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TUT Spezial

Polizei und Bürgerstiftung betreiben Alkoholprävention im Kino


Auftakt für das gemeinsame Präventionsprojekt „Sucht muss nicht sein“ von Polizei und Bürgerstiftung: Insgesamt fast 700 Schüler und Schülerinnen des Immanuel-Kant und des Otto-Hahn-Gymnasiums Tuttlingen sahen von Mittwoch bis Freitag im Scala-Kino die beiden Filme „28 Tage“ sowie "Die Beschissenheit der Dinge" und diskutierten mit dem Medienpädagogen Jörg Litzenburger aus Böblingen. Weitere Veranstaltungen folgen bis in den Juni hinein.

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Der Weg von Gwen führt steil bergab. Als Partygirl zieht sie durch die New Yorker Szene – bis sie sich eines Tages in einer Suchtklinik wieder findet. Es folgen harte Wochen, an deren Ende ein Aufbruch in ein neues Leben folgt.

Doch was haben die Alkohol- und Kokain-Exzesse der von Sandra Bullock gespielten Journalistin mit der Lebenswelt der Siebtklässler zu tun, die den Film „28 Tage“ im Scala-Kino zu sehen bekamen? Medienpädagoge Jörg Litzenburger findet schnell den Dreh. „Die meisten von euch haben sicher so ein Teil“, sagt er und hält sein Smartphone hoch, „und stellt euch mal vor, es eine Woche nicht zu benutzen – merkt ihr was“? Sucht, so Litzenburger, habe schließlich viele Gesichter.

Seit 20 Jahren ist der Böblinger Medienpädagoge nun in der Sucht- und Gewaltprävention tätig. Die Gesprächsreihe in Tuttlingen wurde vom Präventionskoordinator der Polizeidirektion Tuttlingen Michael Ilg zusammen mit den beiden Tuttlinger Gymnasien organisiert und der Bürgerstiftung finanziert. Nach jeder Filmvorführung wird das Gesehene durch den Medienpädagogen und Filmkritiker Litzenburger mit den jungen Kinobesuchern diskutiert und nachbereitet.

„Wenn solche Themen in einem Hollywood-Film aufgegriffen werden, ist es auch viel cooler als in einem Lehrfilm mit erhobenem Zeigefinger“, sagte dann auch eine Lehrerin nach der Filmvorführung. Auf den erhobenen Zeigefinger verzichtet übrigens auch Litzenburger selbst. „Ich bin keine Spaßbremse und sage auch nicht, ihr sollt nicht trinken.“ Es gebe aber einen „entscheidenden Unterschied zwischen Feiern und Absaufen.“ Wer im Krankenhaus aufwache, kenne diese
Grenze freilich nicht. Und mit drastischen Worten malte Litzenburger die Situation aus: „Wenn man im Vollrausch in die Klinik eingeliefert wird, heißt das auch, dass man mit einer Windel wieder aufwacht. Ob das so cool ist, sei dahingestellt.“

In den Schulen folgen später zusätzliche Module, die Kindern das Risiko von Alkohol in risikopädagogischen Seminartagen aufzeigen sollen. Dieses Element wird von der Tuttlinger Fachstelle Sucht durchgeführt, ein weiteres Modul in dem es um die Persönlichkeitsstärkung gehen wird folgt später.

Hauptkommissar Ilg argumentiert in eine ähnliche Richtung: „Es geht der Polizei und anderen Präventionsakteuren in keinster Weise darum Alkohol total zu verbieten, sondern um einen verantwortungsvollen Umgang mit dieser legalen Droge“.