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Redensammlung

Partnerschaftsjubiläum 35 Jahre Bex, 25 Jahre Draguignan - 13. September 2014


Lieber Kollege Strambio,
lieber Kollege Rochat,
meine sehr geehrten Damen und Herren Gemeinderäte aus Bex, Draguignan und Tuttlingen,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

wir kommen gerade von einer interessanten Rundfahrt. Gemeinsam mit unseren Freunden aus Bex und Draguignan haben wir besichtigt, was sich in Tuttlingen während der letzten Jahre getan hat. Die meisten Projekte richten sich in die Zukunft. Eine Station unserer Rundfahrt aber dient der Erinnerung an die Vergangenheit: Der Gedenkpfad Lager Mühlau mit den beeindruckenden Kunstwerken von Madeleine Dietz.

Dass wir diesen Gedenkpfad eingerichtet haben, war mir ein persönliches Anliegen. Denn er erinnert nicht nur an die wechselvolle Geschichte des Lagers in Tuttlingen, er erinnert auch an drei große Tragödien des letzten Jahrhunderts, die wir nie vergessen dürfen.

- Die NS-Diktatur
- Der Zweite Weltkrieg mit seinen unzähligen Opfern
- Die Vertreibungen nach dem Krieg

Von 1942 bis 1955 war das Lager Mühlau in Betrieb. Und während dieser Zeit hätten vermutlich die wenigsten zu hoffen gewagt, dass wir eines Tages ein solches Fest wie das heutige feiern: Ein Fest der Städtepartnerschaften, ein Fest der Freundschaft von Menschen aus verschiedenen Ländern Europas.

Unsere Stadt hat Freunde in fünf europäischen Städten, und mit zwei dieser Städte feiern wir heute ein Jubiläum:

- Seit 35 Jahren gibt es die Städtepartnerschaft mit Bex in der Schweiz
- Seit 25 Jahren existiert die „Jumelage“ zwischen Draguignan und Tuttlingen

Die Freundschaft zu Bex ist sogar schon etwas älter: Bereits in den 1950er-Jahren gab es erste Begegnung zwischen Schülern aus beiden Städten. Nur wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs war dies einer der ersten Schritte hin zu einem friedlichen Europa.

Seither haben sich tausende von Bürgerinnen und Bürgern unserer Städte auf den Weg gemacht:

- im Rahmen von Schüleraustauschen
- bei Vereinsbegegnungen
- bei Konzertreisen und Freundschaftsspielen
- bei Begegnungen der Stadträte und der Verwaltungen
- oder einfach ganz privat

Sie reisten mit dem Bus und dem Auto, mit Zug und Flugzeug – oder auf ganz andere Weise:

- mit Pferden
- mit einem Segelflieger
- mit dem Fahrrad – wie erst in diesem Sommer wieder
- oder auch schon mal mit einem Bauwagen-Traktor-Gespann

Alle nutzten die Chance, sich zu begegnen, ein anderes Land und eine andere Sprache kennen zu lernen – und zwar auf viel intensivere Weise als man es als Tourist im Hotel erlebt. Denn ein Besuch in einer unserer Partnerstädte ist immer auch ein ganz persönlicher Besuch bei Freunden.

In unseren Partnerstädten mit Bex und Draguignan – aber auch in denen mit Battaglia/Terme, Bischoffszell und Waidhofen – lebt die europäische Idee. Und diese europäische Idee, die für viele schon zur Selbstverständlichkeit geworden ist, dürfen wir nicht vergessen. Dies gilt in diesem Jahr, in dem wir an den Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren erinnern, ganz besonders. Wir dürfen nicht den großen Fehler machen, Europa nur mit Bürokratie und den Problemen des Euro in Verbindung zu bringen. Europa ist viel mehr: Es ist eine Erfolgsgeschichte von Staaten, die das erreicht haben, wonach sich die Menschen in anderen Staaten vergebens sehnen: Ein über viele Jahrzehnte andauernder Frieden. Ein Frieden, wie er derzeit für die Menschen in Israel und Palästina, in der Ukraine oder in Afghanistan und Syrien unerreichbar scheint.

Wir in Tuttlingen, in Bex und Draguignan haben unseren kleinen Beitrag für die große europäische Idee geleistet. Darauf können wir stolz sein. Und aus diesem Grund wollen wir unsere Städtepartnerschaften künftig noch stärker ins Bewusstsein rücken.

Wie Sie in nächster Nähe sehen können, sind wir gerade dabei, unsere Bahnhofstraße neu zu gestalten. Dabei werden wir auch Bäume setzen – und fünf dieser Bäume werden wir unseren Partnerstädten widmen. Die Tuttlinger Bürger können dort das Wichtigste über diese Städte lesen und sich ein Bild machen, wo unsere Partnerstädte liegen.

Die Bäume werden im nächsten Frühjahr gepflanzt, die Informationsstelen, die um die Bäume herum aufgestellt werden, sind aber schon fertig. Sie sehen Sie hier auf dem Weg am Eingang des Stadtgartens.  

Ich freue mich auf unsere künftige Allee der Partnerstädte im Herzen unserer Stadt.

Besonders freue ich mich aber, jetzt gemeinsam mit meinen Kollegen, Pierre Rochat aus Bex und Richard Strambio aus Draguignan, feierlich die Urkunde zur Erneuerung der Partnerschaft zu unterzeichnen.