Standpunkte des
Oberbürgermeisters

Liebe Leserinnen,
liebe Leser,

selten ging ich mit so gemischten Gefühlen in ein neues Jahr. Wird 2023 ein friedlicheres Jahr, ein Jahr des Aufbruchs und der Entspannung? Oder werden sich die Krisen noch verschärfen, der Krieg in der Ukraine andauern und wachsende wirtschaftliche Probleme den Zusammenhalt unserer Gesellschaft gefährden? Ich wage es nicht, Prognosen anzustellen. Denn auch mit den Ereignissen, die das Jahr 2022 prägten, hätte heute vor einem Jahr noch kaum jemand gerechnet.

Auch in Tuttlingen begann am 24. Februar eine neue Epoche. Und ich möchte an dieser Stelle nochmals all denen danken, die mit viel Empathie, Energie und Ausdauer geholfen haben, Geflüchtete aus der Ukraine zu empfangen, zu betreuen und ihnen ein neues Zuhause zu geben. Unsere Stadt hat sich hier von ihrer menschlichsten Seite gezeigt. Und darüber bin ich glücklich.

Der russische Überfall auf die Ukraine und die Energiekrise haben aber eines mehr als deutlich gemacht: Unsere Abhängigkeit von Kohle, Öl und Gas ist nach wie vor viel zu hoch. Und dass die Energiewende in den letzten Jahren nur mit halber Kraft verfolgt wurde, rächt sich jetzt. Umso wichtiger ist es, dass wir die Krise jetzt als Chance nutzen – und sie zum Anlass nehmen, mit voller Kraft auf die Erneuerbaren setzen. Aus Gründen des Klimaschutzes müssen wir dies ohnehin. Nur hat dieses Argument bis jetzt leider nicht ausgereicht.

Solche Überlegungen machen wir uns auch in Tuttlingen. Und auch hier hat die Diskussion durch die aktuelle Lage deutlich an Tempo gewonnen. Dass wir in diesem Jahr wichtige Beschlüsse zur Photovoltaik und Hackschnitzelaufbereitung gefasst haben, stimmt mich sehr optimistisch. Und ich bin auch sicher, dass auch der von uns geplante Windpark schneller gebaut wird, als es bei früheren Projekten dieser Art üblich war.

Am Beispiel Energie sehen wir, wie auch eine Kommune ihren Beitrag leisten kann, die Welt etwas zu verbessern. Hier wollen wir konsequent weitermachen. Aber auch sonst haben wir in Tuttlingen auch im Krisenjahr 2022 wieder einiges angestoßen und abgearbeitet: Die Sanierung der Gymnasien bewegt sich auf die Zielgerade zu, die ersten Maßnahmen unseres Mobilitätskonzepts greifen, und in Thiergarten West kann bald gebaut werden. An diesen und vielen anderen Projekten konnten wir sehen, dass Menschen etwas bewegen können – auch und gerade in ihrem direkten Umfeld.

Trotz aller Krisen blicke ich daher optimistisch auf das Jahr 2023. Und ich hoffe, dass auch Sie diesen Optimismus teilen können.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute für 2023 – auf dass es ein friedlicheres Jahr werde.

Michael Beck