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Armutsbericht nennt deutliche Zahlen: Gute Wirtschaftslage geht an 7,5 Prozent vorbei


Trotz wirtschaftlich guter Lage bleibt das Armutsrisiko für manche Teile der Bevölkerung groß. Dies geht aus dem Armutsbericht hervor, der am Montag im Verwaltungausschuss vorgestellt wurde.



2739 Tuttlinger/innen und Tuttlinger beziehen Gelder aus der Mindestsicherung - also Leistungen nach Hartz-IV oder entsprechende Zuzahlungen zu einer nicht ausreichenden Rente. Das sind 7,5 Prozent der Bevölkerung – weniger als der Bundesdurchschnitt von 9,2 Prozent, aber mehr als der Landesschnitt von 5,6 oder der Landkreisschnitt von 4,5 Prozent. „Es gibt bei uns mehrere Personenkreise, die von Armut bedroht sind“, so OB Michael Beck, „und um die müssen wir uns in unserer reichen Stadt auch kümmern.“

Zusammengestellt hat den Bericht Ralf Scharbach, Leiter der Abteilung Integration und Soziales, unterstützt wurde er vom Arbeitskreis Armut, in dem mehrere freie Träger zusammen arbeiten. Für deren Engagement bedankte sich OB Michael Beck am Montag ausdrücklich: „Sie tragen aktiv dazu bei, dass wir niemanden alleine lassen.“

In der Sitzung am Montag ging Scharbach näher auf die Statistik ein: Neben Arbeitslosen sind vor allem gering Qualifizierte, Alleinerziehende, kinderreiche Familien, Rentner und Migranten bedroht. An diesen Gruppen gehen auch die solide wirtschaftliche Lage und die niedrige Arbeitslosenquote von derzeit 2,6 Prozent vorbei. Das gilt vor allem für ältere Menschen: 14,6 Prozent der Rentner müssen ihre Rente durch Sozialleistungen aufstocken lassen. Hier zeigt sich auch das Problem der verschämten Armut: Den städtischen Seniorenpass, der zahlreiche Vergünstigungen anbietet, hatten 2018 gerade mal 44 Rentner beantragt.

Aufschlussreich ist auch der Überblick über die verschiedenen Angebote und auch die Zahl ihrer Nutzerinnen und Nutzer. So hat der Tafelladen im Jahr 2018 301 Berechtigungsausweise ausgegeben, die Sozialberatung der Diakonie führte im letzten Jahr 270 Beratungen durch, die Schuldnerberatung 80 Beratungen, wobei die Schuldner sich im Schnitt mit 13 Gläubigern und rund 46 000 Euro an Außenständen auseinandersetzen mussten. Bei der Sozialberatung der Caritas waren es 129 Fälle – Tendenz steigend. Letzteres gilt besonders für die Obdachlosenhilfe der AWO und auch die Obdachlosenunterkünfte der Stadt. Hier waren zuletzt 85 Menschen eingewiesen. Zum Vergleich: 2001 waren es gerade einmal 24.