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TUT Spezial

Feinarbeit bis zur letzten Minute – Im Tunnel haben die Sicherheitstechniker noch viel zu tun


Die letzten Feinarbeiten für den Kreuzstraßentunnel verlaufen unauffällig und im Untergrund: Ein Team aus Experten arbeitet an der Feineinstellung der Sicherheitstechnik – und zwar bis kurz vor der Eröffnung am 17. Februar.

Die Bilder auf den Computermonitoren sehen bedrohlich aus. Dichter Qualm steigt aus dem Westportal des Kreuzstraßentunnels. Im Tunnel selber schiebt sich eine schwere Rauchwolke über die Fahrbahn. Die Röhre ist komplett vernebelt. „Das zieht kräftig durch“ kommentiert einer der Zuschauer. Und rund 15 Männer in Sicherheitskleidung nicken zustimmend. Im Hintergrund summt in regelmäßigen Abständen ein Alarmsignal, an der großen Wandtafel in der unterirdischen Schaltwarte blinken bunte Lämpchen. Beunruhigt ist allerdings niemand: Denn die Experten von Landkreis, Regierungspräsidium, Ingenieurbüros und Fachfirmen wohnen einem Test bei. Und der Rauch kommt aus der Nebelmaschine.

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Sicherheitstest: Im Leitzentrum des Kreuzstraßentunnels wird beobachtet, ob die Rauchmeldeanlage funktioniert.

Noch bis zum 4. Februar dauert die interne Versuchsphase im Kreuzstraßentunnel – Zeit, die benötigt wird, um die komplizierte Sicherheitstechnik zu überprüfen, die hinter den dicken Betonwänden des Tunnels ihren Dienst tut. Bis zur Einweihung am 17. Februar bleiben dann noch zwei Wochen, in denen die Verantwortlichen vor Ort sich mit der Technik vertraut machen können – also die Mitarbeiter der Straßenmeisterei, der Feuerwehr oder der Stadtwerke. „Wir brauchen diese Zeit – und das bis zum letzten Tag“, sagt Projektleiter Bernd Wagner vom Regierungspräsidium. „Auch wenn der Tunnel fertig aussieht: Früher für den Verkehr freigeben könnte man ihn auf keinen Fall.“

Eingebaut wurde die Sicherheitstechnik von der Firma Osmo Anlagenbau und ihren Subunternehmen. Das Unternehmen aus dem niedersächsischen Georgsmarienhütte ist spezialisiert auf moderne Tunnelbauten – und die bestehen eben aus deutlich mehr als nur einer Betonröhre, ein paar Lüftungen und Straßenlampen. Ein moderner Tunnel ist auch eine ordentliche Portion High Tech – High-Tech, die der Benutzer nie zu sehen bekommt.

Im Falle des Kreuzstraßentunnel verteilt sie sich  auf 250 Quadratmeter, die komplett unterirdisch angelegt wurden. In nächster Nähe zu Maria Königin führt eine Treppe hinab in die Einsatzzentrale - sechs große Technikräume wurden dafür in den Boden gegraben. Die Steuerung der Abluftanlage ist dort ebenso untergebracht wie ein Schaltraum für die Stromversorgung. Ein Reservoir fasst 70 Kubikmeter Löschwasser, und ein Batterieraum mit 64 Aggregaten garantiert, dass auch im Fall eines totalen Stromausfalls die Tunneltechnik noch eine halbe Stunde weiter läuft. Denn die ganze Anlage ist so konzipiert, dass sie ohne Menschen auskommt. „Sobald der Tunnel in Betrieb ist, kommt hier niemand mehr rein“, sagt Bernd Wagner. „Nur im Katastrophenfall und natürlich zu Wartungszwecken.“

Um all das einzurichten ist Dieter Hucks seit März in Tuttlingen. Der Bauleiter der Firma Osmo hat mit einem bis zu 15-köpfigen Team die Sicherheitstechnik eingebaut, richtig loslegen konnten sie freilich erst, als der eigentliche Tunnel fertig war. „Der Tunnel muss uns in fertigem Zustand zur Verfügung gestellt werden“, erklärt Matthias Walter von Osmo, „in einer staubigen Baustelle können wir keine sensible Regeltechnik einbauen.“

Allein der Raum mit der Steuerungstechnik ist ein Fall für sich: Ob für die Brandmeldeanlage oder die Beleuchtung, ob für die Verkehrssteuerung oder die 29 Videokameras – für jedes Element der Sicherheitsausstattung gibt es einen eigenen Schaltschrank. Alles ist aufeinander abgestimmt und Teil eines großen Netzwerkes – ein Netzwerk, das wiederum mit den Systemen der Feuerwehr oder auch des Verkehrsfunks verbunden ist. Das einzurichten braucht Zeit, es zu testen ebenfalls. So muss zum Beispiel in den nächsten Tagen bei jeder der Fluchttüren separat überprüft werden, ob sich im Falle einer Öffnung auch wirklich die gesamte automatische Technik in Betrieb setzt – von der Videoaufzeichnung bis zur Meldung an die Polizei. Die Warnhinweise, die im Notfall via Lautsprecher und auch Verkehrsfunk gesendet werden, haben die Probe dagegen schon erfolgreich hinter sich. Und der einzige Kritikpunkt fällt nicht weiter ins Gewicht: Die Stimme, so berichten die Tester, klingt etwas arg nach Kaufhausdurchsage.