Torhaus-Diskussion bewegt Thiergarten - Über 120 Besucher bei Info-Abend
27.07.2016
Vor allem die Höhe des geplanten Torhauses in Thiergarten sorgt bei den Anwohnern für Diskussionen. Dies wurde bei der Bürgerinfo am Dienstagabend in den Räumen von Mutpol deutlich. Die Stadtverwaltung wird die Anregungen nun auswerten – und um Herbst das Thema erneut dem Gemeinderat vorlegen.
Gut besucht: Über 120 Anlieger kamen zur Info-Veranstaltung.
Es ist eines der letzten freien Grundstücke in Thiergarten. Am nordwestlichen Rand des erschlossenen Gebiets liegt es, und die ursprüngliche Planung sah dort zwei Gebäude vor: Einen Kindergarten sowie ein Torhaus mit fünf Stockwerken plus Penthouse – Planungen, die nun geändert werden sollen, und mit ihnen der Bebauungsplan: „Bedürfnisse ändern sich im Laufe der Jahre – und mit ihnen auch Bebauungspläne“, so Bürgermeister Kamm am Dienstag.
Bereits im Juni stand die geplante Bebauungsplanänderung auf der Tagesordnung des Gemeinderats. Nachdem es bereits dort zu größeren Diskussionen kam, fand nun auf Anregung von OB Michael Beck die Bürger-Veranstaltung bei Mutpol statt.
Anlass für die geplante Änderung ist ein Projekt, das die Tuttlinger Wohnbau in Abstimmung mit der Stadt auf dem Grundstück umsetzen möchte. Dafür soll der Bebauungsplan in zwei Punkten geändert werden:
- Statt des Kindergartens am südlichen Rand des Grundstücks soll auch dort Wohnbebauung möglich sein. In der derzeitigen Form des Bebauungsplanes wäre dies nicht zulässig.
- Statt fünf Vollgeschossen plus Penthouse sieht der neue Plan sieben Vollgeschosse plus Penthouse vor – zum einen, um mehr Wohnraum zu schaffen, zum anderen, um das Projekt rentabel zu gestalten. Neben Eigentumswohnungen sollen dort auch Mietwohnungen zu moderaten Preisen entstehen.
Während die weitere Thiergarten-Entwicklung in der Diskussion am Dienstag keine große Rolle spielte, stand das Torhaus massiv in der Kritik der gut 120 anwesenden Anlieger. Vor allem der Vorwurf, dass man wegen eines einzelnen Projektes den Bebauungsplan ändern will, wurde mehrfach geäußert – die Stadt sei hier nicht verlässlich. Die Bauherren aus Thiergarten, so die Kritiker weiter, hätten sich auf die ursprünglichen Planungen verlassen.
„Dass Bebauungspläne geändert werden, ist ein alltäglicher Vorgang, für den es auch klare Spielregeln gibt“, entgegnete Bürgermeister Willi Kamm. Bebauungspläne seien nie auf Ewigkeit, sie müssten auch neuen Entwicklungen entsprechend angepasst werden können. „Wenn man Bebauungspläne nicht ändern kann, würde dies die ganze Stadtentwicklung lähmen“, so Kamm.
Laut wurde auch die Sorge, dass das Torhaus umgebende Grundstücke zu stark verschatte. Hier legte Architekt Höninger mehrere Berechnungen vor, die von keinen größeren Störungen ausgehen – zumal das jetzt geplante Torhaus deutlich schmäler werden soll als ein Bau, der alle Möglichkeiten des alten Planes ausschöpft.
„Es geht hier nicht nur um die Frage, ob und wie hoch wir ein Haus bauen – es geht darum, wie wir die Stadt weiter entwickeln“, so Willi Kamm weiter. Tuttlingen wachse, der Bedarf an Wohnraum in allen Preisklassen nehme zu. Deshalb müsse man verdichteter bauen.
Dies unterstrich auch Wohnbau-Geschäftsführer Horst Riess: Es sei eine der zentralen Aufgaben der Wohnbau, bezahlbaren Wohnraum für alle Schichten zu schaffen. Und in einer Stadt mit derzeit 14 000 Einpendlern brauche man Wohnraum. „Wenn aus den 14 000 irgendwann 18 000 Einpendlern werden, die jeden Tag mit dem Auto kommen, ist der Umwelt am allerwenigsten gedient.“ Letztlich gelte es aber, eine Lösung zu finden, mit der alle leben können. „Mit Gewalt wollen wir nichts durchsetzen“, so Riess.
Wie diese Lösung aussehen kann, ist noch offen. Zunächst werden nun einmal die Rückmeldekarten ausgewertet, die am Dienstag verteilt wurden.
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