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Botschafter Goudault-Montagne spricht vor 600 Schülern: „Reist durch die Welt – aber vergesst nicht euer Nachbarland“


Die deutsch-französische Freundschaft lebt davon, dass sie auch von jungen Menschen getragen wird – so Maurice Gourdault-Montagne am Dienstag in der Stadthalle vor über 600 Schülerinnen und Schülern. Entsprechend leidenschaftlich fiel das Plädoyer des französischen Botschafters dafür aus, Sprache und Kultur des Nachbarn kennen zu lernen.

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Besuch in Tuttlingen: Der französische Botschafter Maurice Gourdault-Montagne und OB Michael Beck.

„Ihr seid die Zukunft Europas“ hatte zuvor OB Michael Beck in den vollbesetzten großen Saal der Stadthalle gerufen. Schülerinnen und Schülern von sieben Tuttlinger Schulen waren gekommen, um den Botschafter zu erleben, der in Begleitung des Generalkonsuls Michel Charbonnier nach Tuttlingen gekommen war. Dazu kamen zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger. Anlass für den von Stadt, VHS und Partnerschaftskomitee veranstalteten Vortrag war das Jubiläum des 1963 geschlossenen deutsch-französischen Freundschaftsvertrages. Eigens angereist war auch eine Delegation aus der französischen Partnerstadt Draguignan mit dem Abgeordneten Oliver Audibert-Troin an der Spitze.

Das große Friedenswerk Europa dürfe nicht auf die Euro-Krise reduziert werden, so Beck weiter. Ähnlich sah es auch der Parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Ernst Burgbacher MdB, auf dessen Vermittlung Gourdault-Montagne nach Tuttlingen gekommen war. Die deutsch-französische Freundschaft, so Burgbacher, sei weit über die Tagespolitik hinaus bedeutend. Schließlich sei Frankreich Deutschlands größte Handelspartner – wichtiger als die USA oder China. Und ohne die deutsch-französische Freundschaft wäre die europäische Einigung nicht möglich.

Darauf hob auch Botschafter Maurice Gourdault-Montagne in seiner Festrede ab: „Die deutsch-französische  Freundschaft ist kein Selbstzweck – sie dient auch der europäischen Integration.“ Und naheliegend sei sie zunächst auch nicht gewesen: Schließlich gehöre er selber zur ersten Generation, die keinen Krieg zwischen den Nachbarländern erlebt habe. Folglich warnte Gourdault-Montagne davor, diese Freundschaft als etwas Selbstverständliches zu betrachten: „Diese Errungenschaften können über Nacht wieder verschwinden.“ Die in den letzten Wochen immer wieder geäußerten antieuropäischen Töne seien daher alles andere als produktiv: „Wir müssen jetzt eher noch enger zusammen rücken.“

Eine wichtige Rolle spiele hier die Jugend – und für sie böten sich auch große Chancen. Während in Frankreich zum Beispiel die Jugendarbeitslosigkeit ein gravierendes Problem sei, klage Deutschland über Fachkräftemangel. Umso wichtiger sei es, dass Deutsche und Franzosen wieder stärker die Sprache der Nachbarn lernen - hier sei man schon weiter gewesen. „Reist durch die Welt, entdeckt Amerika, Asien und Australien“, so Goudault-Montagne an die Adresse der Schülerinnen und Schüler, „aber vergesst nicht euer Nachbarland.“ Er selber, so der studierte Germanist, habe es nie bereut, Deutsch gelernt zu haben.