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OB-Standpunkt: "Müssen frühzeitig die Weichen für erfolgreiche Integration stellen"


Rund 300 Asylbewerber leben in unserer Stadt – und diese Zahl kann schon in wenigen Tagen Makulatur sein. Die Zuwanderung von Flüchtlingen hat in den letzten Wochen ein Tempo erreicht, mit dem noch vor kurzer Zeit niemand gerechnet hätte. Ein Ende ist nicht abzusehen. In Anbetracht der weltweiten Krisen und der katastrophalen Entwicklung in Ländern wie Syrien müssen wir damit rechnen, dass auch weiterhin Menschen alles tun werden, um in Europa Schutz zu finden.

Für  die Landkreise, Städte und Gemeinden ist das eine große Herausforderung. Hunderte von Menschen müssen untergebracht und versorgt werden – und vor allem auch in unsere Gesellschaft integriert werden. Denn wir müssen uns auch im Klaren sein: Viele von denen, die jetzt zu uns kommen, werden bleiben. Es liegt daher an uns, ob wir frühzeitig die Weichen für eine erfolgreiche Integration stellen, oder ob wir durch Untätigkeit die Grundlagen für die sozialen Probleme der Zukunft legen.

Gerade bei der Integration sehe ich eine große Aufgabe für die Stadt. Auch wenn der Landkreis primär für die Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen zuständig ist, empfinde ich eine Verantwortung für die Menschen, die nun bei uns leben. Hier gilt es, nüchtern und realistisch zu überlegen, wie wir dauerhaft helfen können. Denn die große Herausforderung, Menschen aus anderen Kulturkreisen - meist ohne Sprachkenntnisse und nur bedingt anwendbaren Berufskenntnissen – in unsere Gesellschaft zu integrieren, wird uns bleiben. Vor allem wird sie vermutlich dauerhafter sein als die spontane Euphorie, die wir gerade erleben.

Als Stadt haben wir hier einige Instrumente in der Hand: Dies fängt an bei unseren Bildungseinrichtungen und reicht bis zu den sozialen Netzwerken und Kontakten, mit denen wir den Flüchtlingen beim Start in ihr neues Leben helfen können. Gemeinsam mit anderen Behörden, Kirchen, Vereinen und Institutionen besteht bereits jetzt ein umfassendes Angebot.

Als Kommunalpolitiker ist es mir wichtig, die Probleme vor Ort anzupacken. Es hilft uns nichts, nur über die Dauer von Asylverfahren, die Ausweisung sicherer Drittstaaten oder das bislang dürftige Engagement anderer europäischer  Staaten zu lamentieren. Die Flüchtlinge sind bei uns – in unserer Stadt. Und an uns liegt es, wie wir mit damit umgehen.

Bei all dem dürfen wir nie vergessen: Hinter allen Zahlen stehen Menschen – Menschen, die meist Dinge durchgemacht haben, die wir uns weder vorstellen wollen noch können.  Menschen, die einen Anspruch auf eine würdige Unterbringung haben. Menschen, die Hilfe benötigen, um sich in ihrer neuen Lebenswelt zurechtzufinden.

Der Umgang mit Flüchtlingen ist aber nicht nur eine Herausforderung für Politiker und Verwaltungen. Er ist vor allem eine große bürgerschaftliche Aufgabe. Wir sind hier auf das Engagement eines jeden Einzelnen angewiesen. Gemeinsam gilt es zu beweisen, dass wir auf unsere europäischen und christlichen Werte nicht nur stolz sind, sondern dass wir sie auch in unserem Alltag leben.