Mängel bei der Lehrerversorgung: Gemeinderat richtet Resolution an Landesregierung
23.05.2017
Über 100 Lehrerwochenstunden fehlen derzeit allein an Tuttlingens Grundschulen. Vor diesem Hintergrund hat sich der Gemeinderat nun in einer Resolution an Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann gewandt. Hauptforderung des am Dienstag übergebenen Papiers: Das Land muss den Lehrerberuf wieder attraktiver machen.
Resolution übergeben: Ministerin Dr. Susanne Eisenmann und Erster Bürgermeister Emil Buschle.
„Die Unterrichtsversorgung an den Schulen in der Stadt Tuttlingen entspricht im Grundschulbereich nicht den Voraussetzungen für eine angemessene Bildung“ heißt es in der einstimmig verabschiedeten Resolution – und im kommenden Schuljahr werde sich die Situation weiter zuspitzen. Stellvertretend für OB Michael Beck übergab Erster Bürgermeister Emil Buschle die Resolution der Ministerin bei ihrem Besuch am Dienstag in der Steinbeis-Schule.
Wie unzureichend die Unterrichtsversorgung an den Tuttlinger Grundschulen ist, spiegele sich darin wieder, dass sich bereits Wirtschaftsunternehmen diesbezüglich an das Kultusministerium gewandt haben, schreiben die Gemeinderäte weiter. Die Bildung der Schülerinnen und Schüler sei in Gefahr und damit mittel- bis langfristig auch der Bildungs- und Wirtschaftsstandort Tuttlingen. Diese Situation in einer der aufstrebendsten Regionen Deutschlands sei für eine Kommune nicht hinnehmbar.
Mehr als 100 Lehrerwochenstunden fehlten insgesamt an den sieben Grundschulen. Hiervon fielen rund 25 Stunden auf den Pflichtunterricht. Dabei gebe es unter anderem Einschnitte im Bereich Deutsch, HuS, Sport, Musik, islamische Religionslehre und Englisch. Der größte Teil der Stunden fehle in den Bereichen Ganztag, Kooperation Grundschulförderklasse, Stützkurse, Differenzierung, Inklusion und Sprachförderung. Darüber hinaus würden zahlreiche Stunden von „Nichterfüllern“ oder „Fachlehrern“ unterrichtet, also nicht von Grundschullehrern im eigentlichen Sinne. Der aktuelle Ausblick für das kommende Schuljahr beziffere den Lehrermangel auf mehr als 200 Lehrerstunden pro Woche.
„Der Lehrermangel am Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum ist ebenfalls immens, was sich im Rahmen der Inklusion auch auf die anderen Schulen nachteilig auswirkt“, heißt es weiter. Es könne nicht überall eine angemessene Betreuung der Inklusionskinder und Unterstützung der Lehrer an den Grund- und weiterführenden Schulen durch Sonderpädagogen gewährleistet werden.
Auch an den beiden Realschulen fehlten Lehrerwochenstunden, die nicht allumfänglich abgedeckt werden können. Zusätzliche Krankheitsausfälle könnten an den Schulen in keiner Weise aufgefangen werden.
Die von Dr. Hans Roll, Petra Schmidt-Böhme, Hellmut Dinkelaker, Carl-Roland Henke, Hans-Peter Bensch und Thorsten Maier unterschriebene Resolution wörtlich:
„Vor diesem Hintergrund fordern wir, die politischen Vertreter der Stadt Tuttlingen, die Landesregierung auf
- die Unterrichtsversorgung an allen Tuttlinger Schulen deutlich zu verbessern, so wie mittelfristig vollumfänglich zu sichern.
- freie und frei werdende Stellen schnellstmöglich wieder zu besetzen.
- den Zugang zum Lehrerberuf und damit die Studienplatzzahl entsprechend der Bedarfe anzupassen
- den Lehrerberuf insbesondere im Grundschulbereich wieder attraktiver zu gestalten.
- Rektorenstellen den Anforderungen entsprechend zu vergüten und eine dem Verwaltungsaufwand entsprechende Zahl an Deputatsstunden dafür anzurechnen.“
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