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Vom 1-Euro-Job zur Festanstellung – 2 Flüchtlinge gehören jetzt zum Bauhof-Team


Vor gut einem Jahr berichtete die Stadtverwaltung Tuttlingen über ein Projekt beim Baubetriebshof, der Flüchtlinge im Zuge eines Mini-Jobs beschäftigte. Neben Stanley Onwuka, der schon seit 2014 beim Bauhof fest angestellt ist, konnten nun zwei weitere Flüchtlinge eine Festanstellung antreten. Der Bauhof ist dabei wieder einmal ein Beispiel dafür, wie gelebte Integration aussehen kann.
 
Seit rund zweieinhalb Jahren arbeitet Musa Dinvine, der als Flüchtling aus Togo nach Tuttlingen kam (wir berichteten) nun beim städtischen Baubetriebshof in Tuttlingen. Angefangen hat er als Praktikant, später hat er einen 1-Euro-Job erhalten. Nun ist er als Krankheitsvertretung fest angestellt worden. Seine Deutschkenntnisse sind merklich besser geworden, seit er zum ersten Mal mit den Bauhofskollegen zum Außendienst fuhr. Zum einen, da er einen Deutschkurs besucht. Zum anderen sprechen seine Kollegen möglichst Deutsch mit ihm. Bauhofleiter Gerd Rudolf ist sichtlich zufrieden: „Dinvine versteht schon fast alles auf Deutsch und wenn man ihm etwas Zeit lässt, kann er sich auch schon sehr verständlich ausdrücken.“



Zu seinen Aufgaben als fester Bestandteil im Kollegenkreis gehört die Stadtreinigung. Mit einem eBike soll Dinvine künftig tagsüber durch die Innenstadt fahren und immer dort reinigen, wo er Verschmutzungen entdeckt - ausgerüstet mit einem Besen, einem Müllpicker und einer Sprühflasche mit Lappen.

Noch kontrolliert Gerd Rudolf die Arbeit von Dinvine, da er seine Aufgabe erst vor kurzem aufgenommen hat. Mit einem breiten Grinsen quittiert der Flüchtling jedes Lob vom Chef und tut alles, damit am Ende beide Daumen nach oben zeigen und es heißt „Pico Bello!“. Inzwischen wohnt der junge Mann auch zur Miete in einer städtischen Wohnung, nicht weit entfernt von seinem neuen, festen Arbeitsplatz.
Sein Kollege Erondu Ogbonna Friday ist ebenfalls schon seit längerem beim Baubetriebshof und erlebte dort den selben Werdegang, wie Dinvine. Allerdings ist er als Flüchtling noch nicht anerkannt worden. Die Entscheidung, ob Friday bleiben darf, wird derzeit beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefällt. Wenn es nach Gerd Rudolf geht, soll Friday bleiben, der, ebenfalls als Krankheitsvertretung, in der Werkstatt des Bauhofs arbeitet.



Mit dem Deutsch hapert es noch etwas, aber mit Händen und Füßen kann Friday sich ebenfalls verständigen und ein bisschen Englisch hilft ihm auch weiter. Friday lernt viel mit den Augen und schaut seinen Kollegen die Arbeitsschritte über der Schulter ab. Stolz montiert er zum Beispiel Straßenschilder und bereitet sie so für den Alltagsgebrauch auf Tuttlingens Straßen vor. 

Friday lebt ebenfalls zur Miete in Tuttlingen. Er hat eine Frau und ein kleines Kind, die er durch seinen Job beim Bauhof nun endlich wieder selbst ernähren kann. Gerd Rudolf ist erleichtert über die Unterstützung der beiden Flüchtlinge. „Derzeit haben wir viele, langfrisitge Krankheitsstände. So können wir die Zeit überbrücken.“ Doch er möchte die beiden Flüchtlinge gern dauerhaft im Team halten. Wichtig wäre für die jungen Männer, dafür den Führerschein zu machen. Hierfür würden voerst auch die Englischkenntnisse ausreichen. Von den Kollegen jedenfalls werden die Männer nicht nur akzeptiert und integriert, sondern auch sehr geschätzt. Kein Wunder, wenn man beobachtet, wie fleißig und tatkräftig sich die beiden an ihrem neuen Arbeitsplatz einsetzen.