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Polizeiliche Statistik 2014: Zweitniedrigste Kriminalitätsbelastung seit 15 Jahren – Zahl nächtlicher Ordnungsstörungen seit Verlängerung der Sperrzeiten um 90 Prozent gesunken


Die längeren Sperrzeiten in der Innenstadt zeigen Wirkung: Die Zahl nächtlicher Ordnungsstörungen und sowie Straftaten verschiedener Deliktsbereiche ging in Tuttlingen seither um bis zu 90 Prozent zurück. Auch sonst ist die Kriminalstatistik 2013 sehr erfreulich. Die Zahl registrierter Straftaten ist die zweitniedrigste der vergangenen 15 Jahre, außerdem gab es deutliche Rückgänge bei Körperverletzungs- und Sachbeschädigungsdelikten sowie eine weiterhin sehr hohe Aufklärungsquote. „Tuttlingen ist und bleibt sicher“, bilanziert Kriminalrat Markus Walter. „Was mich besonders freut, ist der Rückgang bei den Delikten im öffentlichen Raum“, so der Leiter des Polizeireviers. Dies unterstreicht auch OB Michael Beck: „Dass unsere Stadt vor allem bei Nacht deutlich sicherer geworden ist, zeigt, dass wir  richtig gehandelt haben.“

2013 wurden in der Stadt Tuttlingen insgesamt 2.292 Straftaten registriert (2012: 2.141 Delikte), was eine leichte Zunahme um etwa sieben Prozent darstellt. Im Jahr 2000 lag die Zahl der Straftaten noch bei 3.283 Delikten – also nahezu 1.000 Straftaten mehr. Geringe Zunahmen waren bei einfachen Diebstahlsdelikten zu verzeichnen. Diese stiegen auf insgesamt 181 Fälle (2012: 167 Delikte). Positiv fällt auf, dass schwere Körperverletzungsdelikte von 74 auf 66 Fälle deutlich zurückgingen, was den niedrigsten Wert seit zehn Jahren darstellt. Ähnlich verhält es sich bei Sachbeschädigungen unter anderem durch Graffitis die 2013 um 34 Straftaten zurückgingen. Die Zahl der Einbruchsdelikte in Wohnungen bleibt mit 36 Fällen konstant. Damit ist die landesweite Zunahme von Wohnungseinbrüchen in Tuttlingen nicht gegeben.  „Insbesondere in diesem Deliktsbereich ist dennoch jeder Fall einer zu viel. Denn die Opfer eines Einbruchs werden – abgesehen vom materiellen Schaden – auch psychisch teils längerfristig beeinträchtigt“, so Walter. „Insoweit unternehmen wir präventiv und repressiv alles, um die Deliktszahlen auch hier zu reduzieren und Einbrechern habhaft zu werden.“

So wurden auf die 2013 verübten Straftaten insgesamt 1.290 Tatverdächtige ermittelt, was eine Zunahme um 13% darstellt und eine überdurchschnittlich hohe Aufklärungsquote von 65,1 % begründet. Fälle bei denen Kinder, Jugendliche oder Heranwachsende als Täter beteiligt waren, gingen 2013 um 20 Delikte auf insgesamt 317 Straftaten zurück – damit Tiefstwert der letzten fünf Jahre. Ein Rekordtief konnte zudem im Bereich der Gewalt- und Straßenkriminalität erreicht werden: So wurden 2013 nur noch 91 Gewaltdelikte registriert (2012: 104 Delikte), was einen Rückgang um 12.5 % bedeutet. Gleichermaßen gingen Delikte der Straßenkriminalität – also Straftaten, die im öffentlichen Raum Einschlag finden und damit das Sicherheitsgefühl mitunter am meisten beeinträchtigen – von 368 (2012) auf 351 Fälle zurück. Raubdelikte auf offener Straße gingen von 27 auf 20 Fälle zurück – ein Niveau wie seit Jahren schon nicht mehr.  

Einer der wesentlichen Gründe für die Rückgänge in diesen Deliktsbereichen ist die gemeinsam mit der Stadt gegründete Projektgruppe „Sichere Stadt Tuttlingen“. Auf ihre Initiative hin wurde im Frühjahr 2013 die Sperrstunde an Wochenenden von 5 auf 3 Uhr vorverlegt. Schließlich hatte sich herausgestellt, dass vor allem nach 3 Uhr die Zahl der Vorfälle am höchsten war. Zum einen wurden alkoholisierte „Spätheimkehrer“ regelmäßig Opfer von Straftaten, zum anderen war klar erkennbar, dass die aggressive Stimmung in der Innenstadt in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum und dieser wiederum mit den Öffnungszeiten einzelner Lokale stand. Das bedeutet: Je länger die Gaststätten geöffnet waren, desto mehr Alkohol wurde getrunken und desto aggressiver war die Stimmung gerade gegenüber anderen Gästen, Anwohnern und auch einschreitenden Polizeibeamten.

Wesentliches Element des gemeinsamen Maßnahmenbündels von Stadt und Polizei war zum einen die Verlängerung der Sperrzeit für Gaststätten im Innenstadtbereich. Dies wurde zum anderen von den Streifen des Polizeireviers konsequent kontrolliert und bei entsprechenden Verstößen geahndet. Wie sich nun zeigt erfolgreich. Seit der Verlängerung der Sperrzeit ging die Zahl der Straftaten und Ordnungsstörungen in den Nacht- und frühen Morgenstunden drastisch zurück. So kam es im nunmehr einjährigen Vergleich bei den relevanten Gaststätten in der Innenstadt nur noch zu 14 Vorkommnissen, bei denen die Polizei einschreiten musste. Hierzu gehören Ruhestörungen, betrunkene Personen, Streitigkeiten und auch jugendschutzrechtliche Verstöße. Im vorjährigen Vergleichszeitraum waren dies beispielsweise noch 142 polizeiliche Einsätze. Das entspricht einem Rückgang von über 90 Prozent.

OB Michael Beck sieht durch diese Zahlen die Linie der Stadt mehr als bestätigt: „Wir wollen eine Innenstadt, in der man sich wohlfühlt – das erreichen wir durch die Sperrzeitverlängerung.“ Die Befürchtung, dass sich Gewalt und Ruhestörungen nun auf andere Stadtviertel verlagern würden, hat sich nicht bestätigt. Auch Kriminalrat Walter ist mehr als zufrieden: „Wir sprechen uns klar dafür aus, dass die zunächst nur testweise eingeführte Sperrzeitenverlängerung auf Dauer so beibehalten wird.“

TItelfoto: Gerhard Seybert - Fotolia.com