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Bernar Venet – Reliefs

Die Galerie der Stadt Tuttlingen zeigt vom 24. Juli bis zum 12. September 2021 eine Retrospektive der Reliefarbeiten des bekannten Franzosen mit Werkbeispielen von 1961 bis heute. Bernar Venet (geb. 1941 in Château-Arnoux-Saint-Aubin) gilt als ein Pionier der Konzeptkunst in den 60er Jahren.

Unser Film zeigt Eindrücke aus den drei Tagen, als Bernar Venet sich anlässlich der Eröffnung der Ausstellung in Tuttlingen aufhielt. Neben einem am 23. Juli 2021 in der Galerie geführten Interview steht die Herstellung eines der Stadt Tuttlingen gewidmeten Wandbildes im Tuttlinger Rathaus im Rahmen einer Live-Performance im Vordergrund. Dieses trägt den Titel: DIE LINIE ALS OBJEKT / DIE LINIE ALS INSTRUMENT / DIE SPUR DER LINIE ALS GREIFBARE ERINNERUNG AN DIE GESTE. Es entstand mit Hilfe eines von der Decke hängenden und in Farbe getauchten Vierkantstab, indem der Künstler die Farbe in fächerartiger Struktur direkt auf die Wand aufbrachte. Die Arbeit bewegt sich an der Schnittstelle von Performance, Malerei und Skulptur und ist ein Teil der intensiven Beschäftigung mit dem Element der Linie.

Bernar Venet ist es gelungen, eine völlig eigenständige Formensprache zu entwickeln; er gilt als einer der bedeutendsten Bildhauer der Gegenwart. Er begründete einen neuen Ansatz, indem er Mathematik und wissenschaftliche Sprache in seine Kunst einbezog. Die grundlegendste Idee, die Linie, zieht sich als Thema durch sein gesamtes künstlerisches Schaffen. Sie ist in seinen Skulpturen der Gegenstand, anhand dessen er sich mit den Phänomenen Zeit, Raum und Bewegung auseinandersetzt. Bernar Venets herausragende Stellung innerhalb der zeitgenössischen Kunst beruht auf seinem vielseitigen Werk, das er ständig weiterentwickelt.

Mit seinen unverwechselbaren Stahlskulpturen ist Bernar weltweit präsent. Er ist der international meistgezeigte Künstler Frankreichs und schuf u. a. in Auckland, Austin, Berlin, Denver, Genf, Neu-Ulm, Köln, Nizza, Paris, Shenzhen, San Francisco, Seoul, Tokio und Toulouse permanente Skulpturen im öffentlichen Raum. In Deutschland wurde er 1987 bekannt durch die 20 Meter hohe Stahlskulptur "124.5° Arc" in Berlin, einem Geschenk des französischen Staats anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins. In den vergangenen sechs Jahrzehnten hatte er Einzelausstellungen in Europa, den USA, Südamerika und Asien, und er war in der Kasseler Documenta sowie den Biennalen von Paris, Venedig und São Paolo vertreten. Schon 1979 wurde Venets Arbeit durch die Nationale Kunststiftung der USA ausgezeichnet. 1989 erhielt er den Grand Prix de la Ville de Paris.1997 wurde er Mitglied der Europäischen Akademie für Kunst und Wissenschaft in Salzburg. 2005 wurde er zum „Chevalier de la Légion d´honneur“ ernannt. Dem folgten der Robert Jacobsen-Preis der Würth-Stiftung in 2006 und die Auszeichnung für sein Lebenswerk durch das International Sculpture Center in 2016. 2020 wurde er zum Mitglied der Royal Society of Sculptors in Großbritannien ernannt.