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Einsturz einer Doline

Ein Augenzeugenbericht

Am Freitag, 24. Juni 1994, hörte ich im Wald kurz vor der Donauversickerung beim “Tannhäusle“ ein Wassergeräusch, das mir von der Donau her nicht bekannt war. Es rauschte eigentlich der ganze Wald.

Ich lief die 30 Meter zur Hangkante hin, die steil zur Donau abfällt, und erschrak. 20 Meter unter mir war ein Einsturztrichter im Donaubett entstanden, in den das Wasser mit gewaltigem Rauschen wie in einem Siphon verschwand.

Sogar das Wasser bis zur Furt, die circa 150 Meter unterhalb des Dolineneinbruchs liegt, zog es rückwärts in diesen Trichter hinein. Es konnte gar nicht so viel Wasser nachlaufen, wie der Einbruch verschlang. Es war ein fast unheimliches Naturschauspiel.

Auf der gegenüberliegenden Wiese wendete der Landwirt Walter Lang aus Zimmern Heu. Trotz seiner Traktor- und Maschinengeräusche musste auch er dieses gewaltige Rauschen gehört haben. Er stellt seine Maschinen ab, ging an das Donauufer und sah diesem wohl auch für ihn einmaligem Naturereignis zu.

Um circa 15 Uhr lief das Wasser der Donau jedoch schon wieder über die Einbruchsstelle hinweg. Im Laufe des Freitagnachmittags brach das Donaubett in unmittelbarer Nähe noch zweimal ein. Eine vierte Doline entstand in der Nacht zum Samstag am Rand des Donaubettes.
Hubert Jung