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TUT Spezial

Ukraine-Krieg
107 Geflüchtete in Tuttlingen – Stadt rechnet mit weiterem Zuzug


Zeichnung eines Feuerwehrautos

Ein Dankeschön an die Feuerwehr: Mit diesem Bild bedankten sich die ukrainischen Kinder, die zusammen mit ihren Müttern provisorisch in der Feuerwache untergebracht waren.

Bis jetzt ist es noch relativ überschaubar: Wer nach Tuttlingen kommt, hat in der Regel Freunde und Verwandte in der Stadt, und in fast allen Fällen kommen die Geflüchteten auch bei diesen unter. Die siebenköpfige Familie, die provisorisch in der Feuerwache untergebracht war, war hier bereits eine Ausnahme. Mittlerweile sind aber auch diese Geflüchteten privat untergebracht. Von ihren Gastgebern in der Feuerwache verabschieden sich die Kinder mit einem liebevoll gemalten Bild und die Mütter mit einem bewegenden Dankesmail: „Gott schütze Sie von jenen Schrecken, die geschehen in der Ukraine“, schreiben sie, „in unserer Heimat tobt ein brutaler Krieg. Über unseren Köpfen fliegen Raketen wie Vögel. Unsere Städte wurden zerstört.“

Bei der Stadtverwaltung geht man davon aus, dass der Zuzug bald deutlich zunehmen wird. Einen Vorgeschmack gab es am Montag: Mit 35 Neuzugängen, die sich allein für die Stadt Tuttlingen in der GAST anmeldeten, wurde ein bisheriger Höchstwert erreicht. „Wenn man sieht, wie viele Menschen nach wie vor fliehen und wie viele schon jetzt in Polen oder in Städten wie Berlin oder Frankfurt an der Oder sind, gehen wir davon aus, dass auch zu uns noch deutlich mehr Menschen kommen werden“, so OB Michael Beck. Aus diesem Grund hat die Stadt neben dem Bauhof und der Feuerwache bereits am Freitag die Mühlau-Halle vorsorglich hergerichtet, so dass auch dort Geflüchtete untergebracht werden können.

Gleichzeitig wurde auch weitere Ausrüstung beschafft. Nachdem Tuttlingen schon seit längerer Zeit über einen Vorrat an Feldbetten und Decken verfügt, wurden jetzt weitere 200 Feldbetten sowie die dazugehörigen Decken und Schlafsäcke beschafft – was gar nicht einfach war. „Der Markt ist leergefegt“, sagt Feuerwehrkommandant Klaus Vorwalder, „wir haben Glück, dass wir schon sehr früh bestellt haben und noch zum Zuge kamen.“ Beschafft wurden außerdem Kompakt-Küchen und Waschmaschinen. Gerd Rudolf und sein Team vom Bauhof haben die Geräte besorgt und erst einmal eingelagert – sie werden benötigt, um Wohnungen schnell bezugsfertig zu machen. Denn in den meisten Wohnungen, die der Stadt derzeit angeboten werden, befindet sich weder Kücheneinrichtungen noch andere Haushaltsgeräte.

Parallel dazu kommt die nächste Herausforderung auf die Stadt zu: Unter den Geflüchteten sind viele Kinder – und für die werden jetzt Schul- und Kindergartenplätze benötigt. Derzeit richtet die Stadt Anlaufstellen ein, bei denen sich Eltern melden können und bei denen sie beraten werden. Die entsprechenden Infos werden den Geflüchteten dieser Tage zugeschickt – zusammen mit einem auf deutsch und ukrainisch verfassten Willkommensbrief von OB Michael Beck. „Ich heiße Sie herzlich in unserer Stadt Willkommen. Und nach all dem, was Sie erleben mussten, hoffe ich, dass Sie und Ihre Angehörigen in Tuttlingen neue Kraft und neuen Mut sammeln können“, schreibt Beck.

Wie groß der Bedarf an Schul- und Kindergartenplätzen wird, lässt sich schwer sagen – zumal sich die Lage ja täglich ändern. OB Beck: „Hier kommen in den nächsten Wochen noch einige Herausforderungen auf uns zu.“