Plädoyer für ein „Regiebuch für Tuttlingen“ - Albert Speer erläutert Idee eines Masterplans
24.02.2011
„Tuttlingen ist eine wirtschaftsstarke Stadt mit Geschichte, und durch die Eröffnung des Kreuzstraßentunnels ist hier ein Zeitfenster aufgegangen.“ Mit diesen Worten warb Prof. Albert Speer für die Idee eines Masterplans für Tuttlingen. Speer sprach am Mittwoch auf Einladung von Stadt und VHS in der Stadthalle. Über das weitere Vorgehen wird der Gemeinderat am kommenden Montag entscheiden.
Setzen auf einen Masterplan für Tuttlingen: Bürgermeister Willi Kamm, Prof. Albert Speer, OB Michael Beck.
Albert Speer und Partner – der Name des Frankfurter Büros steht nicht nur für Großprojekte in China und der arabischen Welt, sondern auch für Modelle einer nachhaltigen Stadtentwicklung: In Frankfurt baut AS+P ganze Wohnkomplexe im Passivhausstandard, in Köln machte das Büro Vorschläge für eine Wiederbelebung der vom Verkehr erstickten Ring-Boulevards, und dann formulierte AS+P auch sieben Säulen für eine nachhaltige Stadtentwicklung, die sich auf Städte unterschiedlichster Größe anwenden lassen: Bürgerbeteiligung gehört hier ebenso dazu wie intelligente Mobilitätskonzepte oder eine Ertüchtigung des Gebäudesbestandes. Denn nur durch einen gezielten Stadtumbau, so Albert Speer, ließen sich die gesteckten Klimaziele erreichen.
Vor einem vollen Saal hielt Speer dann auch ein leidenschaftliches Plädoyer für eine Stadtplanung, die sich weg von projektorientierten Einzelplanungen und hin zu einem ganzheitlichen Entwicklungskonzept bewegt. Gründe für solche Masterpläne gebe es viele – die Konkurrenzsituation der Städte untereinander spreche hier ebenso dafür wie der demographische Wandel oder das Thema Intergration – gesellschaftliche Entwicklungen also, die auch Aufgaben an die Stadtplanung stellen. Und: Nur durch eine gezielte Planung ließe sich der Trend zurück in die Städte befördern. Gleichzeitig warnte Speer aber auch vor übertriebener Eile: Stadtplanung sei ein langfristiger Prozess, in dem schnelle Erfolge nicht garantiert seien.
Dass Tuttlingen so ein „Regiebuch für die Zukunft“ brauche, erklärte auch OB Michael Beck in seinen einführenden Worten: Tuttlingen befinde sich derzeit in einer Umbruchphase: Die Chancen, die sich aus der Eröffnung des Kreuzstraßentunnels ergeben, müssten genutzt werden, auch für aktuelle Fragen wie zum Beispiel den Hotelbau auf dem Gränzbotenareal brauche man eine Gesamtplanung, um alle Aspekte zu berücksichtigen. Dazu komme, dass große Tuttlinger Unternehmen weiter expandieren und an Masterplänen für ihre eigene Entwicklung arbeiten. Folglich liege es nahe, all diese Pläne aufeinander abzustimmen. „Wir sind nicht Shanghai und bewerben uns nicht um die Fußball-WM“, erklärte Beck in Anspielung auf mehrere Großprojekte des Büros AS+P, „aber wir brauchen Antworten, wie wir Arbeiten, Wohnen, Mobilität und Einkaufen in Einklang bringen können.“
„Wir sollten den Mut zum Masterplan haben“, erklärte Baubürgermeister Willi Kamm, „damit Tuttlingen in 15 Jahren noch schöner und lebenswerter wird.“ Die Entscheidung darüber wird der Gemeinderat am Montag fällen, wenn das Thema Masterplan auf der Tagesordnung steht. Wie tief AS+P in die Planung einsteigen wird, hängt auch davon ab, wie stark sich Tuttlinger Unternehmen in Form eines Kooperationsmodells an den Kosten des Prozesses beteiligen. Vor dem öffentlichen Vortrag fand daher eine Informationsveranstaltung für Firmenvertreter statt – bei der mehrere Unternehmen ihre Unterstützung zusagten.
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