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Beitritt zur „Seebrücke“: Tuttlingen nimmt gerettete Flüchtlinge auf - OB Beck: „Werden bei der humanitären Katastrophe nicht wegschauen“


Tuttlingen erklärt sich freiwillig bereit, aus Seenot gerettete Geflüchtete aufzunehmen. Außerdem spricht sich die Stadt dafür aus, Seenotrettung nicht weiter zu kriminalisieren. Eine entsprechende Resolution und die Unterstützung der Initiative „Seebrücke“ hat der Gemeinderat am Montag einstimmig beschlossen.

Die Bilder lassen niemanden kalt. Im Mittelmeer geraten Flüchtlinge, oft auf völlig seeuntüchtigen Booten, in akute Lebensgefahr und lassen viel zu oft ihr Leben. Nach einer Rettung durch zumeist private Rettungsschiffe kommt es zu langwierigen Auseinandersetzungen mit Behörden und Regierungen. Nicht selten müssen die Menschen unter katastrophalen Bedingungen auf dem Boot ausharren, ehe sich ein Land zu ihrer Aufnahme bereit erklärt. Wie aktuell geschehen, kommt es danach gar zur Verhaftung von Kapitäninnen und Kapitänen.

Gegen diese Zustände will Tuttlingen nun ein Zeichen setzen. Einstimmig beschloss der Gemeinderat eine entsprechende Resolution. Darin erklärt sich die Stadt solidarisch mit Menschen auf der Flucht und den Zielen der Initiative „Seebrücke“. „Tuttlingen will ein sicherer Hafen sein“, fasst OB Michael Beck die Erklärung zusammen. Tuttlingen ist damit eine von 73 Städten, die bundesweit ein Zeichen für Solidarität und Menschlichkeit setzen. OB Beck hat hierüber neben Innenminister Horst Seehofer auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann und den Präsidenten des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge informiert.

Die „Seebrücke“ ist eine 2018 gegründete Initiative, die sich für Solidarität mit Menschen auf der Flucht und Bewegungsfreiheit einsetzt. Insbesondere den im Mittelmeer in Seenot geratenen Geflüchteten soll ein „sicherer Hafen“ angeboten werden. „In Europa kann man sich noch immer nicht auf eine gerechte Verteilung einigen“, sagte OB Michael Beck in der Sitzung des Gemeinderates. „Angesichts dieser humanitären Katastrophe werden wir aber nicht wegschauen“, bringt es OB Beck auf den Punkt. Da die Politik auf der großen Bühne nicht handelt, ergreift die Stadt Tuttlingen nun selbst die Initiative.

Dem Wunsch von OB Beck, Tuttlingen zu einem sicheren Hafen zu erklären, schloss sich der Gemeinderat geschlossen mit den Stimmen aller Mitglieder an. OB Beck freute sich über den einstimmigen Beschluss: „Wir setzen damit ein deutliches Zeichen für Humanität und Menschlichkeit“, meinte OB Beck. Mit der Erklärung verbunden ist die Zusage der Stadt, aus Seenot gerettete Menschen zusätzlich in der Stadt aufzunehmen. „Das geschieht unabhängig von Zuteilungsquoten, sondern ein Gebot der Menschlichkeit“, betonte OB Beck.

In Baden-Württemberg haben sich neben Tuttlingen bereits acht Städte zu „sicheren Häfen“ erklärt: Freiburg, Karlsruhe, Heidelberg, Konstanz, Reutlingen, Rottenburg, Tübingen und Mehrstetten.