Einige der Erstunterzeichner der Allianz (von links): Rose Lovrekovic, Petra Demmer, Jens Junginger, Herwig Klingenstein, Bekir Inamlica, Mustafa Verep, Hans-Peter Bensch, Dekan Matthias Koschar, OB Michael Beck, Nader Hassanzadeh.
"Die Würde des Menschen ist unantastbar" - unter der Überschrift von Artikel eins des Grundgesetzes veröffentlichten im Frühjahr 2016 zahlreiche Vertreter von Kirchen, Verbänden und Parteien eine Erklärung für Toleranz und Weltoffenheit sowie gegen Hass, Intoleranz, Menschenfeindlichkeit und Gewalt.
Als lokales Pendant dazu unterzeichneten am 12. Mai 2016 Vertreter verschiedener Tuttlinger Institutionen sowie mehrere Privatpersonen entsprechende Erklärungen. Auch sie wollen vor Ort ein Zeichen für Mitmenschlichkeit und gegen Ausgrenzung setzen. Getragen wird die Allianz unter anderem von
- Stadt Tuttlingen
- Evangelische Gesamtkirchengemeinde
- Katholische Gesamtkirchengemeinde
- D.I.T.I.B.
- Fraktionen des Gemeinderates
- Integrationsbeirat
- Ini Asyl
Michael Beck, Oberbürgermeister:
"Wenn ich Tuttlingen beschreiben soll, stelle ich unsere Stadt gerne als „internationale Stadt“ vor. Denn Menschen aus über 100 Herkunftsländern leben in Tuttlingen. Und sie alle sind Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt.Als Oberbürgermeister fühle ich mich für alle diese Menschen verantwortlich – ganz gleich, ob ihre Familien seit Generationen hier leben, oder ob sie erst vor kurzem zugezogen sind. Ob sie deutsche, italienische, türkische, russische oder syrische Wurzeln haben. Ob sie aus freien Stücken oder als Folge von Flucht oder Vertreibung nach Tuttlingen kamen. Ob sie christlichen, jüdischen, islamischen oder gar keines Glauben sind. Ob sie arm oder reich sind. Ob sie jung oder alt sind. Denn sie alle sind Menschen. Menschen, mit ihren ganz persönlichen Eigenschaften, Leidenschaften, Sorgen, Fehlern und Bedürfnissen. Wenn wir uns dies jeden Tag in Erinnerung rufen – und vor allem danach handeln – ist schon viel gewonnen."
Jens Junginger, Evangelische Gesamtkirchengemeinde:
"Als Christen leben wir aus der Gewissheit, dass ein jeder Mensch ein Ebenbild Gottes ist (1.Mose 1,26) und aus dem Zuspruch: „es ist kein Ansehen der Person vor Gott „ (Römer 2,11) Aus dieser Glaubenshaltung heraus gilt es für uns als Evangelische Kirche für eine weltoffene, kultur- und religionsverbindende Gesellschaft einzutreten und sie mitzugestalten. Beflügelt vom Geist des gegenseitigen Respekts und der Verständigung halten wir es für geboten innerhalb unserer Stadt eine Allianz für Menschlichkeit und Weltoffenheit zu bilden und damit ein gesellschaftliches Zeichen gegen Rassismus, für Solidarität, Demokratie und die Anerkennung unseres Rechtstaates zu setzen und uns für ein friedliches und solidarisches Zusammenleben aller zu engagieren."Dekan Matthias Koschar und Pfarrer Richard Grotz,
Katholische Gesamtkirchengemeinde:
"Der Inhalt dieser Resolution ist Richtschnur für das friedliche, dialogische, verständnisvolle und wertschätzende Zusammenleben auch in unserer Stadt. Menschen mit unterschiedlicher Herkunft und verschiedenen Religionen haben in Tuttlingen eine Heimat gefunden oder sind dabei heimisch zu werden, nachdem sie aus den verschiedensten Gründen hier her kamen. Bei allen Herausforderungen, die die neue Diversität in unserer Gesellschaft und unserer Stadt mit sich bringt, ist festzustellen, dass Einheit und Miteinander eben gerade in Vielfalt möglich ist, wenn sich alle darum mühen.Papst Franziskus sagte unlängst bei der Verleihung des Karls-Preises er „träume von einem neuen europäischen Humanismus“ und dazu brauche es die Solidarität der Tat. Möge dieser Aufruf unsere tatkräftige Solidarität fördern und Ausdruck unseres europäischen Humanismus sein."
Bekir Inamlica, DITIB – Türkisch Islamische Gemeinde zu Tuttlingen e.V.:
"Im Namen Allahs, dem Gnädigen, dem Barmherzigen. Islamische Religion lehrtDen Schutz und Sicherheit der Religion, des Lebens, den Nachwuchs, dem Eigentum und dem Wissen.
Denn so ist auch die Würde des Menschen unantastbar. Die Sure Maida 32 besagt, „töte keinen Menschen, denn so wirst die ganze Menschheit töten „. Islamfeindlichkeit nimmt zu gewiss auch in Deutschland, was Uns als muslimische Gemeinde bestürzt. Egal welche Herkunft man ist, Fakt ist, der Mensch, und zwar frei. Und hat Recht darauf in einem Staat zu leben wo die Demokratie herrscht. Rassismus und Terror gehören nicht zum Islam. Denn Islam bedeutet Frieden. Allah möge die ganze Menschheit segnen."
Renate Gökelmann, CDU-Fraktion:
"Der große Zustrom von Flüchtlingen stellt unsere Stadt und unseren Landkreis vor sehr große Aufgaben. Die Verantwortlichen stellen sich den großen Herausforderungen und viele Frauen und Männer engagieren sich ehrenamtlich für eine menschwürdige Willkommenskultur.Vieles haben wir im Zusammenleben mit verschiedenen Kulturen schon erreicht und wir dürfen in unseren Bemühungen nicht nachlassen. Auch Ängste und Sorgen müssen wir ernstnehmen.
Deshalb find ich es wichtig, dass wir uns der Allianz der Weltoffenheit anschließen und auf der Grundlage des Grundgesetzes und unserer christlichen Werte diejenigen unterstützen, die unsere Hilfe benötigen und sie bei ihrer Integration begleiten."
Petra Schmidt-Böhme, LBU-Fraktion:
"Mit großem Erschrecken nehmen wir in Europa, in Deutschland, auch in Baden-Württemberg die zunehmende Fremdenfeindlichkeit wahr, die sich bis zu Fremdenhass ausweitet und zu rechtsradikalen Übergriffen auf Flüchtlingsunterkünfte führt. "Die Würde des Menschen ist unantastbar" gilt für die LBU uneingeschränkt, für Menschen aller Länder und Kontinente, die zu uns kommen und für Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenslagen. Wir sind froh, dass in Tuttlingen die Repräsentanten, der Oberbürgermeister, die Bürgermeister, der gesamte Gemeinderat und die große Mehrheit der Bürgerschaft geschlossen hinter der Aufnahme von Flüchtlingen steht. Wir begrüßen die Initiative für Weltoffenheit, Demokratie und Menschenrechte, erklären unsere Solidarität und schließen uns ihr aus tiefer Überzeugung an. Lassen Sie uns gemeinsam wachsam sein und den Anfängen wehren. Rassismus ist kein individueller Irrweg, nichts, was uns überraschend heimsucht, er muss begriffen und über ihn muß aufgeklärt werden."Fabian Rothfuss, SPD-Fraktion:
"Sozialer Zusammenhalt ist die Grundvoraussetzung für eine moderne Gesellschaft, in der niemand gegeneinander ausgespielt wird. Zukunftsgerichtete Investitionen in bezahlbaren Wohnraum, Bildung oder Infrastruktur sind notwendig, um die Teilhabe aller Menschen zu gewährleisten."Hans-Peter Bensch, FDP-Stadtratsgruppe Tuttlingen und als Vorsitzender der Freien Demokraten im Kreisverband Tuttlingen:
„Wir Freie Demokraten setzen auf Weltoffenheit und Toleranz als Grundelemente unserer freiheitlich-politischen Zielsetzung. Wir begrüßen und unterstützen daher die Initiative „Allianz für Weltoffenheit, Solidarität, Demokratie und Rechtsstaat - gegen Intoleranz, Menschenfeindlichkeit und Gewalt“ ganz besonders.Ganz konkret haben wir z.B. durch unsere Mitarbeit im Arbeitskreises Moscheebau des Integrationsbeirates der Stadt Tuttlingen in den letzten Jahren aktiv für gegenseitigen Respekt der Religionen unserer Bürgerinnen und Bürger in Tuttlingen eingesetzt und an gemeinsamen Integrationsprojekten und Positionen wie dem Eckpunktepapier zum Moscheeneubau der DITIB maßgebend mitgearbeitet.“
Thorsten Maier, Tuttlinger Liste:
"Die Tuttlinger Liste unterstützt die Allianz für Weltoffenheit und ruft mit dazu auf, am 12. Juni um 15 Uhr gegen die an dem Sonntag in unserer Stadt aufmarschierenden Rechten ein deutliches Zeichen zu setzen: Wir Tuttlinger sind weltoffen, liberal und tolerant."Nader Hassanzadeh, Stellvertretender Vorsitzender Integrationsbeirat:
"Das „Wir“ ist wichtig: Wir sind alle Menschen – gleichberechtigt; unabhängig von Herkunft, Religion und Kultur. Wir sollten mit Respekt und Freundlichkeit aufeinander zugehen."Rose Lovrekovic, Ini Asyl:
"Menschen, die wegen Krieg, Verfolgung, Gewalt und der Vernichtung ihrer Lebensgrundlage zu uns fliehen, brauchen eine weltoffene und hilfsbereite Gemeinschaft, die für Geflüchtete einsteht und ihnen den Zugang in unsere Gesellschaft öffnet. Wir als Initiave Asyl treten ein für eine menschenwürdige Aufnahme von Geflüchteten.Um sie in die Gesellschaft zu integrieren braucht es Offenheit, Geduld, Einfühlungsvermögen. Wir wenden uns gegen jegliche Form von Diskriminierung, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und wollen eine solidarische, demokratische Gesellschaft, die es allen ermöglicht, an ihr teilzuhaben."
Ulrike Irion, Zentrumsleitung Caritas Region Schwarzwald-Alb-Donau:
"Die Caritas Schwarzwald-Alb-Donau unterstützt den Aufruf der Allianz für Weltoffenheit. Insbesondere, der im Grundgesetzt verankerte „Schutz der Menschenwürde“, der für alle Menschen gleich gilt. Wir begrüßen die Menschen in Tuttlingen, die aus Kriegsgebieten und Staaten geflohen sind, wo sie unter Terrorherrschaften um ihr Leben bangen mussten.Wir rufen dazu auf, den Hilfesuchenden auf Augenhöhe zu begegnen und die Würde des Menschen zu achten, auch wenn sie wegen wirtschaftlicher Not und Elend nach Deutschland gekommen sind. Wir stehen ein für eine nachhaltige Integration in Tuttlingen und leisten unseren Beitrag dazu. Wir verurteilen Gewalt und Übergriffe auf Menschen, die Schutz und Unterstützung bei uns suchen."
Anna Petz:
"Durch die Globalisierung ist unsere Welt klein geworden. Entfernungen und Grenzen spielen keine große Rolle mehr. Wir sollten darauf verzichten erneut Grenzen zu ziehen und allen Menschen, unabhängig von Herkunft und Glaube,mit Liebe und Wertschätzung begegnen."
Michael Rosa:
"Unsere Welt ist vielfältig und bunt. Wer dies für sich so sieht, weiß, daß wir die einzelnen Facetten unsere Welt respektieren und schützen müssen. Das gilt für alle Bereiche aber nur wir Menschen können es garantieren oder gefährden, daß muß uns bewußt sein. Also laßt uns in diesem Bewußtsein auch entsprechend handeln, um uns unsere Lebensqualität zu bewahren. Unsere Allianz wird dies transparent machen."Mustafa Verep:
"Wir dürfen uns nicht den Problemen der Welt verschließen. Besonders nicht den rechtspopulistischen Bewegungen Nährboden geben. Der Angst vor Fremden oder fremden Religionen gehen Vorurteile und Unwissenheit voraus. Aufeinander zugehen, Neugierde auf das Unbekannte und das Kennenlernen andere Kulturen und Religionen könnten hier Abhilfe schaffen.Wir in Europa (das gilt auch für andere Industriestaaten) haben eine Verpflichtung gegen über Ländern, in denen Armut und Krieg Alltag sind. Europa als Werte- und Wirtschaftsgemeinschaft muss hier als Ganzes agieren und die Lasten teilen. Nur so werden wir unserer Verantwortung gerecht. Sonst versagen wir nicht nur als Nation sondern auch als Menschen."
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