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Groß-Bruck-Ausstellung bis 12. Oktober - Gedenkmedaille demnächst erhältlich


Sie ist Tuttlingens wichtigste Brücke über die Donau. Jetzt erinnert eine Ausstellung im Scala-Kino an die Geschichte der Groß Bruck. OB Michael Beck eröffnete sie am Samstag im Rahmen des Stadtfestes. Bis zum 12. Oktober sind die Fotos noch zu sehen.

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Eröffneten die Groß-Bruck-Ausstellung: OB Michael Beck, Herbert Tiny, Claudia Schreiber-Winkler.

Vor 100 Jahren wurde sie für den Verkehr freigeben, doch auch schon bevor die Groß Bruck mit ihren Betonbögen die Donau überspannte, konnte man an dieser Stelle trockenen Fußes die Donau überqueren. Die älteren Brücken waren durchweg aus Holz, einer wiederfuhr sogar die Ehre, von Goethe literarisch verewigt zu werden.

In der Ausstellung im Scala-Kino sind nun zahlreiche historische Aufnahmen oder Ansichten zu sehen – die älteste ist der Stich von Matthäus Merian aus dem Jahr 1643. Neben Aufnahmen aus der Bauphase der heutigen Brücke gibt es zahlreiche zeitgenössische Darstellungen – unter anderem von Hellmut Dinkelaker oder Hans Bock.

Zusammengestellt wurde die  Ausstellung von Herbert Tiny, der sich ein Jahr lang intensiv mit der Brücke befasst hat. Gemeinsam mit OB Beck eröffnete er die Ausstellung, abgerundet wurde die Veranstaltung durch Claudia Schreiber-Winkler: Sie trug ein Gedicht vor, das Otto Schaz im Jahre 1914 aus Anlass der Einweihung im Gränzboten veröffentlicht hatte (siehe unten).

Erstmals präsentiert wurden am Samstag auch die Gedenkmedaillen, die die Firma Euromint aus Anlass der Jubiläums herausgibt. Die Sonderprägung gibt es in Gold (auf 100 Stück limitiert) und Silber (maximal 500 Stück). Erhältlich ist sie ab Oktober bei der Volksbank.

Zur Inbetriebnahme der neuen Brücke
(Verfasst 1914 von Otto Schaz, veröffentlich im Gränzboten)

Hurrah, hurrah, nun schwingt den Hut,
Was lange währt, wird endlich gut,
Hurrah, hurrah, Viktoria
Die neue Brück steht fertig da.
Sie hebt empor ihr stolzes Haupt,
Fast hätt mans  b e i n a h  nicht geglaubt,
Daß sie noch einmal fertig würde.
Nun ist die da als eine Zierde.
Es leben hoch die guten Geister,
Es leb der Brückenbauten Meister.
Fest steht sie aus Beton und Eisen,
Daß jetzt wir ihre Schöpfer preisen.
Sie überragt des Flusses Wogen
In schön gespannten mächtigen Bogen,
Und viele Hände taten regen,
Fleißig sich bei Sturm und Regen.
Selbst von Ulm die Pioniere
Trugen dazu bei das Ihre.
Und das ganze Uferbild
Zeiget sich nicht mehr so wild.
Manche tadeln, manche loben,
Selbst im Hohen Rate oben,
Fielen ab, jüngst, hitzig Spähne,
Weil vorhanden  k e i n e   P l ä n e.
Und seit vielen, langen Wochen
Wurd' gar viel und ernst gesprochen:
Manchem sind zu hoch die Rampen
Und ein and'rer wünscht mehr Lampen,
Einem dritten sind zu schwer
All' die Türmchen für das Wehr.
Doch es allen Recht zu machen,
Sind gar ganz besondre Sachen.
Schön gewesen wär zumal
Wär zugedeckt  der Mühlkanal.
Dieser garstige Geselle
Wär wohl weg von dieser Stelle.
Doch es hat nicht sollen sein,
Die Wöhrden bleibt halt Insel fein.
Nun freut sich Jeder, Alt und Jung,
Daß endlich alles ist im Schwung,
Daß man beim Kaufen feiner Sachen
Nicht mehr muß einen Umweg machen.
Selbst zu der Vorstadt guten Bieren,
Tut jetzt der g'rade Weg uns führen.
Und in der Sonn, Traub, Adler, Pfauen,
Tun fest drauf los sie Braunbier brauen.
Ein Labsal, köstlich soll es munden
Den Kranken wohl, wie den Gesunden.
Auch in den Läden, den Geschäften
Mit Brot, mit Fleisch, mit edlen Säften,
Mit allem was das Herz begehrt,
Ist neues Leben eingekehrt.
Denn das steht fest, ist sicher wahr,
Für manch Geschäft ein schlechtes Jahr.
Nun jubelt jeder hoch vor Freude
Daß nun die Brücke fertig heute.
E i n e m  nur, macht's Ach und Weh,
Dem Zimmermeister Häberle.
Pünktlich hat im Stand gehalten
Er's Brückeng'länder, (an der Alten).
Nur die Köchin vom Herr Müller,
Stößt vor Freude aus 'nen Triller,
Nicht mehr braucht sie jetzt verstohlen
Klettern über Balken, Bohlen,
Klimmen über Steine, Stangen,
Um zum Liebsten zu gelangen.
Auch den Sonnenbäck, den alten
Sieht man nach der Arbeit Walten.
Wieder an der Brücke stehen,
Sieht frohe Zecher heimwärts gehn.
So ist die Brücke neu erstanden,
Glücklich ging der Bau von Handen.
Eine Frag nur stehet offen,
Eins nur ist's, was alle hoffen:
Mögen die Herren Diplomaten,
Die bis jetzt so wenig taten,
Sprachen aber ziemlich viel,
Bald gelangen auch ans Ziel.
Denn das ew'ge Hin und Her
Macht gewiß gar viel Beschwer.
Weg mit dem Gezänk und Hader,
Nehmt's Projekt vielleicht von Bader:
W a s s e r ,  W a s s e r ,  sollte kommen,
Das zu Aller Nutz und Frommen,
W a s s e r ,   W a s s e r ,  schafft mal her,
Daß es fließt ins Schwarze Meer.
Sonst besteht  t r o t z   n e u e r  B r ü c k e
Immer noch die größte Lücke!
 
                                                                   O. S.