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Standpunkte des
Oberbürgermeisters

Kommunalpolitik ist Politik an der Basis. Klare Standpunkte sind hier ebenso gefragt wie der Dialog.

An dieser Stelle finden Sie in unregelmäßigen Abständen Positionen von Oberbürgermeister Michael Beck zu aktuellen kommunalpolitischen Themen.

Weihnachten 2023: "Gesellschaft wird durch Resignation nicht besser"


Liebe Leserinnen und Leser,

wieder endet ein Jahr, das mehr als gemischte Gefühle hinterlässt. Zu den noch nicht ausgestandenen Krisen kommen immer wieder neue dazu: Erst der Ukrainekrieg, dann die Energiekrise, die Klimakrise wurde in diesem Sommer besonders deutlich, und jetzt auch noch Krieg in Israel. Gleichzeitig erleben wir Wellen des Antisemitismus auch bei uns – und große Teile der Gesellschaft schweigen. In einem Land, das immer so stolz auf seine Erinnerungskultur war.

Kann man in Anbetracht solcher Entwicklungen noch optimistisch in die Zukunft sehen? Kann man da besinnliche Weihnachten feiern? Ja – man kann es. Und man sollte es auch. Gerade zu Weihnachten – jener Zeit, die wie keine andere für die Hoffnung steht - soltlen wir uns einmal mehr daran erinnern, dass noch keine Gesellschaft durch Resignation besser geworden ist. Und durch Schlechtreden und Nörgeln schon gar nicht. Genau dies aber stelle ich vermehrt fest: Die notorische Unzufriedenheit ist zum Markenzeichen unserer Gesellschaft geworden – und das, obwohl wir in Deutschland allen Problemen und Krisen zum Trotz immer noch in einem der wohlhabendsten und sichersten Länder der Welt leben.

Natürlich gibt es Probleme, und viele Menschen haben berechtigte Sorgen. Natürlich läuft nicht alles rund. Im Bund, im Land und auch in Tutlingen. Natürlich spüren wir die Krisen dieser Welt – alles andere wäre illusorisch. Und natürlich gibt es auch hausgemachte Fehler – wie überall, wo Menschen arbeiten.

Wir erleben aber gleichzeitig, dass Kritik immer öfter um der Kritik willen geübt wird. Dass das Schlechtreden kultiviert wird. Dass jedes Alltagsproblem zur Affäre hochstilisiert und dass jede Unannehmlichkeit als Unzumutbarkeit betrachtet wird. Doch letztlich befördern wir damit vor allem eines: Eine Abwärtsspirale, von der nur jene profitieren, die unseren Staat und unser freiheitliches Gesellschaftsmodell komplett ablehnen. Wohin dies führt, erleben wir ja in vielen Ländern.

Dabei gibt es so viel, womit wir zufrieden sein können, worauf wir auch stolz sein können: In Deutschland. In Baden-Württemberg. In Tuttlingen. Um nur ein paar Beispiele aus unserer Stadt zu nennen: Im zurückliegenden Jahr sind wir nach jahrelangen Debatten über die Zukunft der Donau ein gutes Stück weiter gekommen. Geräuschlos und zuverlässig schreitet die Sanierung der Gymnasien – immerhin das größte Projekt der Stadtgeschichte – voran. Unser Mobilitätskonzept wird Stück für Stück umgesetzt, und das Ein-Euro-Ticket wurde zum Erfolgsmodell, das andere Städte kopieren. Thiergarten II ist fertig erschlossen, und ab 2024 wird hier gebaut. Bei Eßlingen drehen sich die ersten Windräder, weitere Projekte zur Energiegewinnung werden konkret geplant. Und beim Bahnhiof, unserem jahrelangen Sorgenkind, haben die Bauarbeiten begonne, und der Durchbruch zur Donau ist bald fertig.

Ich weiß – das sind Kleinigkeiten im Vergleich zu den Problemen dieser Welt. Aber sie sollen uns zeigen, dass wir vor lauter Sorgen nicht die positiven Dinge vergessen dürfen. Die Dinge, die uns Kraft und Zuversicht geben – die wir in zugegebenermaßen schwierigen Zeiten ja brauchen.

In diesem Sinne  wünsche ich Ihnen allen ein frohes und friedvolles Weihnachtfest, Glück, Gesundheit und Gottes Segen.

Ihr Michael Beck