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Redensammlung

20 Jahre Städtepartnerschaft mit Draguignan - 30. Mai 2009


Monsieur le Maire,
chers amis de Draguignan,
sehr geehrter Herr Alt-
Oberbürgermeister Koloczek
sehr geehrte Gemeinderäte und Mitglieder der Partnerschaftskommission,
meine Damen und Herren,

je suis très hereux de célébrer avec vous le 20ème anniversaire de notre jumelage.

Le 20ème anniversaire – c’est deux ans après la majorité: On est adult – mais toujours jeune et vivant. Comme notre jumelage.

Meine Damen und Herren,

es ist gerade zwei Wochen her, dass wir mit unseren Freunden aus Draguignan in Tuttlingen feiern durften. Dass wir uns schon nach so kurzer Zeit wieder sehen dürfen und sich alle darauf gefreut haben, ist ein gutes Zeichen: Ein Zeichen dafür, wie lebendig unsere Städtepartnerschaft auch nach zwanzig Jahren noch ist.

Wenn ich heute also als Oberbürgermeis-ter der Stadt Tuttlingen zu Ihnen spreche, dann spreche ich im Namen der Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt. Ich spreche nicht nur als Chef der Verwaltung. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Städtepartnerschaften ist unsere keine Verwaltungspartnerschaft, sondern eine Partnerschaft der Bürger. Sie ist keine Partnerschaft, die nur durch Begegnungen auf offizieller E-bene am Leben erhalten wird. Sie ist eine Partnerschaft, die von den Bürgerinnen und Bürgern getragen wird. Denn sie ist eine Partnerschaft, die tief im Bewusstsein der Bevölkerung verankert ist.

Dies war schon von Beginn an so. Noch bevor Max Piselli und mein Vorgänger im Amt des Oberbürgermeisters, Heinz Jürgen Koloczek, die offizielle Partnerschafts-urkunde unterzeichneten, fand der erste Schüleraustausch statt. Und die Zahl der Tuttlinger und Dracenois, die im Laufe der Jahre die Partnerstadt besuchten, dürfte in die tausende gehen. Und all diese Bürger dürften die schöne Erfahrung gemacht ha-ben, dass man sich auch ohne perfekte Französisch- oder Deutschkenntnisse gut verstehen kann. Dass gemeinsamer Sport, gemeinsame Musik oder gemeinsames Feiern oder noch so große Sprachbarrieren überbrücken können.

Tuttlingen und Draguignan haben es sich bei der Wahl der Partnerstädte seinerzeit nicht leicht gemacht: Denn zur Sprachbarriere kommt auch die Distanz: Knapp tausend Kilometer trennen uns, zwischen Donautal und Mittelmeer liegen die Alpen. Doch gerade diese Distanz wurde in den letzten Jahren immer wieder auch als besondere Herausforderung begriffen: Ob mit dem Fahrrad oder dem Traktor – wer von Tuttlingen nach Draguignan will, macht sich auch mit ungewöhnlichen Verkehrsmitteln auf den Weg.

Kein Weg zu weit, keine Reise zu beschwerlich und immer wieder zieht es ei-nen zueinander hin – die Partnerschaft zwischen unseren Städten gleich einer gut funktionierenden Beziehung auf Distanz. Und wie in einer gut funktionierenden Be-ziehung können wir auch Krisen meistern. Erst vor wenigen Jahren sah es zum Bei-spiel so aus, dass ausgerechnet der Schüleraustausch als Rückgrat unserer Partnerschaft einschlafen könnte. Es kam nicht so. Denn beiden Seiten war das gemeinsame Projekt der Partnerschaft so wichtig, dass man alles daran setzte, dieses Problem zu lösen.

Dass unsere Partnerschaft so lebendig ist, verdanken wir natürlich auch besonders den Menschen, die sich weit über das normale für sie engagieren. Es sind die Bürgerinnen und Bürger, für die die Städtepartnerschaft eine Herzenssache ist, die in beiden Städten zu Hause sind und ver-mutlich nicht mehr zählen können, wie oft sie nun schon den Weg zwischen unseren Städten zurück gelegt haben. Ich denke hier an die Mitglieder der Partnerschaftskomitees, allen voran Lore Lutz und Michel Ducroq. Sie führen seit vielen Jahren die Arbeit fort, die 1989 von Max Hummel und Vito Bucari begonnen wurde.

Meine Damen und Herren,

den heutigen Tag haben wir mit einer Kranzniederlegung begonnen. Damit ha-ben wir daran erinnert, was einst der Grund dafür war, dass ab 1950 die ersten Partnerschaften zwischen deutschen und französischen Städten geschlossen wur-den. Und es war der Wunsch nach Aus-söhnung und Völkerverständigung, der Männer wie Charles de Gaulle, Robert Schuman und Konrad Adenauer antrieb, als sie die Grundlagen für die deutsch-französische Freundschaft legten.

Heute sind Feindseligkeiten zwischen un-seren Ländern kein Thema mehr. Im Ge-genteil. Erst in dieser Woche fand in Tuttlingen eine Vereidigung junger Soldaten statt, die in einer gemeinsamen deutsch-französischen Brigade dienen.

Heute ist es unsere Aufgabe, dass ein geeintes Europa seinen Einfluss in der Welt nutzt: Für den friedlichen Austausch der Kulturen. Für den internationalen Dialog. Für eine gerechte Weltordnung. Hier liegen noch große Aufgaben vor uns. Aufgaben, mit denen wir im Kleinen beginnen müssen. In unseren Städten. Und in unserer Partnerschaft. Jetzt und die nächsten 20 Jahre.