ratssaal neben OB Beck, Erstem Bürgermeister Emil Buschle und Bürgermeister Willi Kamm zahlreiche Experten aus der Reihe von Stadtverwaltung, Wasserwirtschaftsamt, Polizei, Feuerwehr und THW Rede und Antwort, deren Organisationen beim Hochwasserereignis mit 300 Einsatzkräften vor Ort waren. Mehrfach betont wurde, dass das Hochwasser in dieser Form weder vorhersehbar noch planbar gewesen sei – auch nicht, nachdem es am Abend ab etwa 18.45 Uhr schon zu schweren Schäden in Emmingen gekommen war. „Das Hochwasser am Seltenbach war nicht nur eine Folge des abgelaufenen Hochwassers in Emmingen“, erklärte Dr. Uwe Neumann, Fachbereichsleiter Tiefbau: Zum Emminger Wasser seien noch die extremen Niederschläge im Bereich des Witthoh gekommen, die über das Harreser Tal und den Wendelsgrund zum Seltenbach abgeflossen seien. Die Summe des Wassers aus diesen drei Richtungen hätte dann zu einer regelrechten Flutwelle geführt, die das Rückhaltebecken des Seltenbachs in kürzester Zeit zum Überlaufen brachte. Diese Entwicklung war für die Rettungskräfte und Beteiligten nicht vorhersehbar. Für ein sogenanntes „hundertjähriges Hochwasser“ hätte das Becken ausgereicht.
 
Dennoch, so sicherte Erster Bürgermeister Buschle zu, werde man prüfen, ob die Vorwarnung der Bürger verbessert werden kann – zum Beispiel durch ein SMS-System. Hier müsse man allerdings auch bedenken, dass bei längeren Vorwarnzeiten, die noch für wirksame Schutzmaßnahmen ausreichen, mit vielen Fehlalarmen zu rechnen sei. Schließlich sei gerade Starkregen regional extrem begrenzt und folglich nur schwer vorhersehbar.
 
Eine weitere Sorge vieler Anlieger der Stockacher Straße war, dass ihr Wohngebiet nach den Ereignissen vom 28. Juli als Überschwemmungsgebiet gelte und mit hohen Versicherungsprämien zu rechnen sei. Hier konnten die Redner Entwarnung geben: Maßgebend für eine solche Einstufung sei, ob der Hochwasserschutz für das „hundertjährige Hochwasser“ ausreichend sei. Dies treffe im Fall der Stockacher und der angrenzenden Straßen nach wie vor zu - diese Bereiche gelten daher auch künftig nicht als Überschwemmungsgebiet.
 
Die jetzt entstandenen Schäden sind weitgehend durch Versicherungen abgedeckt. Nachfragen der Stadt bei den wichtigsten Versicherungsgesellschaften ergaben außerdem, dass es bislang keine Härtefälle gebe. Dennoch sicherte OB Beck zu, dass die Stadt bei Bedarf unterstützen könnte. Falls doch noch extreme soziale Notlagen bekannt würden, werde man prüfen, ob die Stadt helfen könne. „Wenn es finanzielle Härtefälle gibt“, so der OB, „wenden Sie sich bitte  direkt an mich.“
 
INFO:
Das Hochwasser wird auch im Technischen Ausschuss am 25.09. und im Gemeinderat am 29.09.2014 noch Thema sein.