Energiekrise
Stadt spart bei Heizung, Warmwasser und Licht
Was passiert, wenn das Gas knapp wird? Mit dieser bisher nie dagewesenen Situation sieht sich auch die Stadt Tuttlingen konfrontiert. In mehreren Sitzungen hat der städtischen Krisenstab unter der Leitung von OB Michael Beck die Schwerpunkte für ein erstes Maßnahmenpaket beschlossen, an dem kontinuierlich weitergearbeitet wird. Dem Krisenstab gehören neben den betroffenen Fachbereichsleitern und zuständigen Mitarbeitern auch die Geschäftsführungen der Wohnbau und der SWT an.
Das zunächst vereinbarte Paket geht von verschiedenen Eskalationsstufen aus und umfasst neben kurzfristigen auch lang- und mittelfristige Maßnahmen. „Mir ist es wichtig, dass wir als Verwaltung vorbereitet sind – auch auf ein Worst-Case-Szenario“, so Beck. „Außerdem werden wir mit Hochdruck in den Bereich regenerative Energien einstiegen – hier werden wir gleich nach der Sommerpause erste Konzepte vorlegen.“
Mit Blick auf die aktuelle Krise sind folgende kurzfristige Maßnahmen vorgesehen. Einzelne davon – zum Beispiel im Freibad – wurden bereits umgesetzt.
- Das Freibad wird nur noch mit Solarthermie beheizt, die Unterstützung durch Gas fällt weg, lediglich die Duschen werden noch mit Gas beheizt.
- Das TuWass ist derzeit in Revision. Wann und in welcher Form es wieder in Betrieb genommen wird, hängt von der weiteren Entwicklung ab.
- Tiefbauamt und SWT legen eine Liste vor, in welchen Bereichen die Straßenbeleuchtung reduziert werden kann – dies hängt zum einen von der Technik, zum anderen von Sicherheitsfragen ab.
- Auf die repräsentative Beleuchtung von Rathaus und Stadthalle wird verzichtet.
- Die Raumtemperatur in städtischen Gebäuden wird mit Beginn der Heizperiode gesenkt: In Verwaltungsgebäuden auf 18 Grad (bisher 21 Grad), in Sporthallen auf 15 Grad (bisher 17), in Schulen auf 18 Grad (bisher 21), in Kindergärten auf 19 Grad (bisher 21) und in Kleinkinderbereichen von Kindergärten auf 22 Grad (bisher 24)
- In Verwaltungsgebäuden wird das warme Wasser sofort abgestellt.
- Die Hallen mit der schlechtesten Energiebilanz und der geringsten Auslastung sollen durch eine Optimierung der Belegungspläne vorübergehend ganz stillgelegt werden.
Mit Blick auf die Versorgungssicherheit von Privathaushalten und auch des wirtschaftlichen Heizens wird Folgendes umgesetzt:
- Wo es technisch möglich ist, senkt die Wohnbau im Winter Maximaltemperatur in Mietwohnungen zentral ab.
- Die SWT entwickelt für Gaskunden überschaubare Zahlungsmöglichkeiten – zum Beispiel PrePaid-Zähler. Außerdem werden Ratenvereinbarung oder Stundungen ermöglicht.
- Als zentrales Projekt wird dafür gesorgt, dass das städtische Nahwärmenetz unabhängiger vom Erdgas wird. Bereits seit kurzem hängt zum Beispiel Wöhrden am mit Hackschnitzeln betriebenen Blockheizkraftwerk (BHKW) Stadion, außerdem wurden bereits die Heizkreise der BHKW Olgastraße und Weimarstraße zusammengeführt, so dass das ganze Gebiet mit Hackschnitzeln beheizt werden kann.
Mit Blick auf den Worst Case bereitet die Stadt bereits jetzt Pläne für Wärmehallen vor. Dafür kommen vor allem die Hallen in Betracht, die nicht mit Gas beheizt werden. Bauhof und Feuerwehr arbeiten gemeinsam mit dem Fachbereich Soziales an einem Konzept, wie die Hallen ausgerüstet sein müssen und nach welchen Regeln sie betrieben werden.
„Mir ist bewusst, dass es auf manche absurd wirkt, mitten in der Hitzewelle über Wärmehallen zu reden“, so OB Beck, „aber wir wollen früh vorbereitet sein und nicht warten, bis die ersten Menschen frierend vor dem Rathaus stehen und dann erst einmal einen Arbeitskreis gründen.“
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