Vorlesen

TUT Spezial

Entspannte Situation in der Kreissporthalle - OB Beck: Dank an alle, die Flüchtlinge betreuen


Seit rund vier Monaten leben Flüchtlinge in der Kreissporthalle. Die Lage ist ruhig, nennenswerte Zwischenfälle gab es bis jetzt keine. OB Michael Beck führt dies auch auf die engagierte Betreuung, nicht zuletzt durch Ehrenamtliche, zurück.

pm2015-410 Flüchtlinge Sporthalle-1200
Dank an die Helfer: Zahlreiche Ehrenamtliche - hier ein von der Ini Asyl organisierter Sprachkurs - setzen sich für die Flüchtlinge ein.

„Gerade in der Kreissporthalle zeigt sich, wie wichtig es ist, sich um Flüchtlinge zu kümmern“, sagt OB Michael Beck. „Dass die Lage bis jetzt ruhig ist, verdanken wir auch der guten Betreuung“, so der OB – sowohl seitens der hauptamtlichen Sozialpädagogen des Landkreises als auch der ehrenamtlichen Helfer der Ini Asyl. „Mein Dank gilt allen, die sich hier einbringen“, so der OB, „sie übernehmen eine wichtige Aufgabe in und für unsere Stadt.“

170 alleinstehende Männer zwischen 18 und 50 Jahren leben derzeit in der Kreissporthalle, sie kommen aus Afghanistan,  Pakistan, Syrien, Gambia, Nigeria und Albanien. Untergebracht sind sie auf engem Raum, Rückzugsmöglichkeiten oder eine Privatsphäre gibt es so gut wie nicht. In Anbetracht dieser Ausgangslage war auch die Polizei auf größere Konflikte vorbereitet – eine Befürchtung, die   
sich bislang aber nicht bewahrheitete: „Gravierende Vorkommnisse gab es bislang nicht“, erklärt Polizeisprecher Michael Aschenbrenner. Dass es kleinere Zwischenfälle gab, verschweigt Aschenbrenner aber auch nicht. Natürlich komme es zu Konflikten unter Asylbewerbern, die meist nach vergleichbaren Mustern ablaufen: Aus Konflikten zwischen Männern, oft auch bedingt durch Sprachprobleme, werden Reibereien, bei denen sich schnell größere Gruppen der jeweiligen Nationalität gegenüber stehen. „Wir rücken dann  vorsorglich mit mehreren Fahrzeugen an“, berichtet Aschenbrenner, bislang seien alle Konflikte schnell behoben worden.

„Die Bevölkerung ist von  allen diesen Vorkommnissen nicht betroffen betont Aschenbrenner.  Die Zahl der Straftaten in Tuttlingen habe sich durch die Flüchtlinge nicht signifikant erhöht, Übergriffe auf Bürgerinnen und Bürger habe es schon gar nicht gegeben. Aktenkundig seien lediglich der eine oder andere Fall von Ladendiebstahl, was Aschenbrenner unter der Kategorie „Armutskriminalität“ einsortiert, sowie einzelne Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Hier schritt die Polizei aber  konsequent ein und beobachtet die Lage weiter genau.

„Aus der Bevölkerung hören wir immer wieder, dass sich Menschen bedroht fühlen“, sagt Aschenbrenner, „nach unseren Zahlen gibt es dafür aber keinen Grund.“ Das subjektive Sicherheitsgefühl sei leider schlechter als die objektive Sicherheitslage. Dies schlage sich auch in Gerüchten nieder, die immer wieder, gerade über das Internet, kursierten: „Die Geschichten ähneln sich in allen Städten mit Flüchtlingsunterkünften“, sagt Michael Aschenbrenner – „und gemeinsam ist ihnen auch, dass sie nicht wahr sind.“

Ähnliche Einschätzungen hört man auch von  den Schulen – immerhin befindet sich Kreissporthalle in nächster Nachbarschaft zu vier Gymnasien. „Das Hauptproblem sind die Gerüchte“, sagt Christiane Sturm, Leiterin des Immanuel-Kant-Gymnasiums. An ihrer Schule setzt man daher auf Information - unter anderem durch ein Begegnungsfest sowie eine Podiumsdiskussion, an der auch Flüchtlinge teilnehmen. Auf Kommunikation setzt auch Ursula Graf, Leiterin der Fritz-Erler-Schule. Durch offene Gespräche – auch mit den Betreuern in der Halle und der Polizei vor Ort – gehe man auch dagegen vor, dass einzelne Flüchtlinge immer wieder junge Lehrerinnen und Schülerinnen auf hartnäckige Weise ansprechen. „Das ist lästig für die Betroffenen, Übergriffe gab es aber nie“, betont Graf. Ein durchweg positives Fazit wiederum zieht Hartwig Hils, Leiter der Steinbeis-Schule. Negative Aspekte gab es bei ihm gar nicht – eher im Gegenteil: Da die Flüchtlinge für die Sauberkeit rund um die Halle verantwortlich seien, profitiere das Erscheinungsbild: „Die Umgebung der Kreissporthalle sauberer als früher.“