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Unternehmerforum zum Thema Gänsäcker: „Wir wollen am Standort Tuttlingen wachsen“


Tuttlinger Unternehmer setzen auf eine Erweiterung des Gewerbegebiets Gänsäcker. Diese Rückmeldung bekam die Stadt beim Unternehmerforum zum Thema Gewerbeentwicklung, zu dem OB Michael Beck eingeladen hatte. Gleichzeitig machte der OB auch deutlich, dass er Gänsäcker nicht auf Kosten des kommunalen Friedens durchsetzen wolle. Eine öffentliche Bürgerversammlung zum Thema findet am Montag, 4. März statt.

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Diskussion über Gänsäcker (von links): Thomas Albiez, Bürgermeister Willi Kamm, Erster Bürgermeister Emil Buschle, OB Michael Beck.

Wie dringlich ist aus Sicht der Unternehmer eine Erweiterung von Gänsäcker? Dies wollte die Stadtverwaltung im Vorfeld der Bürgerversammlung von den Betroffenen selber wissen und hatte deswegen Firmenchefs und Kommunalpolitiker zum Unternehmerforum eingeladen. Diskutiert wurde in den Räumen der Firma Binder – „schließlich befinden wir uns hier direkt an der Grenzlinie“, so Gastgeber Peter Michael Binder.

„Es gibt nur wenig Städte, die bezogen auf die Einwohnerzahlen so viele Arbeitsplätze haben“, erklärte OB Michael Beck. Diese Unternehmen bräuchten auch Platz, um sich zu entwickeln. Und am liebsten sei es ihm, wenn diese Entwicklung in Tuttlingen stattfinde: Schließlich gehe es auch um Arbeitsplätze vor Ort – und um Steuereinnahmen, mit denen die Stadt ihre zahlreichen Angebote finanziere. Wenn die Stadt nun also an eine Erweiterung von Gänsäcker denke, gehe es nicht darum „die Landschaft zuzubauen, sondern die Zukunft zu sichern.“ Beck verschwieg nicht, dass die Mehrheit des Möhringer Ortschaftsrates hier anderer Meinung sei. Umso wichtiger sei es ihm, das Thema  gemeinsam zu entwickeln: „Ich setze auf Überzeu-gungsarbeit“, so Beck, “der kommunale Friede ist schließlich ein hohes Gut.“

Eindrucksvolle Zahlen präsentierte IHK Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez. So sei in den Jahren 1995 bis 2011 der Umsatz der Tuttlinger Industrie um 260 Prozent gewachsen, die Zahl der Arbeitsplätze in Tuttlingen um 25 Prozent: „Unsere Region ist einer der stärksten Industriestandorte Deutschlands“, so Albiez, „und in der Region wiederum nimmt Tuttlingen einen Spitzenplatz ein.“ Weniger positiv sei allerdings das Angebot an Gewerbeflächen: Hier sind Tuttlinger Unternehmer mit der Lage vor Ort deutlich weniger zufrieden als Unternehmer in anderen Städten der Region. Albiez’ Fazit: „Die Unternehmen brauchen Flächen in Tuttlingen – und sie können damit nicht mehr zehn Jahre warten.“

Wie eine mögliche Entwicklung Gänsäckers aussehen könnte, stellte Stadtplaner Michael Herre vor: Er zeigt mehrere mögliche Ausbaustufen, wobei die am weitestgehende Variante ein Option für die kommenden Jahrzehnte sei. Wert legte Herre bei den Plänen, dass die bestehenden Wegebeziehungen erhalten bleiben und dass das Gebiet sich durch viel Grün in die Landschaft einfügt.

Erster Bürgermeister Emil Buschle sagte zu, dass man im Falle einer Gänsäcker-Erweiterung die Flächen nur sehr be-wusst verkaufen werde – an hochwertige Betriebe, die oben-drein nicht störend wirken. Auch müsse man die jetzt schon drängenden Verkehrsprobleme mit lösen: „Es muss ein Win-Win-Situation sein, von der auch Möhringen profitiert.“ Auch Bürgermeister Willi Kamm erklärte, dass man Gänsäcker mit Möhringen gemeinsam entwickeln wolle – und dass es hier die Chance gebe, den ganzen Landschaftsraum aufzuwer-ten, einschließlich der Donauversickerung.

In der Diskussion betonten mehrere Unternehmer, wie sehr sie langfristig auf Erweiterungsflächen angewiesen seien – und dass andere Städte heilfroh wären, wenn sie diese Probleme hätten. „Wir wollen am Standort Tuttlingen wachsen“, erklärte ein Diskussionsteilnehmer – und betonte, dass „hier ja keine Schwerindustrie entsteht.“ Möhringens Ortsvorsteher Herwig Klingenstein führte dagegen aus, dass in der Möhringer Eingliederungsvereinbarung von 1972 die unverbaute Landschaft garantiert sei – und wurde mit der Frage konfrontiert, ob man 40 Jahre alte Zusagen nicht überdenken solle. 

INFO:
Die öffentliche Bürgerversammlung zum Thema Gänsäcker findet am Montag, 4. März, ab 19 Uhr in der Möhringer Angerhalle statt.