Digitalisierung im Bauhof
Mit Apps und Scannern gegen Eis und Schnee
Den Straßenzustand im Blick: Bauhofleiter Gerd Rudolf im Einsatzfahrzeug, der automatisch die Fahrbahnoberfläche abscannt.
„Hier haben wir die ganze Stadt im Blick“, sagt Gerd Rudolf und zeigt auf den Bildschirm in seinem Büro. Lilafarbene Striche ziehen sich über die Satellitenaufnahme des Tuttlinger Stadtgebietes, und wenn der Bauhofleiter mit der Maus über die Linien fährt, folgen weitere Informationen: Welches Fahrzeug ist hier gerade? .Und welche Ausstattung kommt zum Einsatz? Erfasst werden die Daten automatisch. Und im Bauhof-Büro in der Ludwigstaler Straße behält man so den Überblick. „Früher waren wir quasi blind – wir wussten nur, dass unsere Leute draußen sind – aber nicht, was sie genau machen, ob alles nach Plan läuft oder ob es irgendwo stockt“, berichtet Rudolf. „Heute können wir das ganz gezielt steuern und auch reagieren, wenn es irgendwo klemmt.“
Vor allem im Winterdienst zahlt sich die Digitalisierung aus. Denn das, was der Bauhof während der kalten Jahreszeit leisten muss, ist Tag für Tag und Nacht für Nacht aufs Neue eine logistische Herausforderung: Die Arbeit von 60 Männern und Frauen mit ihren 15 Lastwägen sowie zahlreichen Kleinräumern muss schließlich sinnvoll koordiniert werden – und das bei ständig wechselnden Arbeits- und Wetterbedingungen.
Schon bei der Alarmierung spart die Digitalisierung jede Menge Zeit. Früher musste jeder Mitarbeiter in aller Frühe einzeln angerufen werden, wenn bei starkem Schnee und Eis die gesamte Mannschaft benötigt wurde. Und das konnte bis zu zwei Stunden dauern. „Heute sind es zwei, drei Minuten“, so Gerd Rudolf. Ein paar Klicks reichen aus, und alle 60 Mitarbeitenden erhalten eine SMS und eine Sprachnachricht. Weitere Infos können ergänzt werden - zum Beispiel der Hinweis, dass man wegen Blitzeis schon bei der Anfahrt aufpassen sollte.
Auch die Analyse des Straßenzustandes wurde digitalisiert: Statt aufwändigen Messungen von Hand wird der Asphalt heute automatisch auf Glätte oder Nässe abgescannt. Die Dauer der täglichen Kontrolltour reduziert sich so von drei auf eine Stunde. „Wir erkennen Gefahren schneller, wir können schneller reagieren – und wir sparen jede Menge Zeit, die für unsere eigentlichen Aufgaben bleibt“, fasst Gerd Rudolf zusammen.
Von der Digitalisierung profitiert aber nicht nur der Winterdienst. Die vom Bauhof verwendete Software „Trace Mate“ hat auch Module für den allgemeinen Straßenzustand, für Spielplätze oder Stadtbäume, für Haltestellen und Streukisten, für Mülleimer oder Hundetütenspender und sogar für Biberschäden. Das Prinzip ist immer das Gleiche: Mängel werden vor Ort am Handy erfasst und automatisch an die zuständigen Stellen weitergeleitet, die sie dann schnellstmöglich abarbeiten. Vor allem wird alles automatisch dokumentiert – so dass man zum Beispiel bei jedem Spielplatz nachsehen kann, ob die zweiwöchigen Sicherheits-Checks auch wirklich durchgeführt wurden.
Eines kann aber auch die beste Software nicht: „Wenn es den ganzen Tag am Stück schneit, werden wir nie alle Straßen gleichzeitig räumen und ständig schneefrei halten können“, so Gerd Rudolf. Aber einen Vorteil bietet die Software auch hier: „Wenn ungeduldige Bürger anrufen, kann ich nachsehen, wo das nächste Räumfahrzeug gerade ist und wann es wohl kommen wird – und alleine schon diese Information beruhigt die meisten.“
Sie verlassen die Seite der Stadt Tuttlingen, ggf. werden Cookies und Ihre IP-Adresse an den Anbieter übertragen.