Vorlesen

TUT Spezial

Qualität des Donauwassers deutlich verbessert - Verhandlungen über Wehr gehen weiter


Nach fünf Jahren Wehrmanagement hat sich die Wasserqualität der Donau deutlich verbessert. Wasserwirtschaftsamt und Regierungspräsidium fordern dennoch eine Absenkung des Pegels um einen Meter, um noch bessere Ergebnisse zu erzielen. Der Gemeinderat hat am Montag diese Absenkung zunächst abgelehnt. Jedoch sperren sich OB Beck und der Gemeinderat nicht kategorisch gegen weitere Überlegungen – allerdings müsse klar sein, wie diese Planungen konkret aussehen und dass das Land die damit verbundenen Umbauten des Donauufers finanziert.


Gewohntes Bild: Die aufgestaute Donau im Sommer. Sollte der Pegel um einen Meter abgesenkt werden, müsste der Uferbereich komplett umgestaltet werden.

Eine Donau mit dem gewohnten Wasserpegel wäre den meisten Gemeinderäten am liebsten – auch OB Michael Beck. Auf dieser Grundlage wird die Stadt daher auch eine weitere wasserrechtliche Genehmigung für das Donauwehr beantragen. Allerdings mache es wenig Sinn, sich von vornherein gegen die weiterhin von den Landesbehörden geforderte Absenkung des Pegels um einen Meter zu sperren. „Wir müssen ergebnisoffen mit dem Land verhandeln“, so der OB. Dafür müsste aber eine konkrete und auch auf die Bedürfnisse der Stadt abgestimmte Planung vorliegen. In diesem Sinne wurde dann auch mit großer Mehrheit beschlossen. Beschlossen wurde auch, dass das Land aufgefordert wird, bereits jetzt die alten und zerbrochenen Platten zu beseitigen, die während der Wintermonate am Ufer zu sehen sind.

Der Beschluss war die Konsequenz aus dem Abschlussbericht über das fünfjährige Wehrmanagement. Seit 2011 lief der Modellversuch, der im Rahmen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie untersuchen sollte, wie die Wasserqualität der Donau in Tuttlingen verbessert werden kann: Während der Wintermonate wurde seither das Scala-Wehr abgesenkt, außerdem gab es während der Sommermonate regelmäßige Spülstöße nach Starkregen, um Ablagerungen vom Flussbett auf natürlich Weise zu beseitigen.

In der Sitzung des Gemeinderates am Montag stellte der Tübinger Gewässerbiologe Dr. Karl Wurm das Ergebnis der Studie vor. Demnach
  • hat sich die Gewässerqualität ständig verbessert – von der Kategorie „befriedigend“ auf „gut“ bis „sehr gut“.
  • ist der Fischbestand spürbar gewachsen – Arten wie die Barbe oder die Nase sind zahlreich vertreten.
  • ist die Gewässergüte oberhalb der Elta-Mündung noch verbesserungsfähig.
  • hat sich die Durchwanderbarkeit der Donau für Lebewesen verbessert – nur bei Kleinstlebewesen gebe es noch Optimierungsbedarf.

Wurm empfahl, das Wehrmanagement fortzusetzen, aber auch den Aufstau der Donau generell um einen Meter zu senken. Dadurch werde die Staulänge von 2,8 auf 1,3 Kilometer verkürzt und die Qualität weiter verbessert.

Gerade dies sehen Verwaltung und Gemeinderat kritisch. Bürgermeister Willi Kamm betonte, dass die städtebauliche Wirkung der Donau erheblich  verändert werde – „in Tuttlingen ist der Fluss Teil eines Gesamtkunstwerks“. Bei einer Absenkung um einen Meter werde der Charakter von Donaupark und Donauufer erheblich verändert. Größere Umbauten seien unausweichlich. Michael Hensch, Leiter der Abteilung Grünplanung, rechnet mit Kosten von rund 4 Millionen Euro – alleine 1,5 Millionen Euro, um die Uferkante des Donauparks umzugestalten: Die bisherigen Plattformen, Stufen oder die Bootslände müssten versetzt oder umgebaut werden, Bäume gefällt und ersetzt und die Uferkante neu modelliert werden. Viele Gemeinderäte lehnten daher in der Diskussion eine Absenkung des Wasserspiegels auch im Sommerhalbjahr kategorisch ab.