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Gedenkpfad Lager Mühlau: Erste öffentliche Begehung am 8. Mai


Der Gedenkpfad Lager Mühlau ist fertig. Gleich mit drei Veranstaltungen wird das Geschichtsprojekt der Öffentlichkeit vorgestellt: Mit einer ersten Begehung des Pfades am 8. Mai, einer Buchpräsentation am 9. Mai sowie einer Ausstellungseröffnung am 14. Mai.


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Am Jahrestag des Kriegsendes, am Donnerstag, 8. Mai 2014, findet mit der ersten Begehung des historischen Pfades Lager Mühlau die Auftaktveranstaltung statt. Oberbürgermeister Michael Beck begrüßt um 11 Uhr die Gäste beim Ausgangspunkt des Rundwegs in der Nähe des Immanuel-Kant-Gymnasiums. Landtagspräsident Guido Wolf hält nach der ersten Begehung die Festansprache in der Aula des Immanuel-Kant-Gymnasiums. Die Bevölkerung ist herzlich eingeladen. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung von Ensembles der Jugendmusikschule Tuttlingen.

Der Pfad erinnert an das Lager, das in der Nachkriegszeit als Dépôt de Transit No 2 überregionale Bedeutung hatte. Es war Transit- und Entlassungslager der französischen Besatzungsmacht für deutsche Kriegsgefangene. Hier wurden die Gefangenen visitiert, um eventuelle Kriegsverbrecher ausfindig zu machen. Dann wurde entschieden, wer in französische Kriegsgefangenschaft kam und wer gleich entlassen wurde. Bis Ende 1948 wurden ca. 300.000 Entlassungsscheine in Tuttlingen ausgestellt. Ende 1948 war der überwiegende Teil der französischen Kriegsgefangenen entlassen. Jetzt fanden die Baracken Verwendung als Unterkunft für so genannte Displaced Persons sowie für Flüchtlinge und Heimatvertriebene.

Allerdings waren die ersten Baracken bereits 1942 von der Barackenlager GmbH für 660 Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion errichtet worden. Diese Zivilpersonen waren aus der ehemaligen Sowjetunion, besonders aus der Ukraine, verschleppt worden, um in hiesigen Betrieben zu arbeiten. Unter schlechten Bedingungen vegetierten sie anfangs noch unter strenger Bewachung, im letzten Kriegsjahr etwas freizügiger, in den Baracken.

Der jetzt geschaffene historische Pfad soll an die Geschichte des Lagers erinnern, von dem es keine Sachhinterlassenschaft auf dem Areal mehr gibt. Sechs Stationen markieren den Umfang des Lagers, das 12,3 Hektar Fläche umfasste, drei Punkte auf dem früheren Lagergelände zeigen den Platz an, an dem das Zwangsarbeiterlager, die Lagerkirche oder der zentrale Exerzierplatz war. Tafeln erinnern an die bewegte Lagergeschichte. Zwei Arbeiten der Künstlerin Madeleine Dietz regen zur Kontemplation über Themen wie "Gefangen sein" oder "Freiheit leben" an.

Am Freitag, den 9. Mai wird dann im Foyer des Rathauses um 19 Uhr eine Publikation zur Lagergeschichte unter dem Titel "Lager Mühlau 1942-1955" der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Alle sind auch hierzu eingeladen.

Die Autoren des Buches werden über ihre Forschungsergebnisse referieren. Dekan Matthias Koschar berichtet über die Lagerkirche, die 1946 errichtet wurde und bis 1964 stand. Zunächst überkonfessionell angelegt, ging sie in den Besitz der katholischen Kirche über. Besonders viele Flüchtlinge und Heimatvertriebene besuchten die Gottesdienste in dieser Kirche, die mit Gemälden des Malers Carolus Vocke geschmückt war. Mit dem Bau des Immanuel-Kant-Gymnasiums wurde die Kirche abgebrochen.

Ein weiterer Termin findet an der folgenden Woche statt: Am Mittwoch, 14. Mai, wird um 19 Uhr im Rathausfoyer eine Ausstellung über das Lager eröffnet.